NBA

Triangle-Offense zu den Christmas Games: "Embiid ist das wahre Einhorn"

Russell Westbrook, Maxi Kleber und James Harden
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Das Projekt der OKC Thunder ist bereits gescheitert

Ole Frerks: Es kommt ein bisschen darauf an, wie wir "gescheitert" definieren. Ist die Frage, ob sie den Titel holen? Dann sind sie gescheitert, aber das sind sie für mich auch schon vor der Saison. Die eigentlich relevante Frage ist für mich: Werden genug Argumente für Paul George geliefert, dass er im Sommer einen neuen Vertrag in OKC unterschreibt und L.A. L.A. sein lässt? Wenn er das nämlich nicht tut, sind wir ganz schnell wieder beim Stand der letzten Saison, was nur Triple-Double-Chronisten gefallen würde. Das ist für die Zukunft der Thunder wichtiger als alles andere, nachdem Westbrook bereits langfristig verlängert hat. Man muss aber natürlich gestehen, dass es momentan nicht wirklich gut dafür aussieht. Blenden wir die mittelprächtige Bilanz mal aus - auffällig ist ja auch die miese Körpersprache von George. Auch in Interviews klingt er nicht wie jemand, der sich vorstellen kann, noch lange mit Westbrook den mittleren Westen unsicher zu machen. Eher klingt er genau wie letztes Jahr in Indiana. Es wirkt nicht so, als würde es ihm viel Spaß machen, in der Ecke herumzustehen, während Russ sein Ding macht. Das kann ich ihm auch nicht verübeln. Aber wenn ich Sam Presti hieße, würde mich das ziemlich alarmieren.

Manuel Baraniak: Und deswegen gibt es ja auch das Trade-Thema. Die Sache ist aber natürlich die, dass alle interessierten Teams, die Lakers zum Beispiel, ja die Lage kennen und deswegen wohl kaum mit einem guten Angebot an OKC herantreten werden, um George zu bekommen. Vor allem dann nicht, wenn sowieso alle davon ausgehen, dass er als Free Agent dann zu den Lakers geht. Das ist keine einfache Position für OKC. Und deswegen glaube ich auch, dass sie keinen Trade einfädeln werden, sondern alles dafür tun werden, es irgendwie doch zum Laufen zu bekommen. Gerade wegen Westbrook habe ich da aber auch meine Bedenken - es gab ja schon in der Zeit mit Durant immer Zweifel, aber jetzt mit zwei Stars an seiner Seite scheint es tatsächlich so, dass seine Spielweise nicht wirklich funktioniert. Und wenn er das ändern könnte, hätte er es vermutlich auch schon getan. Aber du hast es schon richtig gesagt, Ole: Endgültig wissen wir es erst im kommenden Sommer.

Alex Schlüter: Das Projekt OKC war für mich bereits vor dem ersten Tip-Off gescheitert. Ich habe es ja schon in der Triangle zur Saisonvorschau klar gesagt. Und wenn ich mal mit einer Prognose recht behalte, dann hau ich sie doch gern gleich noch mal raus: Die Thunder können in dieser Konstellation einfach nicht klappen. Die Stars sind keine Teamspieler, keine echten Leader und vor allem keine Spieler, die Leute um sie herum besser machen. Bei Westbrook können wir da vielleicht ein paar Abstriche machen, aber über das Thema Russ und seine Mitspieler könnte man ja ganze Bücher schreiben. Was also tun? Den Laden jetzt direkt wieder einzureißen ist mehr als unrealistisch und wäre wohl auch nicht sinnvoll. Keiner der drei Stars wird getradet werden. Das einzige Ziel kann es sein, sich im neuen Jahr zu berappeln, die Playoffs zu schaffen - was mit diesem Kader eigentlich ein Muss ist - und dort dann ein Dark-Horse-Team zu sein, gegen das kein echtes Top-Team spielen möchte. Es klingt etwas traurig, aber das ist aktuell das Maximum, das ich bei OKC für möglich halte.

Thorben Rybarczik: Es freut mich, dass du deine Prognose selbst bestätigen kannst, Alex. Ich war ja damals vorsichtig optimistischer, weil ich glaubte, dass die drei Stars Lust auf dieses Experiment haben und deshalb Einschnitte in ihrer Rolle hinnehmen. Man kann nun nicht behaupten, dass sie es nicht versuchen würden - aber man wird halt über Nacht kein anderer Spieler. Gerade Russ bemüht sich phasenweise, aber aus ihm wird kein Playmaker im klassischen Sinn mehr. Und seine Aktion vor wenigen Wochen, als er Steven Adams angebrüllt hat, als dieser einen Wurf verwehrte, der Westbrook das Triple-Double eingebracht hätte, zeigt: Ganz so glaubwürdig sind seine Beteuerungen, dass ihm seine Rolle und seine Statistiken nicht so wichtig sind, irgendwie doch nicht. Es passt einfach nicht in OKC. Und über die Bank brauchen wir gar nicht erst sprechen.