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NBA Playoffs: Die Houston Rockets gewinnen Spiel 4 bei den Warriors: Wir haben eine Serie!

Chris Paul war der entscheidende Mann für die Houston Rockets
© getty

Die Houston Rockets haben mit starker Defense im vierten Viertel Spiel 4 gewonnen und damit die Serie ausgeglichen. Für die Golden State Warriors wird der Druck nun größer, der Heimvorteil ist Geschichte.

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12 Punkte erzielten die Warriors in den ersten fünf Minuten der Partie, die Rockets dagegen keinen einzigen. Im vielleicht wichtigsten Spiel der Saison für die Texaner schien zu Beginn alles schief zu laufen. Diese Partie musste gewonnen werden, ein 1-3 hätten die Mannen von Mike D'Antoni wohl nicht aufholen können.

Das letzte Team, welches dies schaffte, waren 2016 die Cavs in den Finals, als LeBron James, Kyrie Irving und Co. Spiel 7 mit 93:89 in der Oracle Arena für sich entscheiden konnten - die letzte Heimniederlage von Golden State bis zum heutigen Tage. 16 Heimsiege am Stück hatten die Dubs seither geholt. Im vierten Viertel erzielten sie damals nur noch 13 Punkte und dieses Spiel gegen Houston hatte viele Parallelen.

Wie die Cavs spielten die Rockets in den letzten zwölf Minuten Defense auf dem allerhöchsten Level. Statt Ball Movement und viel Bewegung isolierten die Warriors viel und generierten kaum gute Würfe, was auch Coach Steve Kerr sauer aufstieß. "Wir haben an der Birne zu viel Isolation gespielt und den Gegner nicht dazu gezwungen, defensive Entscheidungen zu treffen."

Warriors-Offense stockt im vierten Viertel

12 magere Punkte sprangen dabei heraus, so viele wie in den ersten fünf Minuten, diesmal aber über ein ganzes Viertel verteilt. Nur drei von 18 Würfen gingen durch die Reuse, kein einziger aus der Distanz. Golden State spielte dabei gerade einmal einen Assist und keinen einzigen in den letzten 10:45 Minuten des Spiels.

Das letzte Viertel verlief konträr zu allem, was man von den Warriors in dieser Saison und darüber hinaus gewohnt ist. 29 direkte Vorlagen spielte der Champion zuvor im Schnitt, diesmal waren es dagegen mehr Turnover als Assists (16:14). Houston hatte es geschafft, den Rhythmus der Warriors zu brechen und ihnen ihr Iso-lastiges Spiel aufzudrücken.

"Wir haben einfach keine guten Würfe mehr bekommen, wir waren müde", gestand Kerr. "Es war am Ende nur noch Kampf und jede Menge Isolation. Das ist wohl gerade die moderne NBA."

Warriors: Bank zu dünn wegen Verletzung von Iguodala

Die angesprochene Müdigkeit kann natürlich nicht als Ausrede herhalten, doch durch die Verletzung von Andre Iguodala war die ohnehin kurze Warriors-Bank tatsäclich noch kürzer als zuvor. Gerade an geeigneten Flügelspielern mangelte es ohne Iggy. Kevin Durant und Draymond Green spielten satte 43 beziehungsweise 45 Minuten und nahmen spät im Spiel kaum mehr Einfluss.

KD, bisher in den Playoffs ein sensationeller Closer, traf nur noch einen Wurf bei fünf Versuchen und erzielte in diesem Abschnitt nur 6 seiner 27 Zähler. Green, der defensiv viel gefordert war, scheiterte bei einem Dunkversuch am Ring, seine Beine machten einfach nicht mehr mit.

Bankspieler wie Shaun Livingston (-15) oder Nick Young (-14) brachten keinerlei Entlastung und so spielten die Warriors quasi mit den Startern plus Rookie Jordan Bell, der seine Sache defensiv gut machte, aber zum Ende des Spiels nicht mehr das Vertrauen bekam. Vielleicht wird es sich doch noch rächen, dass Golden State mit Omri Casspi einen fähigen Flügelspieler für die Dienste von Quinn Cook entließ und nun vier Center hat, die alle ein DNP kassierten.

Rockets trotzen nächster Curry-Explosion

Auf der anderen Seite setzte auch Houston nur sieben Spieler ein, alle Starter außer Clint Capela knackten die 40 Minuten, doch die Rockets schienen hungriger zu sein, wie auch Coach Mike D'Antoni stolz feststellte, nachdem er sein Team nach Spiel 3 als soft bezeichnet hatte. "Sie waren müde, wir waren müde. Wir haben aber den Willen gezeigt. Es ist nicht immer schön, aber am Ende steht ein wichtiger Sieg."

In der Tat war der Wille dieser Rockets beeindruckend. Weder der fürchterliche Start noch die Curry-Explosion mit 17 Punkten im dritten Viertel nahm dem Team mit der besten Bilanz der Regular Season den Mut - und die beiden Stars James Harden und Chris Paul waren dabei echte Vorbilder.

