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Above the Break: Sind die Cleveland Cavaliers noch zu retten?

Auch LeBron James wirkt mit der Situation der Cavaliers momentan überfordert.
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User-Fragen: Die Celtics, der Griffin-Trade, Roberson, Miami und Co.

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Thema Cleveland Cavaliers:

@Jonas_Zunke: Welche Trades müssen die Cavs machen, um noch irgendwas mit den Finals zu tun zu haben?

@cpshimself: Haben die Cavs mit dem Trade von Thomas einen Fehler gemacht, der sie die Chance auf den Titel kostet?

@Rasmus_1006: Was ist bei den Cavs los? Auch intern, mit der ganzen Debatte um Thomas und Love. Was wird passieren und wie sind die Chancen für die Finals?

Siehe oben - ich habe diese Fragen teilweise einfließen lassen. Nur nochmal zum Thomas-Trade: Es wäre zu leicht, alles darauf zu schieben, und gerade IT selbst sollte man noch etwas Zeit geben. Zum Zeitpunkt des Deals sah der Gegenwert in Ordnung aus, der Draft-Pick aus Brooklyn ist ja auch eine Art Versicherung, falls LeBron im Sommer gehen sollte. Man darf aber wohl festhalten: Mit Celtics-Boss Danny Ainge sollte man bei Trades vorsichtig sein. Nicht nur Thomas, sondern auch Crowder und Avery Bradley sind in diesem Jahr ein Schatten ihrer Selbst. Und Markelle Fultz... ach, lassen wir das lieber.

@mulleneisen: Ist meine Angst berechtigt, dass die Celtics dieses Jahr ohne zweiten Scorer neben Kyrie gnadenlos von den Cavs ausgeschaltet werden?

Ob es nun die Cavaliers sind oder jemand anders, die Angst ist durchaus berechtigt. Während die Defense der Celtics über fast alle Zweifel erhaben ist, kann man das über die Offense nicht sagen. Boston hat mit Kyrie ein Offensiv-Rating von 108,4, was schon eher mittelmäßig ist, ohne ihn sind es erbärmliche 97,3 - das ist über sechs Punkte schlechter als das schlechteste Team der Liga (Sacramento)!

Es gibt Tage, an denen Jayson Tatum die zweite Option ist, das kann man aber gerade hinsichtlich der Playoffs nicht Nacht für Nacht von einem Rookie erwarten. Marcus Smart, Terry Rozier und auch Jaylen Brown sind streaky, Al Horford kann offensiv vieles, aber ist kein dominanter Scorer. Eine richtig verlässliche zweite Option fehlt definitiv.

Eigentlich sollte diese Person natürlich Gordon Hayward heißen und man darf ja nicht einmal ausschließen, dass dieser bis zu den Playoffs zur Verfügung stehen wird. Es gäbe aber auch sonst noch Möglichkeiten. Ich würde beispielsweise die Namen Tyreke Evans und Lou Williams im Auge behalten.

Beide könnten den Celtics von der Bank ziemlich genau das geben, was sie brauchen, zumindest kurzfristig. Der Preis müsste passen, da beide Deals auslaufen und im Sommer teurer werden dürften als aktuell. Aber an Assets fehlt es Ainge bekanntlich ja nicht. Von daher sind die Celtics eins der interessanteren Teams in der kommenden Woche.

@tb_295: Ist Dejounte Murray ein legitimer Nachfolger für Parker?

Ein so hohes Niveau erreichen wie Parker zu besten Zeiten wird Murray wohl eher nicht. Aber ein vielversprechender Spieler ist er meiner Meinung nach. Gerade defensiv hat er mit seiner Länge und der Athletik richtig gute Ansätze, die Mentalität passt auch, eine Rolle sollte er damit auf Sicht immer spielen können.

Die entscheidende Frage ist bei Murray allerdings, ob er seinen Wurf auf ein vernünftiges Niveau bringen kann. Er vertraut seinem Dreier nicht, deswegen hat er bisher in dieser Saison auch erst 18 genommen (und vier getroffen). Das ist logischerweise viel zu wenig in der heutigen NBA, zumal er eben auch nicht so ein genialer Finisher ist wie Parker es war und manchmal immer noch ist.

Die Spurs haben in Chip Engelland den besten Wurfdoktor der Welt, daher bin ich hier relativ optimistisch - Murray trifft immerhin schon mal 73 Prozent von der Freiwurflinie, was oft ein guter Indikator ist. Die Wurfbewegung sieht vernünftig aus. Wenn sich das in den nächsten Jahren auf die Performance übertragen lässt, hat er auf jeden Fall das Potenzial zum soliden bis guten NBA-Starter.

Was aber den Nachfolger angeht: Da Murray von der Länge her aber auch auf der Zwei spielen kann und der Trend ja ohnehin zu Lineups mit diversen Guards geht, sollten die Spurs natürlich trotzdem aufmerksam zuhören, wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Star-Guard zu akquirieren.

@EnesCakmak0601: Welcher Defensivspezialist, dessen Trade realistisch wäre, würde für OKC nach der Verletzung von Roberson in Frage kommen?

Die Verletzung von Roberson ist für OKC in vielerlei Hinsicht ein Schlag in die Magengrube. Einerseits hatte man sich gerade gefunden und defensiv eine absolut eklige (im positiven Sinn) Identität etabliert, für die Roberson essenziell war, andererseits haben die Thunder extrem wenig Spielraum, um irgendwelche Moves einzufädeln.

