NBA

Torrey Craig wird zum Matchwinner für die Denver Nuggets: Wer ist dieser Nobody?

Torrey Craig bestritt gegen die New Orleans Pelicans erst zwei sein zweites NBA-Spiel
© getty

Die Denver Nuggets haben nach Verlängerung die New Orleans Pelicans mit 117:111 geschlagen. Held des Abends war Torry Craig, der mit 26 Jahren in seinem zweiten NBA-Spiel gleich den potenziellen Gamewinner blockte. 24 Stunden vorher befand sich der Rookie noch nicht einmal beim Team, sondern in einem kleinen Hotel in einem Nest in Wisconsin.

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"Einfach nur surreal", stammelte Craig nach dem Spiel in die Mikrofone - und das traf den Nagel auf den Kopf. In seinem zweiten Spiel (erster Start) in der NBA wurde der 26-Jährige von Nuggets-Coach Mike Malone für den letzten Ballbesitz in der regulären Spielzeit eingewechselt und verteidigte isoliert gegen Jrue Holiday (zuvor 25 Punkte) beim Stand von 104:104. Der Pelicans-Guard konnte keinen vernünftigen Wurf kreieren und wurde sogar noch geblockt.

Zuvor hatte Craig erst sechs Minuten Spielzeit bei der denkwürdigen Blowout-Niederlage gegen die Utah Jazz (77:106) erhalten und stand nur ein weiteres Mal im Aufgebot der Franchise aus Colorado. Umso überraschter dürfte der Rookie gewesen sein, als er am Donnerstag spätabends den Anruf erhielt, dass er doch bitte zum Team der Nuggets stoßen solle. Craig befand sich zu diesem Zeitpunkt im hohen Norden der USA, in Oshkosh, Wisconsin, wo sein G-League-Team, die Sioux Falls Skyforce am nächsten Tag ein Spiel absolvieren sollten.

Also schnappte sich Craig mitten in der Nacht ein Uber, um zum Flughafen zu kommen. Pünktlich zum Shootaround meldete er sich in Denver zum Dienst, um wenig später zu erfahren, dass ihn Malone für die Starting Five eingeplant hatte. 18 Minuten wurden es letztlich für Craig, in denen er 6 Punkte, 4 Rebounds und 2 Blocks auflegte.

Torrey Craig: Entscheidender Block gegen Jrue Holiday

Überraschend durfte er dann auch in der Crunchtime ran und sollte ohne Scouting Report Jrue Holiday verteidigen, der bei noch 18,6 Sekunden auf der Uhr die Shot Clock runterdribblete, um das scheinbar gute Matchup gegen den unerfahrenen Rookie auszunutzen.

"Ich habe einfach versucht, meine Länge zu nutzen und den Wurf für ihn so schwer wie möglich zu machen", erklärte Craig seine Strategie. Mehr als das. Holiday versuchte den Rookie mit einem Pump Fake aussteigen zu lassen, doch dieser ließ sich nicht narren und sprang nicht. Als Holiday dann wirklich zum Wurf hochging, bekam Craig tatsächlich die Fingerspitzen an den Spalding. Overtime.

Dort übernahm Will Barton mit elf Punkten und tütete den 16. Saisonsieg ein, doch die Story des Tages war natürlich Craig und so fragte sich die halbe Liga: 'Wer zum Teufel ist das?'

Wer ist Torrey Craig?

2014 blieb er noch unbeachtet im Draft. Nicht überraschend, spielte er doch für die USC Upstate Spartans in South Carolina, die in der kleinen Atlantic Sun Conference spielen und zuvor nur einen NBA-Spieler herausgebracht hatten - einen gewissen Mike Gibson, der in den Achtzigern mal 64 Spiele für die Washington Bullets und die Detroit Pistons absolvierte.

Da also die Scouts im kleinen G.B. Hodge Center (Kapazität: 818) mit Abwesenheit glänzten, musste Craig einen anderen Weg gehen. In Australien und Neuseeland machte er sich einen Namen und wurde vergangene Saison in der australischen Liga zum Defensive Player of the Year gewählt.

Die Nuggets wurden so aufmerksam und probierten den Guard in der Summer League aus. Craig überzeugte und erspielte sich einen der zwei neuen Two-Way-Contracts, die jedes Team seit dieser Saison zur Verfügung hat. Natürlich hieß dies, dass Craig die meiste Zeit mit dem G-League-Team unterwegs sein würde, doch Denver hat die Option, den Spieler für bis zu 45 Tage zum NBA-Team hochzuziehen.

Nuggets: Lobeshymnen für Torrey Craig

Dies taten die Nuggets in jener Nacht, auch weil Denver durch die Verletzungen von Juancho Hernangomez oder Paul Millsap auf den Forward-Positionen dünn besetzt ist. Craig legte in der G-League bisher rund 25 Punkte pro Spiel auf, doch Malone holte den gelernten Guard vor allem wegen seiner starken Defense zu seinem Team. Es zahlte sich bekanntlich aus und die Mitspieler stimmten Lobeshymnen auf den 26-Jährigen an.

"Er hat den besten Stop des Spiels gemacht", freute sich Nikola Jokic, der nach sieben Spielen Verletzungspause wieder mitspielte und in 22 Minuten ein Double-Double erzielte. "Er hat uns die Chance gegeben, dieses Spiel zu gewinnen." Barton pflichtete dem Serben bei und erklärte, dass er Vertrauen in den Rookie hatte.

"Er wurde ins Feuer geworfen und hat den Spieler gestoppt, der vorher das ganze Spiel über heiß war", sagte Barton weiter. "Das war sehr wichtig für unsere Moral und es freut mich vor allem für ihn."

So ging es auch dem Gefeierten selbst. Zu seiner Zeit in Australien wurden große Siege meist mit Bier oder Champagner gefeiert, wobei dies aus Schuhen konsumiert wurde. Als die Frage kam, ob er diese Tradition in Denver fortführen würde, fragte Craig in die Runde: "Darf ich das?"

Später gab er zu, es nicht getan zu haben, auch wenn es ihm wohl niemand übel genommen hätte. Mit dieser unglaublichen Geschichte hätte er es sich definitiv verdient gehabt.

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