NBA

Die Suche nach dem heiligen Gral

Von Simon Haux
LeBron James ist der König des Real Plus-Minus
© getty

Die SPOX-Themenwoche "Analytics" macht sich zum Abschluss auf die Suche nach dem heiligen Gral der Advanced Stats: einer Metrik, die in einer einzigen Zahl den Wert eines NBA-Spielers messen kann. Player Efficiency Rating (PER), Regularized Adjusted Plus-Minus (RAPM), Box Plus-Minus (BPM) und Real Plus-Minus (RPM) - Was sagen all diese Zahlen aus, und welche Schwächen haben sie?

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PER: Das soll Effizienz sein?

In den Worten seines Schöpfers John Hollinger ist das Player Efficiency Rating (PER) eine Statistik, die "alle positiven Beiträge eines Spielers zusammenfasst, die negativen abzieht und dadurch eine Bewertung seiner Leistung pro Minute zulässt." Seit seiner Einführung vor über zehn Jahren ist das PER die wohl am häufigsten zitierte Einzahlmetrik in der Berichterstattung über die NBA.

Es kombiniert die Boxscore-Zahlen eines Spielers - Punkte, Rebounds, Assists Blocks, Steals, Fehlwürfe, Turnover und Fouls - mithilfe verschiedener Gewichtungen zu einem einzigen Wert. Dieser wird auch für gespielte Minuten und Pace normiert, um die Leistungen aller aktuellen und früheren Spieler vergleichbar zu machen.

Der PER-Wert eines komplett "durchschnittlichen" Spielers liegt in jeder Saison bei 15. Die "besten" Spieler der Liga erreichen Werte von über 25, ein PER von unter 10 wird als katastrophal angesehen. Das höchste PER der NBA-Geschichte erreichte Wilt "the Stilt" Chamberlain (1962/63) gefolgt von LeBron James (2008/09) und Michael Jordan (1987/88), in der vergangenen Saison führte MVP Russell Westbrook die Liga mit einem Wert von 30,6 an.

Den Vergleich mit dem Eye Test besteht John Hollingers Metrik also auf den ersten Blick, die größten Stars belegen Jahr für Jahr die Spitzenplätze seines Rankings. Dennoch leidet das Player Efficiency Rating unter einigen offensichtlichen Schwächen. Irreführend ist bereits der Name, da anstelle der Effizienz viel eher die Produktivität von Spielern gemessen wird. Kurz gesagt: Wer den Boxscore füllt, wird belohnt.

Draymond Green vs. Enes Kanter: Offense bevorzugt

Dies wirkt sich vor allem auf dominante Scorer aus. Deren Wert wird weniger durch besonders gute Wurfquoten, sondern durch möglichst viele Wurfversuche in die Höhe getrieben, da erfolgreiche Würfe deutlich stärker gewichtet werden als Fehlversuche. Entsprechend finden sich unter den Top 25 der vergangenen Saison mit JaVale McGee, Enes Kanter und Rudy Gobert nur drei Spieler mit einer Usage Percentage von weniger als 25 Prozent.

Der Name Enes Kanter wirft auch ein Schlaglicht auf die zweite Schwachstelle des Player Efficiency Rating. Es legt ein höheres Gewicht auf die Offensive, während gute Verteidiger häufig unterbewertet werden. Während der Big Man der Oklahoma City Thunder 2016/17 mit einem PER von 23,7 ligaweit auf Platz 19 landete, teilte sich Defensive Player of the Year Draymond Green (PER: 16,5) Platz 96 mit Steven Adams.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die defensive Leistung wird im Boxscore ausschließlich durch Rebounds, Blocks und Steals abgebildet. Während Spieler, die wie Hassan Whiteside (22,7), Andre Drummond (20,9) oder Kenneth Faried (20,4) in diesen Kategorien auftrumpfen, trotz ihres begrenzten offensiven Talents deutlich überdurchschnittliche PER-Werte aufweisen, werden die vielen kleinen (und größeren) Dinge, die Green zu einem der besten Verteidiger und Spieler der NBA machen, ganz einfach übersehen.

Zudem wird Hollinger vorgeworfen, bei der Entwicklung willkürlich "an den Faktoren geschraubt" zu haben, "bis eben Michael Jordan auf Platz eins war", so Jeremias Engelmann im SPOX-Interview. Dennoch war der Versuch, anhand einer einzelnen Metrik Spieler verschiedener Teams und Epochen vergleichbar zu machen, ein wichtiger Schritt für die Evolution der Analytics. Denn die Suche nach einer besseren Möglichkeit, Spieler und deren Beitrag zum Teamerfolg zu bewerten, beschäftigt inzwischen zahllose (meist) kluge Köpfe an Universitäten, in einschlägigen Foren und in den Front Offices vieler NBA-Teams.

Saison 2016/17*

NBA-Geschichte*

#

Spieler

PER

#

Spieler

Team

Saison

PER

1

Russell Westbrook

30,6

1

Wilt Chamberlain

SFW

1962/63

31,8

2

Kevin Durant

27,6

2

Wilt Chamberlain

PHW

1961/62

31,7

3

Kawhi Leonard

27,6

3

LeBron James

CLE

2008/09

31,7

4

Anthony Davis

27,5

4

Michael Jordan

CHI

1987/88

31,7

5

James Harden

27,4

5

Wilt Chamberlain

SFW

1963/64

31,6

6

LeBron James

27

6

LeBron James

MIA

2012/13

31,6

7

Isaiah Thomas

26,5

7

Michael Jordan

CHI

1990/91

31,6

8

Nikola Jokic

26,3

8

Stephen Curry

GSW

2015/16

31,5

9

Chris Paul

26,2

9

Michael Jordan

CHI

1989/90

31,2

10

Giannis Antetokounmpo

26,1

10

LeBron James

CLE

2009/10

31,1

* Spieler mit mind. 1000 gespielten Minuten

Die genaue Formel zur Berechnung des PER findet sich auf basketball-reference.com.