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NBA Above the Break: Mailbag! Playoffs, Doncic, Schröder, Dubs-Center, Celtics-Trades

Jayson Tatum gehört zur wichtigsten Spielergattung der NBA - nach Leuten wie LeBron James.
© getty

Willkommen zur neuen Ausgabe Above the Break - der SPOX-NBA-Kolumne! Inmitten der Conference Finals leert NBA-Redakteur Ole Frerks sein Postfach und beantwortet die Fragen der Leser. Themen dabei: Die Aktionen von Dennis Schröder, die Center-Position bei den Golden State Warriors, Luka Doncic vs. DeAndre Ayton - und viele mehr!

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@kamil2_0: Auf einem Niveau wie den Conference Finals, warum gehen die Spiele immer +10 (oder noch deutlicher) aus und nicht enger?

Auch wenn die beiden vierten Spiele nun jeweils enger waren, insbesondere das sensationelle vierte Spiel im Westen, war dies natürlich eine korrekte Beobachtung: Die ersten sechs Spiele der Conference Finals gingen mit 13 (2x), 22, 25, 30 und 41 Punkten Unterschied aus und echte Spannung kam nahezu überhaupt nicht auf. Die Gründe dafür sind meiner Meinung nach vielschichtig.

Ein Faktor, der sich durch nahezu alle Blowouts zieht, ist die Dreierquote: Alle vier Teams, die noch stehen, nehmen einen Haufen Dreier und sind bis zu einem gewissen Maße davon abhängig, dass die Rollenspieler ihre Triples versenken. Die Rockets haben Spiel 2 ja beispielsweise nicht dominiert, weil ihre Stars überragend gespielt haben, sondern weil die Kombination Ariza-Tucker-Gordon kaum daneben werfen konnte.

Die Celtics treffen zuhause 38,7 Prozent ihrer Dreier, auswärts aber nur 30,6 - ein wesentlicher Faktor dabei, dass sie in Boston ungeschlagen sind und auswärts nur ein Spiel gewonnen haben. Der Heimvorteil scheint grundsätzlich für alle Teams eine recht große Rolle zu spielen. Zumindest im Osten, wo sich die Leistungen der Rollenspieler zuhause und auswärts wie Tag und Nacht unterscheiden.

Insbesondere im Westen sind die Teams zudem offensiv so explosiv, dass einige schlechte Minuten sofort zu einem 20-Punkte-Rückstand führen können. Dann müssen die Coaches abwägen, ob noch die Körner für ein Comeback vorhanden sind oder ob sie gewissen Stars eine zusätzliche Pause verschaffen oder auch Lineup-Kombinationen ausprobieren, die im nächsten Spiel vielleicht einen Unterschied machen könnten.

Ich glaube nicht an die Theorie von Bill Simmons, dass manche Spiele bewusst abgeschenkt werden, aber sicherlich ist der Arbeitsaufwand ein Thema, das die Coaches beschäftigt. Lohnt es sich, einen nicht komplett fitten Chris Paul 40+ Minuten spielen zu lassen, wenn sein Team mit 20+ Punkten hinten liegt, oder spart man dann lieber Kraft und schaut in der Zwischenzeit, ob ein paar nicht so oft eingesetzte Spieler vielleicht noch einmal Feuer fangen können?

Was dabei rauskommt, ist bisher zugebenermaßen oft enttäuschend gewesen. Zu viele Spiele haben schon vor dem vierten Viertel ihren Reiz verloren. Der Faktor Zufall ist gerade im Hinblick auf die Dreierquote von Spiel zu Spiel so groß, dass sich auch kaum eine "Lösung" dafür finden lassen wird.

Vor allem Spiel 4 in Oakland hat nun aber gezeigt, dass es eben doch auch anders geht. Jetzt sind beide Serien "best-of-3" - deswegen gehe ich davon aus, dass jetzt kein Team mehr irgendetwas aufspart.

