NBA

Neu ist nicht immer besser

Kyle Lowry, Serge Ibaka und DeMar DeRozan wollen wieder angreifen
© getty

Die Toronto Raptors haben durch die Vertragsverlängerungen mit Lowry und Ibaka deutlich gemacht, dass sie an den Kern ihres Teams glauben. Doch sie mussten tief in die Tasche greifen und haben wenig Spielraum für Veränderungen. Reicht das, um die Cavs und Celtics anzugreifen? Die Offseason-Analyse.

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Die Transaktionen der Toronto Raptors

Der Draft spielte für die Kanadier nur eine untergeordnete Rolle. An 23. Stelle wählten sie O.G. Anunoby, der mit seiner Athletik jemand für die tiefere Rotation auf den Flügelpositionen ist und seinen Rookie-Deal inzwischen unterschrieben hat.

Während der Free Agency gab es für das Front Office um Präsident Masai Ujiri deutlich mehr zu tun, wobei die eigenen Free Agents - mangels finanzieller Alternativen - die höchste Priorität genossen. Das galt vor allem für Kyle Lowry, der letztendlich für drei Jahre und 100 Millionen Dollar unterschrieb. Der Erfolgs-Backcourt der jüngeren Vergangenheit bleibt damit zusammen.

Praktisch zur gleichen Zeit erhielt auch Serge Ibaka ein neues Arbeitspapier (3 Jahre/65 Millionen Dollar). Dadurch war kein Platz mehr für das viel zu hohe Gehalt von DeMarre Carroll, der in einem Trade zu den Nets geschickt wurde, bei dem die Raptors zwei ihrer künftigen Picks abgaben und dafür nur Justin Hamilton erhielten, der mittlerweile schon wieder gewaived wurde.

In einem anderen Deal kam C.J. Miles per Sign-and-Trade ins Air Canada Center. Cory Joseph wechselte im Gegenzug zu den Pacers. Darüber hinaus unterschrieb K.J. McDaniels für ein Jahr und Malcolm Miller sowie Lorenzo Brown erhielten Two-Way-Contracts.

Die Strategie der Toronto Raptors

Im Prinzip hatten die Raptors zwei Möglichkeiten bei der Zukunftsgestaltung. Nummer eins: Den Kern des Teams zusammenhalten und punktuell verstärken. Der Status als Top-Team im Osten würde dadurch erhalten bleiben. Nummer zwei: Lowry und Ibaka ziehen lassen, gegebenenfalls DeRozan traden und dann neu aufbauen. Dies wäre ein Eingeständnis dafür gewesen, dass man davon ausgeht, die Cavs in naher Zukunft nicht schlagen zu können.

Durch die Verträge für Lowry und Ibaka war schnell geklärt, dass es die erste Option werden würde. Zwar hatten die Raptors in der zweiten Playoff-Runde gegen Cleveland absolut keine Chance, doch der Ausfall von Lowry ist zumindest eine Teil-Entschuldigung.

Nun geht es also mit dem altbekannten Kern in die neue Spielzeit. Der Verlust von Carroll ist zu verkraften - er spielte eine schwache Saison, traf seinen Dreier nicht und war in den Defense kein Faktor gegen LeBron. C.J. Miles, der direkt den Starter-Job auf der Drei übernehmen dürfte, ist vor allem offensiv ein Upgrade.

Dass Lowry nun fürstlich entlohnt wird, aber keinen Fünfjahres-Max erhielt, ist positiv hervorzuheben. Die Gefahr, dass man 2022 einem 36-Jährigen Point Guard knapp 40 Millionen Dollar an Gehalt zahlt, wurde dadurch abgewendet.

Trotzdem besteht kein Zweifel dran, dass es in naher Zukunft wenig Spielraum gibt, wenn man aufgrund ausbleibenden Erfolgs Veränderungen herbeiführen will. Bis 2020 stehen jede Saison nach aktuellem Stand mindestens 117 Millionen Dollar in den Gehaltsbüchern.

Das bedeutet auch, dass die Entwicklung junger Spieler forciert werden muss. Dazu gehört neben Jakob Pöltl nun auch Rookie Anunoby oder die Bigs Lucas Nogueira und Pascal Siakam. Auch Norman Powell (24) oder Jonas Valanciuanas (25) machen im besten Fall noch Leistungssprünge, wenngleich es bei JV immer wieder Gerüchte gibt, dass er getradet werden könnte.

Die Schwachstellen der Toronto Raptors

In der Playoff-Serie gegen die Cavs trafen die Raptors nur 30 Prozent ihrer Dreier. Vor allem, als Lowry verletzt war, ging von Downtown so gut wie gar nichts, sodass die Cavaliers ihr Defense-Konzept mit Traps und Double-Teams ungestraft durchziehen konnten. Um ganz oben mitzuspielen, ist der Dreier essenziell, jedoch treffen nur Lowry und Ibaka den Longball für ihre Position überdurchschnittlich. Immerhin: Neuzugang C.J. Miles (2016/17: 41,3 Prozent 3FG) könnte Abhilfe leisten.

Ein weiteres Problem der Offense: Das Ball Movement kommt oft zum Erliegen. 2016/17 verbuchte kein Team weniger Assists als die Raptors. Lowry und DeRozan neigen dazu, sich auf Isolationen zu verlassen. Das muss nicht immer etwas Schlechtes sein, doch besonders in den Playoffs, in denen sich die Gegner viel besser auf die Stärken einzelner Spieler einstellen, braucht es einen Plan B. An dieser Stelle ist auch Head Coach Dwane Casey gefragt.

Das sieht auch dessen Chef Ujiri so, der nach den vergangenen Playoffs genau diesen Punkt scharf kritisierte. Er forderte wegen des ausbleibenden Ball Movements gar einen kompletten "Neustart der Spielkultur." Coach Casey ist also nicht mehr unumstritten und steht vorerst unter Sonderbeobachtung.

Der Hoffnungsträger der Toronto Raptors

Kyle Lowry. Durch seinen 100-Millionen-Dollar-Vertrag bekam er mehr denn je das Vertrauen ausgesprochen. Die vergangene Saison war mit 22,4 Punkten und 7 Assists die beste seiner Karriere. Daran gilt es anzuknüpfen - vor allem in den Playoffs! Denn das Duo Lowry/DeRozan neigt dazu, seine Leistungen aus der Regular Season im entscheidenden Saison-Teil nicht zu bestätigen. Damit muss endlich Schluss sein.

Das Fazit

Die Raptors haben den Kern ihres Teams zusammengehalten. Das mag zwar einiges gekostet haben, doch es ist gewährleistet, dass sie eine Top-3-Mannschaft im Osten bleiben. Denn trotz des Verlusts von Carroll sind sie nicht schlechter geworden - im Gegenteil.

Schlägt Miles ein und entwickeln sich die jungen Spieler wie gewünscht, könnte sich die Lücke zu den Cavs und Celtics sogar verkleinert haben. Schließlich weiß man bei dem Hickhack um den Irving-Thomas-Trade noch nicht, in welche Richtung es bei den Haupt-Konkurrenten der Raptors gehen wird.

Die Note: 2-

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