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"Finals 2014? Es ging um Rache!"

Marco Belinelli holte 2014 den Titel mit den Spurs gegen LeBron James und die Heat
© getty
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SPOX: An die 2014er Finals erinnern sich wohl die meisten noch sehr gut. In den letzten Partien spielten die Spurs den vielleicht besten Basketball, den ich je gesehen habe.

Belinelli (nickt): Das ging mir auch so.

SPOX: Wann wussten Sie, dass Sie Teil von etwas Besonderem waren?

Belinelli: Das fing schon ganz früh an, eigentlich von Anfang an. Das war ein unglaubliches Team, eine tolle Organisation. Dort wird alles dafür getan, dass du dich auf Basketball konzentrieren und Spaß dabei haben kannst. Der Fokus von Pop liegt darauf, dass man auf und auch neben dem Court zu einem besseren Menschen wirst. Dadurch herrscht dort eine ganz besondere Atmosphäre.

SPOX: Der Großteil des Teams hatte außerdem ja die bittere Niederlage 2013 in den Knochen. Spielte das auch eine Rolle?

Belinelli: Auf jeden Fall. Es ging um Rache. (lacht) Diese Niederlage in Spiel 6 gegen Miami mit dem Dreier von Ray Allen hatte niemand vergessen. Die ganze Saison war deswegen darauf ausgerichtet, das zu korrigieren und Revanche zu nehmen. Wir haben von dem ersten Tag an darauf hingearbeitet, wieder in die Finals zu kommen und dort gegen Miami zu gewinnen. Wir wollten kein anderes Team dort sehen.

SPOX: Popovich nannte die letzten vier Spiele der Finals, als Sie quasi wie im Rausch perfekten Basketball spielten, später "Summertime". Glauben Sie, dass dies einmalig war, oder kann man einen solchen Lauf irgendwie reproduzieren?

Belinelli: Das war einmalig. Ich zumindest habe es noch nie gesehen, dass der Ball so bewegt wurde und dass jeder wirklich passen wollte. Alle haben sich in der Defense jederzeit geholfen, alle waren auf einer Linie. Wir haben das Ideal von Team-Basketball erreicht. Ich glaube, dass das aber auch die Situation bedingt war und deswegen nicht einfach zu wiederholen ist.

SPOX: Kawhi Leonard wurde damals Finals-MVP, trotzdem hätte niemand erwartet, dass er so eine Entwicklung hinlegen würde. Oder konnten Sie sein Potenzial damals schon sehen?

Belinelli: Nicht in der Offense. Defensiv war er damals ja schon unglaublich gut, aber er ist heute einer der komplettesten Offensiv-Spieler - das habe ich so auch nicht kommen sehen. Mich freut das total für ihn. Er hat sich das alles erarbeitet und verdient. Und er ist wirklich ein guter Typ, wenn man ihn ein bisschen kennt.

SPOX: Redet er dann etwa auch?

Belinelli: Nicht viel, aber es reicht schon. (lacht) Ich glaube, mittlerweile ist er etwas aufgetaut. Aber das ist einfach seine Art, so still zu sein. Kawhi interessiert sich für harte Arbeit und Basketball, mit viel mehr beschäftigt er sich nicht. Aber er ist dadurch auch nicht schwierig im Umgang oder so, im Gegenteil.

SPOX: Er folgt da ja gewissermaßen dem Vorbild von Tim Duncan. Was verbinden Sie mit dem Big Fundamental?

Belinelli: Vieles - Timmy ist ein Hall-of-Famer, ein Champion, ein Superstar, einer der besten, die je gespielt haben. Aber wenn ich ehrlich bin: Es gibt Momente, wenn ich auswärts unterwegs bin und alleine im Hotelzimmer sitze, da mache ich Youtube auf und gucke mir seine Verabschiedung bei den Spurs an. Das war unglaublich. Wie Timmy, Pop, Manu [Ginobili] und Tony [Parker] miteinander umgehen und diesen Support in San Antonio haben, ist etwas ganz Spezielles. Ich denke dann, was für ein Glück ich hatte, dass ich zumindest kurz ein Teil dieser Organisation war.

SPOX: Ginobili hat als 40-Jähriger im Sommer noch einmal für zwei Jahre verlängert. Hat Sie das überrascht?

Belinelli: Ein bisschen schon, vor allem die Laufzeit. Aber hey: Ich freue mich für ihn. Er hat so viel erreicht. Und es ist ja nicht so, dass er nichts mehr draufhätte - im Gegenteil. In den Playoffs haben wir ja alle gesehen, dass er immer noch ein echter Baller ist. Also darf er ruhig noch lange weiterspielen. Er ist ein Vorbild für alle internationalen Guards, die nach ihm kamen.

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