NBA

Die Entwicklung von Devin Booker bei den Phoenix Suns: Eher Harden als Thompson

Von Lukas Herold
Devin Booker ist das Gesicht der Phoenix Suns.
© getty

Die Phoenix Suns waren in den vergangenen Jahren eines der schlechtesten Teams der NBA und belegen auch derzeit nur den 13. Platz im Westen. Ein erneuter Trip in die Lottery ist schon so gut wie sicher. Dennoch gibt es Hoffnung auf baldigen Erfolg - denn Franchise Player Devin Booker wird als Spieler von Tag zu Tag reifer. Dabei hätte alles anders kommen können.

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Eigentlich wollten die Suns in der Offseason - wie schon in einigen Jahren zuvor - die Hortung von Talenten beenden. Es sollte nach vorne gehen, mindestens ein Spieler mit All-Star-Format an Land gezogen werden. Entsprechend heiß ging es in der Gerüchteküche her: Phoenix war im Rennen um Kyrie Irving oder Blake Griffin.

Beide kamen nicht nach Arizona - und so blieb den Suns nicht viel anderes übrig, als erneut Geduld zu haben und noch mehr Verantwortung in die Hände von Devin Booker zu legen.

Das geht inzwischen sogar soweit, dass General Manager Ryan McDonough im Dezember erklärt hatte, dass Booker bei zukünftigen Entscheidungen bei der Ausrichtung des Teams - oder bei der Frage, ob Jay Triano mehr ist als nur Interims-Coach - mitreden darf und sein Wort Gewicht hat. So etwas ist nur einem Franchise Player vergönnt, der Booker in Phoenix sein soll.

Dabei war nicht jeder davon überzeugt, dass Booker solch ein Franchise Player sein könnte. Es stellt sich nach einer weiteren Halbsaison also die Frage: Geht Phoenix den richtigen Weg? Kann Booker ein Superstar sein?"

Devin Booker in Sphären der ganz Großen

Ja, zumindest in puncto Scoring. Mit zarten 21 Jahren legt Booker 25,3 Punkte pro Spiel auf - nur sieben andere Spieler hatten in diesem Alter einen höheren Punkteschnitt. Einer von ihnen war ein gewisser Michael Jordan, der eines allerdings nicht schaffte: In einem Spiel 70 oder mehr Punkte aufzulegen.

Das gelang Booker in der vergangenen Saison gegen die Boston Celtics und wurde dadurch zum jüngsten Spieler aller Zeiten, der diese Marke brach. Booker selbst scherzte über seine Meilensteine: "Was kann Jordan, das ich nicht kann? In Boston hat er nie 70 Punkte gescored." Booker darauf zu reduzieren, wäre allerdings ein Fehler.

In der aktuellen Saison legen neben Booker nur neun weitere Spieler 23 Punkte, 4 Rebounds und 4 Assists bei einem True-Shooting-Wert von mindestens 54 Prozent auf. Im Draft und in seinen ersten beiden Spielzeiten galt Booker - von der Defense abgesehen - als ein Typ Klay Thompson, als Finisher, doch Suns-Coach Jay Triano lässt ihn mittlerweile als primären Ballhandler agieren.

Devin Booker: Spielstil a la James Harden?

Seine Funktion als Ballhandler nutzt Booker, um deutlich mehr Pick-and-Rolls zu laufen. In seinen ersten beiden Saisons lief Booker insgesamt 800 Stück davon - nach seinen ersten 36 Spielen dieser Spielzeit sind es bereits 239. Im College war er - auch aufgrund des starken Teams von Kentucky, das nicht einmal Karl Anthony-Towns zur Entfaltung kommen ließ - eher der Typ Thompson (0,3 Pick-and-Rolls pro Spiel), doch in dieser Saison ist James Harden der passendere Vergleich.

Damit ist Booker offensichtlich zufrieden. "Ich liebe Triano. Er macht einen wunderbaren Job, seitdem er da ist", schwärmt Booker von seinem Coach im Gespräch mit AZ Central. Triano kann für sein Experiment bereits die ersten Früchte ernten: Bookers Ballhandling hat sich im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich verbessert.

Auch seinen Dreier trifft er bei erhöhtem Volumen besser als in der letzten Saison (38,7 Prozent Dreierquote). Aktuell treffen nur sieben weitere Spieler hochprozentiger, die mindestens sieben Mal pro Spiel von Downtown abdrücken. Darunter sind nur zwei primäre Ballhandler: Stephen Curry und Kyle Lowry.

Booker: Schon jetzt ein Killer

Die Treffsicherheit von draußen kommt Booker auch in der Crunchtime zugute, wo er schon einige wichtige Würfe für die Suns getroffen hat. Kürzlich etwa schickte er per Dreier das Spiel gegen die Hawks in die Overtime. Es war nicht der einzige Clutch-Dreier Bookers: In der vergangenen Saison erlegte er 30 Sekunden vor Ende die New York Knicks, bevor er wenige Wochen später die Sacramento Kings mit dem Buzzer niederstreckte.

