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Al Horford von den Boston Celtics im Interview: "Daniel Theis ist ein Winner"

Al Horford hat sich in den letzten Jahren zu einem elitären Distanzschützen entwickelt.
© getty

Al Horford ist neben Kyrie Irving der wichtigste Spieler bei den Boston Celtics. SPOX traf den All-Star in London zu einem kurzen Gespräch über die Saison der Celtics und seine persönliche Entwicklung zum Sniper.

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Und: Seine Erklärung, warum Daniel Theis kein klassischer Rookie ist.

SPOX: Mr. Horford, erst einmal Glückwunsch zur bisher sehr erfolgreichen Saison der Celtics. Hätten Sie das für möglich gehalten, als sich Gordon Hayward nach nur fünf Minuten in der Saison verletzte?

Al Horford: Mit so einer Bilanz habe ich auf keinen Fall gerechnet.

SPOX: Wie lautet Ihre Erklärung dafür?

Horford: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es fängt alles mit unserem Coach Brad Stevens an, denke ich - er lebt diese Mentalität vor, dass man das Beste aus dem herausholen soll, was einem zur Verfügung steht. Er denkt nicht rückwärts, sondern vorwärts, und das hat er ganz gut auf uns übertragen. Wir haben uns zusammengerauft und wollten auch für Gordon zeigen, dass man uns eben trotzdem noch nicht abschreiben sollte, dass wir immer noch Qualität haben. Ich hätte aber wirklich nicht damit gerechnet, dass wir so eine konstante Saison ohne Gordon hinlegen würden. Die Disziplin macht da bei uns einen sehr wichtigen Faktor aus.

SPOX: An sich ist das ja eher ungewöhnlich, da viele der Leistungsträger im ersten oder zweiten Jahr ihrer Karriere stehen. Wie ist es zu erklären, dass das gerade defensiv so gut funktioniert? Boston hat immer noch das beste Defensiv-Rating der Liga.

Horford: Auch hier würde ich wieder mit dem Coach beginnen. Ihm ist die defensive Disziplin sehr wichtig - wer hinten nicht auf der Höhe ist, bekommt auch nicht so viel Spielzeit, das hat beispielsweise Jaylen Brown Anfang der letzten Saison gelernt und sich dementsprechend defensiv verbessert. Defense ist der erste und wichtigste Schritt dafür, um fest in die Rotation zu kommen. Und auch wenn bei uns viele junge Spieler dabei sind: Sie haben das alle verinnerlicht. Wir kommunizieren defensiv gut miteinander und auch ein Jayson Tatum, der ja Rookie und gerade einmal 20 Jahre alt ist, findet sich darin schon sehr gut zurecht. Es ist also ein Mix aus Personal, Coaching und Ehrgeiz, so würde ich das beschreiben.

SPOX: Auf den großen Positionen stehen mit Ihnen, Marcus Morris und Aron Baynes einige erfahrene Spieler zur Verfügung, in Daniel Theis aber auch ein Rookie. Wie nehmen Sie ihn war?

Horford: Daniel ist ein Winner. Man merkt ihm auf jeden Fall an, dass er kein klassischer Rookie ist, weil er eben schon einige Jahre professionell auf einem ziemlich hohen Niveau gespielt hat. Er ist gerade als Rebounder und Shotblocker wirklich gut und macht viele Plays unter dem Radar, die nicht im Boxscore stehen und trotzdem positiv zum Sieg beitragen. Daniel ist auf jeden Fall ein Spielertyp, den man gerne neben sich stehen hat, gerade defensiv passt er super in unser Schema.

SPOX: Auch Kyrie Irving fügt sich in dieses Schema gut ein, obwohl er in den letzten Jahren als Defensiv-Allergiker verschrien war. Hat Sie das überrascht?

