NBA

Ist die Clippers-Saison noch zu retten?

Wie lange spielen DeAndre Jordan und Blake Griffin noch zusammen?
© getty

Das Saisonaus von Patrick Beverley ist ein (weiterer) herber Rückschlag für die Clippers. Die positive Stimmung vom Saisonstart ist dahin, auch eine Rückkehr von Milos Teodosic ist nicht absehbar. Ist die Saison noch zu retten - oder zieht die Franchise aus L.A. die Reißleine?

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Es hätte so ein guter Plan sein können.

Nach dem Abgang von Chris Paul Richtung Houston schafften es die Clippers, die kurzzeitige Schockstarre in Optimismus zu verwandeln. Neben der Vertragsverlängerung von Blake Griffin hatte dies viel mit dem neuformierten Backcourt zu tun: Edel-Rookie Milos Teodosic und Energiebündel Patrick Beverley sollten gemeinsam starten und CP3 schnell vergessen machen. Wie gesagt, ein guter Plan - und die Preseason zeigte bereits, dass sich die beiden hervorragend ergänzten. Die Saison konnte also kommen.

Eineinhalb Spiele später war es vorbei mit der Idee von Coach Doc Rivers. Teo verletzte sich an der Ferse, seine Plantarfasziitis machte so große Probleme, dass er nicht mehr ohne Walking Boot laufen konnte. Daran hat sich auch jetzt noch nichts geändert, ein Comeback des Serben ist nicht abzusehen.

Seitdem übernahm Beverley - eigentlich als Shooting Guard eingeplant - große Teile des Playmaking. Und es funktionierte: Die Clips starteten mit 4-0, der 29-Jährige spielte so gut wie noch nie in seiner Karriere. Mit ihm auf dem Feld besiegten sie ihre Gegner mit 4,5 Punkten pro 100 Possessions, ohne ihn verloren sie mit 6,2. Entsprechend groß war die Rolle, die Rivers ihm zuteil werden ließ.

Clippers: Serie von neun Niederlagen

Doch auch Beverley verhinderte nicht, dass die Clips - mittlerweile auch ausgebremst von der Verletzung Danilo Gallinaris - in ein Loch stürzten. Neun Spiele in Folge gingen verloren, das hatte es mit Paul oder in der Ära von Rivers nie gegeben. Innerhalb weniger Wochen fiel L.A. vom Platz an der Sonne in die tabellarische Bedeutungslosigkeit des Westens. Immerhin gab es jüngst bei den Hawks einen kleinen Befreiungsschlag.

Der allerdings von der Nachricht rund um Beverleys Saisonaus getrübt wurde. "Wir haben heute schreckliche News erhalten. Umso stolzer bin ich auf die Jungs, dass sie fokussiert geblieben sind", sagte Rivers. Beverley musste am Meniskus operiert werden, fällt ESPN zufolge bis zu neun Monate aus. Heißt: Den Clips sind endgültig die Point Guards ausgegangen.

Zuletzt behalf sich Rivers mit der Lösung, seinen Sohn Austin auf der Eins beginnen zu lassen und Lou Williams ebenfalls in die Starting Five zu befördern. Dadurch fehlen natürlich etliche Punkte von der Bank, die mit Leuten wie Sam Dekker, Jawun Evans oder Sindarius Thornwell nicht gerade für Angst beim Gegner sorgt.

Clippers: Fehlendes Playmaking als Team auffangen

Den Mangel an Playmaking müssen die Clippers nun wettmachen, indem sie ihr System umstellen. Die Zeiten mit einem (moderat) balldominanten Guard wie CP3 sind endgültig vorbei, der Ball soll schnell laufen und Isolationen vermieden werden. Die Spielmacher-Fähigkeiten von Griffin sind in dieser Hinsicht extrem wertvoll - gegen die Hawks schaffte er ein Triple-Double mit 10 Assists und agierte noch öfter als sonst vom Key aus. Insgesamt gelangen L.A. 30 Vorlagen (Season-High), was den Coach freute: "Wir haben darüber gesprochen: Ohne Point Guard muss man den Ball bewegen. Genau das haben wir gemacht."