OKC muss jetzt schon rund 20 Millionen Dollar Luxussteuer zahlen, was es schwierig macht, mehr Gehalt zu addieren. Aufgrund anderer Trades könnten die Thunder zudem erst wieder einen 2022er Erstrundenpick anbieten. Deswegen wäre ein Deal für beispielsweise Bradley, der 8,8 Millionen verdient, extrem schwierig geworden, wenn auch nicht unmöglich.

Defender von Robersons Format sind rar und aktuell wohl nicht auf dem Markt. OKC dürfte daher eher versuchen, sich zumindest noch einen Shooter für den Flügel zu besorgen, um sich in der Hinsicht zu verbessern. Ein billiger Deal a la Joe Harris (Brooklyn) wäre hier eine Idee, oder auch Marco Belinelli von den Hawks, für den man allerdings auch noch etwas mehr Gehalt abgeben müsste.

Einen gleichwertigen Ersatz werden die Thunder aber nicht bekommen. Denn auch die Möglichkeit einer Disabled Player Exception besteht nicht, da man sich für diese bis zum 15. Januar hätte bewerben müssen. Sam Presti ist sehr kreativ, Wunder kann aber auch er wohl nicht bewirken.

@SoulOfHeat3: Könnte Miami das Dark Horse der EC sein?

Jein. Da die Heat jeden Tag hart spielen und in Erik Spoelstra meinen (schon wieder) Coach of the Year haben, haben sie in der Regular Season fast immer einen Vorteil - damit machen sie an vielen Tagen ihr Talent-Defizit wett. Denn ein klassisches Top-Team in dem Sinne sind sie nicht, auch wenn Goran Dragic für mich einer der meistunterschätzten Spieler der NBA ist.

Ich kann mir deswegen vorstellen, dass die Heat im Osten auf dem vierten oder fünften Platz landen, womit vor der Saison sicher nicht viele gerechnet hätten. Aber ich bezweifle, dass sie in den Playoffs viel reißen. Teams wie etwa Milwaukee haben einfach mehr Talent und wenn in den Playoffs alle Teams konzentriert auftreten, verlieren die Heat diesen Vorteil wieder. Ich glaube, wir sehen die legendären Miami Vice Jerseys daher nur in der ersten Runde.

Mögliche Trades natürlich vorbehalten!

@Tobias171297: Welche Möglichkeiten für einen Trade siehst du bezüglich Gasol und den Grizzlies? Ohne Conley wäre es doch der perfekte Zeitpunkt einen möglichen Rebuild/Retool einzuleiten.

Korrekt - ich habe im Dezember auch schon mal mein Traum-Szenario geäußert: Ich würde Gasol gerne bei den Raptors sehen. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, ist ein Trade des Spaniers aber momentan leider unwahrscheinlich, wenn nicht noch ein richtig gutes Angebot für ihn reinflattert.

Was wahrscheinlicher ist: Tyreke Evans spielt vermutlich bald woanders. Laut Ronald Tillery sind die Celtics hier ein heißer Kandidat - nach der Verletzung von John Wall würde es aber auch zum Geschäftsgebaren der Wizards passen, wenn sie Memphis einen Erstrundenpick für Evans geben würden. Auch wenn sie das lieber lassen sollten.

@lab_ole: Wie schätzt du die Pistons jetzt mit einem starken Front-, aber wohl eher mittelmäßigen Backcourt ein? Und gehen die Clippers jetzt voll auf das Tanken und traden noch Williams und/oder Jordan?

Zu den Pistons: Den Fit zwischen Drummond und Griffin finde ich interessant, weil beide Spieler für ihre Größe sehr gute Passer sind, vor allem Griffin. Trotzdem sehe ich den Deal kritisch. Es wurde viel abgegeben, der Vertrag von Griffin könnte bald ein Albatross werden und das Team passt insofern schlecht zusammen, dass Spacing quasi kaum existent ist.

Drummond ist offensiv im Pick'n'Roll wertvoll, aber wer verschafft ihm jetzt Platz dafür? Anthony Tolliver und Luke Kennard? Vielleicht holt Stan Van Gundy vor der Deadline noch Shooter, aber sonst schreit das Ganze für mich nach einem Verzweiflungs-Move, weil SVG seinen Job retten will. Selbst wenn sie die Playoffs noch packen, was nicht garantiert ist, schreit das Trio Drummond-Griffin-Reggie Jackson langfristig eher nach gehobenem Mittelmaß.

Was die Clippers angeht: Für sie war der Deal meiner Meinung nach gut, wenn auch etwas kaltblütig. Doc Rivers hat am Dienstag behauptet, dass jetzt nicht unbedingt weitere Deals folgen, aber ich würde sagen, dass der Griffin-Trade gezeigt hat, dass Rivers längst nicht mehr das Sagen hat. Dieser Move hatte die Handschrift von Jerry West.

Mein Tipp: Jordan wird noch verschifft, und sei es für einen niedrigen Erstrundenpick und einen miesen (aber auslaufenden) Vertrag. Bei Williams wird mehr gepokert, aber für das richtige Angebot in Form eines Firstrounders ist auch er weg. Die Clippers denken, dass sie eine Chance auf LeBron + X im kommenden Sommer haben. Dafür brauchen sie so viel Cap-Space wie möglich.

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