@jaspervonlegat: Welche Bedeutung hat der Center bei den Warriors? Wie wichtig ist die Position in ihrem Spiel und warum fällt es so leicht auf der Position so durchzuwechseln. Letzte Saison Zaza, diese JaVale McGee und in den Playoffs gar niemand oder viele.

Solange den Warriors kein Shaquille O'Neal zu seiner besten Zeit begegnet, spielt die Center-Position für ihr Spiel keine wesentliche Rolle - wie grundsätzlich alle klassischen Positionen übrigens. Die Dubs haben das vielzitierte "positionslose" Spiel nahezu perfektioniert, weil sie insbesondere mit ihren kleineren Lineups alles switchen können und lediglich Stephen Curry in individuellen Matchups zu einer Schwachstelle werden kann (auch wenn er ein besserer Verteidiger ist, als ihm das oft zugestanden wird).

Der Katalysator dafür, derjenige, der alles möglich macht, ist Draymond Green. Es wird mir immer noch nicht genug gewürdigt, was für ein einzigartiger Spieler Green ist, was sicherlich auch an seiner - politisch korrekt ausgedrückt - schwierigen Art liegt. Aber was er aktuell in den Playoffs wieder liefert, kann man kaum genug hervorheben. Man spricht ja immer wieder von defensiver Vielseitigkeit, aber niemand außer Green verteidigt wirklich regelmäßig alle fünf Positionen, ohne dabei jemals ein echtes Mismatch zu sein.

Harden und Paul mögen denken, dass es eine gute Aussicht ist, am Perimeter gegen Green Iso zu spielen, ein wirklich effektives Play ist das aber nicht - 0,65 Punkte pro Possession springen in Isolationen gegen Green in diesen Playoffs heraus. Gleichzeitig gehört er nach wie vor zu den besten Ringbeschützern der Liga. Er antizipiert Plays besser als jeder andere NBA-Verteidiger und stopft Lücken, bevor andere diese überhaupt wahrnehmen.

Dass er zudem mehr als fähige Team- und Individualverteidiger wie Thompson, Iguodala, Livingston und natürlich Durant um sich hat, hilft natürlich und erlaubt es Green, als Organisator der - wenn fokussiert - immer noch besten Defense der Liga zu fungieren.

Green kann allerdings weder all seine Minuten auf der Fünf spielen (wenngleich es in den Playoffs ein sehr großer Teil ist), noch kann er 48 Minuten auf dem Court stehen. Da die Warriors aufgrund ihrer Gehaltsstruktur aber aktuell keinen hochkarätigen Center mehr holen können, haben sie für die großen Positionen ein Potpourri an Ring-Chasern und Youngstern auf Rookie-Deals zusammengestellt.

Kurioserweise besteht der für Small-Ball berühmte Warriors-Kader beinahe zur Hälfte aus Big Men. Je nach Matchup entscheidet Kerr, wessen Stärken gerade gebraucht werden, ob beispielsweise die Athletik McGees gegen New Orleans oder die höhere Beweglichkeit von Kevon Looney gegen die Rockets eher gefragt sind.

Keiner von ihnen ist eine wirklich gute Dauerlösung, aber dafür besteht auch keine Not. Solange Green seine Emotionen (ausreichend) im Griff hat, gehen die wichtigsten Minuten auf der Fünf an ihn. Konstant bestrafen konnte das bisher noch niemand.

@svlkicker: Was machen die Celtics in der Offseason? Macht es Sinn jetzt schon einen der drei Flügel (Brown, Tatum, Hayward) für einen elitären Big Man zu traden? Einer der Drei würde von der Bank kommen müssen. Wer wird das stand jetzt am ehesten sein?

Die Celtics haben in Al Horford bereits einen elitären Big Man - wenn wir auf die aktuellen Playoffs blicken, verkörpert er genau den Spielertyp, der momentan gefragt ist. Ganz ähnlich wie bei Green ist Horfords Vielseitigkeit der Schlüssel für fast alles, was Boston defensiv wie offensiv macht. Horford ist der Draymond des Ostens, mit deutlich weniger Attitüde und besserem Wurf. So wie der NBA-Basketball heutzutage aussieht, ist das mit die wertvollste Art von Spieler, die man haben kann (Super-Duper-Stars wie LeBron oder Durant ausgenommen).