Harden spielte dabei die wohl beste Two-Way-Halbzeit seiner Karriere, nachdem er zu Beginn noch unsicher wirkte und selbst einen völlig freien Transition-Dreier verweigerte. Furchtlos zog er immer wieder in das Herz der Warriors-Defense und fand einen guten Mix aus Abschluss und Ablage für die Mitspieler.

Rockets geben nicht auf - Harden kann auch Defense

Viel beeindruckender war aber seine Arbeit am hinteren Ende des Feldes mit 3 Steals und 2 Blocks. Unter anderem stibitzte er Durant gleich zweimal in Serie den Spalding und verschaffte den Rockets wichtige, leichte Punkte. Selbst isoliert gegen Curry gab der Bärtige nicht klein bei, wie er es schon so oft gemacht hat.

"Das machen wir schon das ganze Jahr", war Harden nach der Partie stolz. "Sie haben ihre Runs gehabt, doch wir haben uns immer wieder zurückgekämpft. Spiel 3 war nur eine Partie, wir sind heute mit der Mentalität aufgetreten, dass wir das Spiel gewinnen werden, und das haben wir getan."

Dem stimmte auch sein kongenialer Partner, CP3, zu. "Wir haben einfach immer weitergemacht", sagte Paul. "Wir wussten, dass ihr Push im dritten Viertel kommen würde. Sie haben das im Köcher - aber wir eben auch."

Chris Paul macht den Unterschied

Wie von Paul angesprochen, hatten die Texaner immer eine Antwort - und diese kam zumeist vom Point God höchstpersönlich. Die besten Minuten spielte Houston dann, wenn Durant oder Curry auf der Bank saßen und CP3 den Laden, ergo die Rockets-Offense, schmiss.

Am Ende standen zwar nur 4 Assists, doch die 2 im vierten Viertel ebneten den Rockets den Weg zum Sieg. Wie er im Bowling-Style, völlig zugestellt, Trevor Ariza von Ecke zu Ecke bediente, war die ganz große Schule des Playmakings. Auch der letztlich spielentscheidende Dreier von Eric Gordon 2:27 Minuten vor Schluss zum 94:89 wurde von Paul assistiert.

Zuvor hatte CP3 seine Farben im Spiel gehalten, als Harden nach einer grandiosen ersten Halbzeit abbaute und nach dem Wechsel nur noch 6 Zähler markierte. Paul verbuchte dagegen in den letzten 28 Minuten 25 Punkte durch Pullups mit der höchstmöglichsten Schwierigkeit (8/13 FG bei Jumpern in diesem Zeitraum).

"Er macht das schon so lange", schwärmte Harden von seinem Backcourt-Partner. "Jetzt hat er die Möglichkeit, das auch auf dieser Bühne zu zeigen. Jeder weiß, wie gut er ist. Seine Pässe, seine Fähigkeit, schwere Würfe zu treffen und auch seine Defense. Er war so wichtig für uns heute."

Curry verpasst die Chance auf den Sieg mit dem Buzzer

Dabei hätte Paul auch noch zum tragischen Helden werden können. Nach dem zu kurzen Jumper von Klay Thompson schien das Spiel durch und Houston verabschiedete sich schon mit dem Gefühl des Sieges in die Katakomben der altehrwürdigen Oracle Arena.

Nach einer Review packten die Schiedsrichter aber noch einmal 0,5 Sekunden auf die Uhr und CP3 musste beim Stand von 94:92 an die Freiwurflinie. Nachdem er den ersten Versuch danebengesetzt hatte, versenkte er den zweiten. Bei einem Miss wäre die Uhr wohl runtergelaufen, doch so nahmen die Dubs noch eine Auszeit und bekamen mit einem völlig offenen Dreier eine hochprozentige Chance auf den Ausgleich.

Curry verfehlte aber und die Rockets kamen mit dem Schrecken davon. Es zeigt, wie minimal die Spanne für Fehler ist. Statt 1-3 heißt es nun also 2-2, die Rockets haben sich den Heimvorteil zurückgeholt und könnten im Idealfall die Serie schon in Spiel 6 an gleicher Stelle closen, nachdem Houston nach Spiel 3 von vielen bereits abgeschrieben wurde.

Warriors: Erste Serie über mindestens 6 Spiele mit Durant

Für Curry wenig verständlich, was er auf der PK noch einmal hervorhob. "Sie haben 65 Spiele gewonnen, sie sind ein gutes Team, aber wir sind es auch", warnte der zweifache MVP. "Es ist ein schmaler Grat zwischen Gewinnen und Verlieren, schmaler, als er es noch im vergangenen Jahr war."

Genau das war es doch, was sich die Fans von dieser Serie erwarteten. Wenn jemand die Warriors kitzeln kann, dann doch bitte die in der Regular Season (zurecht) so hochgelobten Rockets. Erstmals müssen die Dubs nun mit Durant im Roster ein Spiel 6 in den Playoffs absolvieren, noch dazu ohne Heimvorteil.

Die Rockets haben tatsächlich das geschafft, woran die Spurs (2x), die Blazers, die Pelicans, die Jazz und die Cavaliers gescheitert sind: Ladies and Gentlemen - wir haben eine Serie!

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