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Die Zukunft verschmilzt mit Dirk

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© getty

Im Gegensatz zu den vergangenen Offseasons stand der Mavs-Sommer in diesem Jahr im Zeichen des Drafts. Ist es den Texanern gelungen, die Balance zwischen einer Gegenwart mit Dirk und einer Zukunft ohne ihn zu wahren? Die Offseason-Analyse.

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Die Transaktionen der Dallas Mavericks

Der diesjährige Sommer der Mavs war voll auf den Draft ausgerichtet. Schließlich durften sie an neunter Stelle wählen - und waren mehr als glücklich, als Wunschspieler und Point Guard Dennis Smith Jr. noch zur Verfügung stand. Die Wahl für den Super-Athleten war ein No-Brainer.

In der Free Agency lag der Fokus auf den eigenen Spielern. Dirk Nowitzki verzichtete zunächst auf seine Spieleroption in Höhe von 20 Millionen Dollar und unterschrieb stattdessen einen neuen 1+1-Vertrag zu jeweils 5 Millionen. Deutlich komplizierter verhielt es sich mit Restricted Free Agent Nerlens Noel, der sich weigerte, einen langjährigen Deal zu den Wunschkonditionen der Mavs zu unterschreiben. Letztendlich akzeptierte er etwas überraschend das Qualifying Offer, wodurch er nächstes Jahr erneut Free Agent wird, dann aber Unrestricted.

Verstärkung kam für die Mavs auch aus München. Maximilian Kleber einigte sich mit den Texanern zunächst auf einen Zweijahresvertrag (2 Millionen Dollar), wobei das zweite Jahr eine Team-Option beinhaltet.

Darüber hinaus fädelte Dallas einen Deal mit den Heat ein, der Power Forward Josh McRoberts (noch ein Jahr Vertrag) sowie einen Zweitrundenpick einbrachte. Dafür gaben die Mavs A.J. Hammons ab. Auch DeAndre Liggins und Jarrod Uthoff wurden in einem separaten Deal zu den Houston Rockets getradet. Nicolas Brussino wechselte indes nach Atlanta.

Weitere Randnotizen waren die kleinen Verträge für Jeff Whitey, Maalik Wayns, P.J. Dozier, Gian Clavell und Brandon Ashley.

Die Strategie der Dallas Mavericks

Zum ersten Mal seit langem war es nicht die höchste Priorität der Mavs, sich einen dicken Fisch aus dem Free-Agent-Teich zu angeln - das hat schließlich noch nie so richtig funktioniert. Stattdessen ging es darum, sich per Draft auf der Problemposition (Point Guard) der vergangenen Jahre zu verstärken. Point Guard und Monster-Athlet Dennis Smith Jr. erscheint dahingehend als optimale Lösung.

Smith soll zusammen mit Harrison Barnes und im besten Fall auch Noel den Grundkern der Ära nach Nowitzki bilden. Der spielte bei den Planungen in diesem Sommer natürlich auch eine Rolle - denn auch, wenn der Zukunftserfolg mehr und mehr in den Fokus rückt, ist es eine Ehrensache für die Franchise, dem Dirkster beim Ausklingen seiner Karriere ein Team an die Seite zu stellen, mit dem er Spaß hat.

"So lange ich hier Coach bin, wird Dirk nicht von der Bank kommen", unterstrich jüngst auch Head Coach Rick Carlisle den Status, den Nowitzki genießt. Gleichzeitigt kündigte der Übungsleiter an, dass Nowitzki vermehrt auf der Fünf eingesetzt werden und dass mit dem Trio Barnes, Smith und Matthews schneller gespielt werden solle als zuletzt. Dass durch die Pläne Carlisles der "echte" Center Noel vermutlich zum Bankspieler wird, zeigt, dass dieser nach seiner Posse im Sommer nicht unumstritten in der Franchise ist.

Sollte er 2018 tatsächlich wieder wechseln, würde dies die Mavs ein Stück weit in den Planungen zurückwerfen. Trotzdem wären die Texaner flexibel aufgestellt: Die Verträge von Spielern wie McRoberts, Devin Harris, Seth Curry oder Salah Mejri laufen allesamt aus, während die Zukunft der Schlüsselspieler Smith, Barnes, Wesley Matthews oder Dorian Finney-Smith langfristig gesichert ist beziehungsweise durch Teamoptionen in den Händen der Franchise liegt.

"Dank" des extrem starken Westens kann es zudem gut sein, dass Dallas im kommenden Draft wieder in den Top 10 picken darf, was bei der Zukunftsgestaltung ja bekanntlich auch nicht schadet.

Die Schwachstellen der Dallas Mavericks

Die Offense der Mavs war in der vergangenen Saison tatsächlich die größere Baustelle als die Defense. Das lag größtenteils an der fehlenden Konstanz auf der Eins. Deron Williams war dauernd verletzt, J.J. Barea ist eher ein Glue Guy und Yogi Ferrell halt auch kein Wunderheiler.

Das führte dazu, dass gerade in der Crunchtime keine Struktur in den Angriffsbemühungen zu sehen war. Stattdessen verließ man sich auf die Iso-Künste eines Barnes oder Nowitzkis - und das war zu wenig. Nun stellt sich die Frage, inwieweit Smith eine Soforthilfe darstellt. Mit seiner Explosivität kann er besonders aus dem Pick-and-Roll immer kreieren, doch es gibt auch Fragezeichen: Wie konstant fällt sein Dreier? Wie schnell entwickelt er seine Playmaker-Fähigkeiten weiter?

Sollte Dirk tatsächlich auf die Fünf rücken und Noel draußen bleiben, geht das sicherlich mit Defensiv-Problemen einher. Zwar ist Nowitzki ein gewiefter Spieler, der immer am richtigen Fleck steht und seine Flossen an den Spalding bekommt. Trotzdem ist er körperlich nicht in der Lage, einen Defensiv-Anker darzustellen. Außerdem darf man erwarten, dass mit Dirk auf der Fünf und Barnes auf der Vier nicht unbedingt elitär gereboundet wird.

Der Hoffnungsträger der Dallas Mavericks

Dennis Smith Jr. Nach seinen Auftritten in der Summer League fragt man sich mehr denn je, wie er im Draft auf Position neun fallen konnte - ganz zur Freude der Mavs. Seine Athletik und seine körperlichen Charakteristiken lassen keinen Zweifel daran, dass er in dieser Hinsicht "NBA-ready" ist.

Doch auch spielerisch könnte er in der Lage sein, dem Mavs-Spiel das zu geben, was letzte Saison gefehlt hat: Ein entschlossener Drive zum Korb und Gefahr aus dem Pick-and-Roll. Zum Verständnis: Kein Team warf in der vergangenen Saison weniger Freiwürfe als die Mavs, was dieses Defizit klar hervorhebt.

Das Fazit

Die Mavs haben es geschafft, eine Balance zwischen der Gegenwart mit Dirk und der Zukunft ohne Dirk herzustellen. Sie bleiben konkurrenzfähig (auch, wenn es nicht für die Playoffs reichen wird), haben aber trotzdem viel Talent im Kader, das noch ausgeschöpft werden will.

Mit Smith Jr. steht zudem ein potentieller Rookie des Jahres im Kader, mit dem die Mavs noch viel Spaß haben werden und der noch viel von der Erfahrung Dirks profitieren wird. Einzig die unklare Zukunft Noels trübt das Gesamtbild. Das lag aber vor allem am Spieler selbst, denn aus Sicht des Front Offices war es nachvollziehbar, dem verletzungsanfälligen Big Man keinen Max-Contract anzubieten.

Die Note: 2-

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