Horford (grinst): Ich meine, es ist eine gute Überraschung, oder? Ich denke, ihm ist einfach bewusst, was für eine Rolle er bei uns gerade für die Rookies und Sophomores hat. Er ist der Star, er ist der Champion, er ist derjenige, den sie schon in den Finals gesehen haben, obwohl er selbst noch sehr jung ist. Dadurch ist er automatisch auch einer der Leader und er will diese Rolle wirklich annehmen. Deswegen ist es ihm auch wichtig, dass er nicht nur offensiv, sondern auch defensiv mit einem guten Beispiel vorangeht. Die Fähigkeiten dazu hat er ja ohne Frage.

SPOX: Offensiv haben Sie mit Irving eine ziemlich beeindruckende Chemie mit Irving im Pick'n'Roll, quasi schon seit Saisonbeginn. Haben Sie da im Training Camp schon dran gearbeitet oder hat sich das einfach natürlich entwickelt?

Horford: Das kam tatsächlich sehr natürlich. Kyrie ist ein sehr intelligenter Spieler und ich bin einfach jemand, der versucht, das Spiel für alle anderen leichter zu machen, indem ich mich auf eine bestimmte Art bewege oder bestimmte Freiräume besetze. Ich glaube, dass wir uns da einfach sehr gut ergänzen - wir haben nicht viel Zeit gebraucht, um da gut zueinander zu finden.

SPOX: Sie waren beide auch beim All-Star Game dabei. Würden Sie sagen, dass Sie sich derzeit in der besten Form Ihrer Karriere befinden?

Horford: Das würde ich sagen, ja. Ich habe zwar in meiner Laufbahn auch schon in einigen Saisons mehr Punkte erzielt als jetzt, aber ich denke, dass ich ein kompletterer Spieler geworden bin und jetzt einige Sachen beherrsche, die ich früher so nicht draufhatte. Ich habe das Gefühl, dass ich noch besser werde.

Die Statistiken von Al Horford seit 2013

SaisonTeamPunkteReboundsAssists3PA3FG%
13/14Atlanta Hawks18,68,42,60,436,4
14/15Atlanta Hawks15,27,23,20,530,6
15/16Atlanta Hawks15,27,33,23,134,4
16/17Boston Celtics146,853,635,5
17/18Boston Celtics12,87,54,93,243,4

SPOX: Gerade Ihr Dreier ist mittlerweile eine echte Waffe, sie treffen in dieser Saison über 43 Prozent. Wie viel Arbeit steckt dahinter? Noch vor wenigen Jahren nahmen sie den Wurf fast überhaupt nicht.

Horford: Da steckt auf jeden Fall sehr viel Arbeit dahinter - man muss sich ja auch den Zeiten ein wenig anpassen und heute ist der Wurf einfach noch einmal viel wichtiger geworden als zum Start meiner Karriere. Die Arbeit wird aber fast mehr auf der mentalen Ebene verrichtet, wenn ich ehrlich bin. Es geht gerade als Big darum, sich mit dem Distanzwurf wohlzufühlen und ihn selbstbewusst zu nehmen, einfach weil das nicht unsere traditionelle Aufgabe ist. Es hat schon in Atlanta in den letzten Jahren angefangen, dass mich meine Coaches und Teammates sehr dazu ermutigt haben, auch von draußen zu werfen, weil sie sahen, dass der Wurf im Training gut aussah. Mittlerweile fühle ich mich auch im Spiel sehr wohl damit. Aber da steckten viele Einheiten und Gespräche dahinter. Wie gesagt: Der Wurf ist eine mentale Angelegenheit.

SPOX: Mit welcher Zielsetzung gehen Sie den Rest der Saison an? Wie wichtig ist der First Seed?

Horford: Das steht für uns nicht an oberster Stelle. Wir wollen guten Basketball spielen, darum geht es - dass das Seeding nicht alles entscheidend ist, haben wir erst letzte Saison erlebt, als wir Heimvorteil in den Conference Finals hatten und dort trotzdem gegen Cleveland verloren haben. Nein, wir wollen einfach in bestmöglicher Form die Playoffs erreichen und zum richtigen Zeitpunkt unseren besten Basketball spielen. Dann wird sich zeigen, wohin die Reise führt!

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