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Triangle-Offense zu den Christmas Games: "Embiid ist das wahre Einhorn"

Russell Westbrook, Maxi Kleber und James Harden
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Joel Embiid ist bereits der beste Big Man der Liga

Manuel Baraniak: Die Frage nach den Verletzungen können wir eigentlich bei jedem Spieler stellen, aber bei Embiid gibt es eben tatsächlich diese Krankenakte und er hat bisher gerade erst 1.500 Minuten in der NBA absolviert. Wir wissen noch nicht einmal, ob er Back-to-Backs spielen kann, bisher verhindern die Sixers das ja. Kann er dann wirklich der beste Big Man sein? Andererseits: Wenn wir seine Skills betrachten - er hat den Skyhook von Kareem, den Dream Shake von Olajuwon, er hat diese klassischen Moves und kann dann aber auch noch Dreier werfen. Das Einhorn-Thema ist für mich etwas überbewertet, aber Embiid kann man tatsächlich so bezeichnen. Er hat einfach alles! Deswegen würde ich die Aussage trotz aller Zweifel wegen seiner Gesundheit so unterschreiben.

Ole Frerks: Ich würde da noch nicht ganz so weit gehen, aber fast. Und was ich definitiv sagen würde: Bleibt Embiid gesund, ist er auf Jahre der wichtigste Big Man. Denn in einer Smallball-Liga könnte er letztendlich das Gegenmittel darstellen. Die Warriors sind mit ihrem Death Lineup ja deswegen so historisch gut, weil Green und auch Durant es ihnen erlauben, "klein" zu spielen und trotzdem defensiv auf höchstem Level zu agieren, einfach weil es kaum Teams gibt, die das physisch bestrafen können. Bei den Pelicans und ihren Twin Towers gab es diese Hoffnung, aber das Team ist abgesehen von Davis und Cousins so verheerend zusammengestellt, dass man es kaum ernst nehmen kann. Auch Philly hat natürlich noch einen extrem weiten Weg vor sich. Aber Embiid ist mit seiner Physis und seinen Skills offensiv nicht zu kontrollieren und defensiv hat er eben auch die Fähigkeit, vor den kleinen Guards zu bleiben und gleichzeitig den Ring zu beschützen. Man sagt das ja auch über Porzingis und ein paar andere, aber niemand ist so vielseitig und gleichzeitig physisch so enorm, dass er Gegenspieler einfach überpowern kann. Embiid ist das wahre Einhorn, um bei der Metapher zu bleiben. Ganz abgesehen davon hat er eine Persönlichkeit, die der Liga gut tut. Ich hoffe deswegen sehr, dass er gesund bleibt, denn Embiid könnte sozusagen eine Konterrevolution einleiten. Es hat auf Dauer ja wenig Reiz, wenn alle Teams denselben Small-Ball spielen.

Manuel Baraniak: Das ist ein guter Punkt. Vor ein paar Jahren las man ja regelmäßig, der Center wäre tot, nun haben wir eine ganz neue Center-Generation, die für Skill-Ball steht und die die Liga ganz neu prägen könnte. Und Embiid steht bei dieser Entwicklung ganz vorne, weil er das größte Unikat unter den Big Men ist. Vielleicht müssen Teams in einigen Jahren nicht mehr für das Death Lineup planen, sondern für Spielertypen wie Embiid.

Alex Schlüter: Er ist nah dran, auf der 1 habe ich ihn aber noch nicht ganz. Da würde ich im Zweifel doch auf Anthony Davis setzen, weil der defensiv mehr Einfluss hat. Ich genieße es total, Embiid spielen zu sehen. Seine Bewegungen sind fantastisch, weil er die perfekte Mischung aus eleganter Beinarbeit und präzise eingesetzter Power bringt. Ab und zu zuckt man als Sympathisant trotzdem zusammen, weil die Verletzungsanfälligkeit weiter wie ein Damoklesschwert über ihm schwebt, aber wenn er fit bleibt und in Sachen Teamdefense noch etwas draufpackt, dann bin ich mir sicher, dass ich schon in wenigen Monaten meine Einschätzung zu der Frage ändern werde und ihn auf die Pole Position setze. Obwohl, wartet mal. Wenn ihr mich fragen würdet: Welchen Big Man würdet ihr aktuell in euer Team holen, um maximal erfolgreich zu sein, dann würde ich keinen der beiden nennen. Denn dann gibt es für mich weiterhin nur eine Antwort: Draymond Green!

Thorben Rybarczik: Ich bin es etwas leid, im Zusammenhang mit Embiid ständig nur mögliche Verletzungen zu thematisieren. Ja, er hat die ersten zwei Jahre verpasst, ja, die Sixers sind übervorsichtig mit ihm und ja, er kann sich - bei seiner Spielweise - jederzeit wieder verletzen. Aber man kann doch, da bin ich bei dir, Manuel, einen Haufen Spieler nennen, bei denen das auch so ist, für mich ist das nicht entscheidend. Außerdem scheinen die Philly-Ärzte Vertrauen in Embiids Körper zu haben: Beim Triple-OT-Spiel gegen OKC spielte er fast 50 Minuten, trotz Rückenbeschwerden! Okay, das hat ihn die nächsten drei Spiele gekostet. Aber ich halte das wie gesagt für Vorsichtsmaßnahmen. Wäre es eine Playoff-Serie gewesen, stünde er vermutlich zwei Tage später wieder auf dem Feld. Zurück zur Frage: Um unter den Bigs ganz oben zu stehen, fehlt es ihm nur an einer Sache: Der Entscheidungsfindung. Gerade in engen Situationen neigt er dazu, übermotiviert Plays im Post zu erzwingen. Das schadet seiner Effizienz. Ansonsten habt ihr über sein Skill-Set alles gesagt - man kann sich nur auf die Zukunft freuen!