Doch Booker kann viel mehr: In dieser Saison schoss er die Suns mit einem Buzzerbeater-Fadeaway ins Gesicht von Wesley Matthews zum Sieg über die Dallas Mavericks. Er ist schon jetzt einer der besten Clutch-Spieler der Liga: In der Saison 2016/17 erzielten nur sechs weitere Spieler mehr Clutch-Punkte als Booker, dem insgesamt 90 davon gelangen.

Die NBA definiert eine solche Situation so: Das Spiel befindet sich in den letzten fünf Minuten und die Punktedifferenz zwischen den Teams beträgt nicht mehr als 5. In dieser Saison rangiert Booker auf dem vierten Rang dieser Wertung. Aber: Kein Spieler schließt seine Werte mit einer besseren Quote ab. Celtics-Star Kyrie Irving sieht in Booker bereits jetzt einen Gewinner: "Er hat es einfach in sich. Er hat schon jetzt diesen Killerinstinkt."

Phoenix Suns: Nur die L.A. Lakers werfen mehr Backsteine

Das Vertrauen von Coach Triano zahlt er auch mit deutlich verbesserten Assists-Zahlen zurück. In seiner Rookie-Saison verteilte Booker nur magere 2,5 Vorlagen - inzwischen sind es knapp doppelt so viele.

Auch Harden legte nach seinem Wechsel in Richtung Houston eine solche Entwicklung hin, doch dieser hat inzwischen das perfekte Team um sich herum. Ganz anders sieht es bei den Suns aus: Daniels ist mit rund 41 Prozent der beste Dreierschütze der Suns, während sonst nur Dudley, Bender und natürlich Booker überdurchschnittlich treffen. Eine Folge davon ist, dass die Suns im Teamvergleich nur besser als die Backsteinfabrik der LA Lakers werfen.

Zumeist startet neben Booker Tyler Ulis, der nicht nur den Ball aus den Händen des besten Spielers nimmt, sondern auch kein Spacing bietet (26,8 Prozent Dreierquote). Desweiteren sind Marquese Chriss, Josh Jackson und TJ Warren allesamt keine Schützen. Warren steht aktuell bei 19 (!) Prozent von Downtown. Jackson kam aus dem College als starker Verteidiger, die neben Booker bitter nötig sind, doch auch er muss logischerweise an seinem Wurf arbeiten. Durch die Schwäche seiner Mitspieler können sich die Gegenspieler - vor allem beim Drive - mehr auf Booker konzentrieren.

Booker muss weiter an der Defense arbeiten

Apropos Defense: Diese ist vermutlich die wichtigste Frage, wenn darüber diskutiert wird, ob Booker überhaupt ein Franchise Player sein kann. Auch in dieser Saison lässt sich ein Spielfilm aus Bookers defensiven Lowlights schneiden, doch er hat sich vor allem in der Pick-and-Roll-Verteidigung gesteigert: Inzwischen bleibt er nicht an jedem Block hängen. Davon ist auch Triano überzeugt, der mit Sports on Earth sprach: "Den größten Sprung hat er in der Verteidigung gemacht. Er setzt unsere Vorgaben in puncto Pick-and-Roll-Defense und Kommunikation gut um."

Bookers Einfluss auf die Defense ist allerdings immer noch negativ: Mit Booker auf dem Feld haben die Suns ein Defensiv-Rating von 110,5 - ohne ihn beträgt es 107,9. Auch Harden gilt als schlechter Verteidiger, allerdings scheitert es beim Beard vor allem an der mangelnden Einstellung.

Denn wenn Harden Bock hat, ist er - wie im letzten Spiel gegen die Warriors - durchaus ein akzeptabler Verteidiger. Im Post aufgrund seiner Masse sogar ein guter. Um ein echter Franchise Player zu werden, muss Booker also defensiv noch eine Schippe drauflegen.

Die Phoenix Suns haben genug Assets

Es ist besser, dass die Suns in der vergangenen Offseason keinen großen Fisch an Land gezogen haben, da die Entwicklung von Booker deutlich gelitten hätte und das Team allgemein noch ganz und garnicht bereit ist, zu gewinnen.

"Er hat bereits die Fähigkeiten und ist bereits ein großartiger Spieler, weil er nicht nur scoren kann. Er kann auch rebounden und passen. Jetzt geht es nur noch darum, ihm die richtigen Spieler an die Seite zu stellen", erklärte Irving beeindruckt nach dem Spiel dieser Saison, in dem Booker 38 Punkte auflegte. Die Wüstenstädter haben diverse Assets, um ihrem Star das perfekte Team zu bauen (- oder einen weiteren Star zu holen.)

Im Asset-Topf der Suns sind neben allen eigenen Picks auch zwei Firstrounder aus Miami und der Milwaukee-Pick aus dem Bledsoe-Trade. Dass hohe Picks allein noch keine Garantie für den Erfolg sind, haben nicht zuletzt die Suns in den letzten Jahren bewiesen - bei Bender, Chriss und auch Jackson steht die Jury noch aus, ob man sie eines Tages als gute Picks bezeichnen kann. Mit Booker jedoch scheinen die Suns die allerwichtigste Entscheidung schon mal gemeistert zu haben - ein explosiver Scorer ist er bereits, ein (zumindest offensiv) kompletter Superstar scheint ebenfalls in ihm zu stecken

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