Doch es war halt nur ein Sieg gegen die Hawks, die neben den Bulls das schlechteste Team der Liga sind. Im harten Westen wird es diese Matchups nicht oft geben und die Clippers müssen sich deshalb entscheiden, wohin der Weg - berücksichtigt man die neusten Entwicklungen - in der laufenden Saison eigentlich gehen soll.

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten. Option Nummer eins: Man versucht weiterhin, so viele Siege wie möglich aus dem Duo Griffin/DeAndre Jordan herauszuholen und den Playoff-Streak von sieben Teilnahmen in Folge aufrecht zu erhalten.

Dafür spricht in erster Linie Doc Rivers mit seiner Sieger-Mentalität: Er hat noch nie einzelne Spiele, geschweige denn eine ganze Saison, abgeschenkt, um Zukunftspläne umzusetzen. Auch die Tatsache, dass es im mit den Grizzlies (Conley), Nuggets (Millsap) oder Jazz (Gobert) Konkurrenten gibt, die ähnliche Verletzungsprobleme haben, spricht für die Abteilung Attacke und Win-now.

Doc Rivers ist nicht mehr so mächtig

Der Clou mit Rivers: Er wurde im Sommer ein Stück weit entmachtet. Er ist nicht mehr Head Coach und President of Basketball Operations in Personalunion. Letztere Rolle hat Lawrence Frank inne, zudem hat Berater Jerry West auch einen gewissen Einfluss. Andererseits: Rivers mag derzeit angeschlagen sein, doch er genießt immer noch ein hohes Ansehen und ist einer von nur sechs aktuellen Head Coaches, die eine Championship gewonnen haben.

Welche Ziele Besitzer Steve Ballmer verfolgt, ist indes unklar. Sein energisches und emotionales Verhalten rund um die Clippers-Spiele, bei denen er regelmäßig (auf positive Art) ausrastet, lassen jedoch vermuten, dass er niemand ist, der viele Niederlagen einfach so hinnimmt, ohne Veränderungen zu forcieren. Und das führt zu Option Nummer 2: der Reißleine.

Sollte das Front Office zu dem Schluss kommen, dass die Saison ins Nichts führt, sind größere Moves denkbar. Vor allem die Personalie DeAndre Jordan steht zur Debatte: Der 29-Jährige Center hat zwar eine Spieleroption über den nächsten Sommer hinaus (24 Millionen Dollar), doch nachdem sich Spieler und Franchise nicht auf eine frühzeitige Verlängerung einigen konnten, könnte er sich durchaus in einen Unrestricted Free Agent verwandeln.

Das macht ihn zu einem Trade-Kandidaten. Gerüchte schwelen diesbezüglich schon länger, und auch wenn die aktuelle Fülle an starken (moderneren) Centern in der Liga den Markt für DJ einschränkt, könnte man für ihn ein gutes Paket bekommen. Erst recht, wenn Lou Williams (mal wieder) mitgetradet wird, da er einen auslaufenden Vertrag hat.

Leichter Spielplan als Einladung zum Run

Ob in einem möglichen Trade für Jordan eher das akute Playmaker-Problem gelöst wird oder die Weichen für einen Rebuild gestellt werden, lässt sich schwer prognostizieren. Fakt ist: Die Clippers wollen die Prime von Griffin bestmöglich ausnutzen, das Ziel bleibt eine Championship. Der Power Forward ist allerdings auch schon 28, ewig Zeit für einen Neuanfang via Draft gibt es also nicht. Zumal der Clippers-Erstrundenpick 2019 - man ahnt es - den Celtics gehört.

In den kommenden Spielen geht es für die Clippers unter anderem gegen die Kings, Jazz, Lakers oder Mavericks. Ein derart netter Schedule ist die optimale Chance, um wieder Fahrt aufzunehmen. Derzeit reicht im Westen eine .50-Bilanz für die Playoffs, davon sind die Clippers einen Run entfernt (6-11). Gibt es diesen Run in naher Zukunft nicht, wird sich niemand über einen großen Move wundern.

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