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Grit’n’Grind - das war einmal

Von Robert Arndt
Marc Gasol und Mike Conley sind die Franchisespieler der Memphis Grizzlies
© getty

Die Memphis Grizzlies haben in der Offseason zwei ihrer Gesichter nach vielen Jahren verloren. Die Starspieler sind in Marc Gasol und Mike Conley aber die Gleichen. Durch den verbauten Salary Cap waren große Veränderungen aber kaum möglich, deswegen wurden nur kleinere Deals gemacht.

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Die Transaktionen der Memphis Grizzlies

Zwei Personalien sorgten in Tennessee in diesem Sommer für Aufregung. Die langjährigen Leistungsträger Zach Randolph und Tony Allen bekamen beide keinen neuen Vertrag. Z-Bo unterschrieb bei Ex-Grizzlies-Coach Dave Joerger in Sacramento, Allen zog es zu den New Orleans Pelicans. Auch den 40-jährigen Vince Carter zog es in die Hauptstadt von Kalifornien.

Doch Memphis verlor nicht nur Spieler an die Kings. Die Ex-Sacramento-Spieler Tyreke Evans und Ben McLemore entschieden sich in der Free Agency für Memphis. Mit Spielmacher Mario Chalmers, der zuletzt ein Jahr wegen einer gerissenen Achillessehne fehlte, wurde zudem ein alter Bekannter begrüßt (1 Jahr, 1,47 Mio.).

Gehalten wurde außerdem Flügelspieler Wayne Selden Jr., der über zwei Jahre insgesamt rund 2,85 Millionen Dollar einstreichen wird. Mit Dillon Brooks ertradete man sich in der Draftnacht aus Houston einen weiteren Wing. Pick No. 49 (Vlatko Cancar) traten die Grizzlies an die Denver Nuggets ab. Power Forward Ivan Rabb wurde an 35. Stelle gezogen, hat aber noch kein Arbeitspapier unterzeichnet.

Der ungedraftete Shooting Guard Kobi Simmons (Arizona) wurde dagegen mit einem Two-Way-Contract ausgestattet.

Eine wichtige Frage bleibt aber weiter offen. Was passiert mit Restricted Free Agent JaMychal Green? Der Power Forward hat den Markt anscheinend überschätzt, kein Team hat bislang ein Angebot abgegeben. Es scheint so, als werde Green wohl doch in Memphis bleiben. Ein sehr teamfreundlicher Vertrag dürfte dabei herausspringen, gut möglich, dass er einfach die Qualifying Offer unterschreiben wird.

Die Strategie der Memphis Grizzlies

Die Situation in Memphis vor dieser Offseason war keine leichte. Alleine die Verträge von Mike Conley (28,5 Mio.), Chandler Parsons (23,1 Mio.) und Marc Gasol (22,6 Mio.) verschlingen in der kommenden Saison fast 75 Millionen Dollar, 94 Millionen waren schon vor dem Start der Free Agency verplant, ein heftiger Flirt mit der Luxussteuer die Folge.

Auch für die Saison 2018/19 ist der Salary Cap mit 100 Millionen Dollar belegt, ein Jahr später immerhin noch mit 89 Millionen. Dadurch war die Entscheidung, Randolph und Allen, zwei Gesichter der Franchise, ziehen zu lassen, keine Überraschung. Grit'n'Grind hat somit (fast) komplett ausgesorgt.

An der Zielsetzung hat sich aber weiter nichts geändert. Das Team ist im "Win-Now-Modus", auch wenn das für die Franchise maximal oberes Mittelmaß in der Western Conference bedeutet. Eine Mannschaft bestehend aus Conley und Gasol sollte immer in der Lage sein, mehr als die Hälfte der Spiele zu gewinnen und damit in die Playoffs einzuziehen.

Die Grizzlies haben sich durch die Offseason ein wenig verjüngt und haben außerdem Spieler verpflichtet, denen einst großes Potenzial bescheinigt wurde, das sie in der Folge aber nie konstant abrufen konnten.