Die zweitwertvollste Art? Two-Way-Player auf dem Flügel, die athletisch und vielseitig genug sind, um alle möglichen Switches mitzugehen. Spieler wie Hayward, Brown, Tatum, Marcus Smart ... man kann nicht genug davon haben! Es ist kein Zufall, dass Danny Ainge seit Jahren genau diese Spieler haben will, auch wenn der Brown-Pick kritisiert wurde und auch der Trade von Markelle Fultz für Tatum und einen Lottery-Pick zunächst längst nicht überall auf Verständnis stieß.

Boston wird nächste Saison nicht alle, aber viele Spiele mit der Starting Five Irving, Brown, Hayward, Tatum und Horford eröffnen. Am Ende der meisten Spiele dürften die drei Wings alle auf dem Court stehen und das ist eigentlich auch genau das, was die Celtics für die kommende Saison so interessant - und vermutlich auch zum Favoriten im Osten - macht. Früher oder später wird Boston nicht alle drei bezahlen können, aber so weit ist es jetzt noch nicht.

Die Gehälter der wichtigsten Celtics-Spieler in Millionen Dollar

Spieler2017/182018/192019/202020/212021/22
Gordon Hayward29,731,232,734,2*UFA
Al Horford27,728,930,1*UFA
Kyrie Irving18,920,121,3*UFA
Jayson Tatum5,66,77,8**9,9**RFA
Jaylen Brown55,26,5**RFA
Marcus Smart4,5RFA
Terry Rozier23,1RFA

*=Spieler-Option, **=Team-Option, RFA=Restricted Free Agent, UFA=Unrestricted Free Agent

Was in diesem Sommer ansteht, ist eine andere Entscheidung: Boston muss abwägen, wie viel Geld RFA Smart wert ist und was man aus der Personalie Terry Rozier macht. Scary Terry wird nach der kommenden Saison RFA und die Celtics werden sich kaum zwei teure Backup-Guards leisten wollen - Roziers Wert war zudem noch nie höher als aktuell (immer nach den Heimspielen). Ainge wäre es locker zuzutrauen, dass er die Gunst der Stunde nutzt und Rozier für weitere Assets verscherbelt, sicher kann man sich hier aber nicht sein.

Dazu: Ich glaube, dass bei den Celtics niemand grundsätzlich untradeable ist. Der Spieler, der jedoch am "sichersten" ist, ist Tatum. Nicht einmal Irving hat so viel Upside wie er, dazu ist er teurer und hat nun eine Vorgeschichte mit Knieproblemen. Tatum wird, wenn überhaupt, nur dann jemals getradet werden, wenn dafür ein Kaliber wie Anthony Davis zurückkommt.

@Posh1Josh: Wie stehst du zu dem Gerücht, dass die die Spurs Kawhi Leonard einen 219 Mio. 5 Jahres Vertag geboten haben. Denkst du er wird ihn unterschreiben?

Anbieten können sie ihm diesen Vertrag erst ab dem 1. Juli, wenn die Free Agency beginnt, davon gehe ich aber auch aus. Ob er ihn dann unterschreibt, ist eine andere Frage - ich hatte hier schon einmal einiges dazu geschrieben und viel schlauer sind wir seit dem Playoff-Aus San Antonios auch nicht geworden. Aus Spurs-Sicht dürfte weiter großes Interesse daran bestehen, einen der besten Spieler der Liga zu halten, wie es sich bei ihm verhält, ist hingegen schwer zu beurteilen.

Fakt ist: Den "Supermax"-Vertrag hat bisher noch niemand abgelehnt, seit er eingeführt wurde. Leonard kann diesen nur bei den Spurs unterschreiben, wenn sie ihm denn wirklich das entsprechende Angebot machen. Aber aktuell weiß einfach niemand, wie genau Leonards Prioritäten wirklich aussehen.