Memphis setzt also weiter auf den Kern aus Conley-Parsons-Gasol, Tanking ist keine Option im kleinen Markt Tennessee, wo um jeden einzelnen Fan und Sponsor gekämpft werden muss. Somit wird man hoffen, dass sich einige der jungen Spieler wie Wade Baldwin, Wayne Selden oder Power Forward Jarell Martin gut entwickeln - und dass Parsons seine Horrorsaison 16/17 inklusive etlicher Verletzungen gut verdaut hat.

Die Schwachstellen der Memphis Grizzlies

Es mag wie eine Dauerschleife klingen, doch das große Problem der Grizzlies bleibt das Shooting, auch wenn sich dies in der vergangenen Saison deutlich besserte (Platz 17, 35,4 Prozent Dreier). Zwar wurde mit McLemore ein fähiger Schütze verpflichtet, doch der fällt wegen einer Fußverletzung noch mindestens zwei Monate aus. Der Wurf von Evans gilt weiter als wacklig.

Des Weiteren fehlt es dem Roster an Tiefe. Sowohl Parsons als auch Gasol sind verletzungsanfällig, die Alternativen im Kader quasi nicht vorhanden. Bereits in der Playoff-Serie gegen die Spurs zeigte sich im zweiten Jahr am Stück, dass Memphis sich keinen Verlust eines Schlüsselspielers leisten kann. Vergangenes Jahr brachte zumindest Z-Bo noch Scoring von der Bank, das fällt nun weg und wurde nur unzureichend kompensiert.

Auch auf der Spielmacherposition gibt es weiter keinen anständigen Vertreter von Conley. Baldwin und Harrison sind eher Combo Guards und recht unerfahren, während hinter Chalmers das dicke Fragezeichen steht, wie er sich nach über 15 Monaten ohne Basketball wieder akklimatisieren kann.

Der Hoffnungsträger der Memphis Grizzlies

Vieles in dieser Saison wird vom Körper von Parsons abhängen. Der ehemalige Maverick unterschrieb 2016 einen fetten Deal in Memphis (4 Jahre, 94 Mio.), um dann aber verletzungsbedingt nur 34 Spiele zu absolvieren. Wenn er doch spielte, war der Flügelspieler weit von seiner Bestform entfernt (6,2 Punkte, 33,8 Prozent aus dem Feld).

Sollte er gesund sein, gibt er dem Team als Playmaker aber eine neue Dimension und könnte Conley und Gasol entlasten, vielleicht sogar als sechster Mann, wenn die Bank gestärkt werden soll.

Zudem war Parsons über seine ganze Karriere ein ernstzunehmender Schütze (37,7 Prozent von draußen), eine Qualität, nach der der Grizzlies-Kader geradezu lechzt. Durch die unklare Vertrags-Situation um Green könnte er auch als echter Stretch-Vierer eingesetzt werden, um so Gasol rund um den Korb mehr Freiräume zu schaffen.

Das Fazit

Der totale Umbruch ist in Memphis ausgeblieben, ein paar Altlasten in Z-Bo (36 Jahre) und Allen (35) wurden abgestoßen. Punktuell wurde das Team verjüngt, mit Evans und McLemore wurden Spieler mit überschaubarem Risiko verpflichtet.

In der starken Western Conference werden die Grizzlies wieder um die Playoffs spielen, ob es reicht, wird einmal mehr von der Gesundheit der Star-Spieler entschieden. Viel verändert hat sich aber nicht. Der Kern um Conley, Gasol und Parsons steht noch bis 2020 unter Vertrag, was den Handlungsspielraum extrem einschränkt.

Somit ist die Offseason schwer zu bewerten. Zumindest wurde kein weiteres Geld verbrannt. Trotzdem werden die Grizzlies in dieser Besetzung über Jahre ans Mittelmaß gebunden sein - es sei denn, das Management entschließt sich in der Zukunft doch, auf den Reset-Knopf zu drücken und in den Tanking-Modus zu gehen.

Die Note: 3-

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