NBA

Der Finals-Schalter ist umgelegt

Von Robert Arndt
LeBron James verzeichnete drei Blocks gegen die Boston Celtics
© getty

Die Cleveland Cavaliers bleiben ungeschlagen in den Playoffs. In Spiel 2 zeigte der Champ vor allem in der Defense ein Level, welches zuletzt in den Finals zu sehen war. Die Boston Celtics waren absolut chancenlos. Es herrscht Ernüchterung, nicht zuletzt wegen eines grandiosen LeBron James. In Spiel 3 in der Nacht auf Montag (2.30 Uhr im LIVESTREAM auf SPOX) wollen die Cavs diese Dominanz erneut untermauern.

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Für knapp sechs Minuten war es ein Basketball-Spiel zwischen den Boston Celtics und den Cleveland Cavaliers. Was dann aber passierte, ließ sich kaum in Worte fassen. Die Gastgeber wurden in der Folge am Nasenring durch die (eigene) Manege gezerrt. Aus 10:11 wurde bis zur Pause ein 31:72. Einen solchen Rückstand hatte sich in der Geschichte der Playoffs noch kein Team eingehandelt.

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"Ich bin nicht verwundert", erklärte Avery Bradley nach der Partie. "Ich fühle mich bloßgestellt." Dabei konnte den Celtics nicht fehlender Einsatz vorgeworfen werden. Das Team von Brad Stevens kämpfte zunächst aufopferungsvoll, auch wenn der Korb schon zu Beginn wie zugenagelt schien. Im Angriff versuchten sie alles. Viel Bewegung, zahlreiche Cuts und Screens abseits des Balles - so sollte der ohnehin schon angeschlagene Isaiah Thomas entlastet werden. Das Problem: Die Cavs präsentierten ihre wahrscheinlich beste Defense der kompletten Saison.

Noch nach Spiel 1 trauten viele ihren Ohren nicht, als sich LeBron James nach dem souveränen 117:104-Sieg vor das Mikrofon stellte und verkündete, dass die Cavs kein besonders gutes Spiel abgeliefert hätten. Zwei Tage später stellt sich heraus: Der Mann hatte Recht.

Der King als Vorbild

Dabei ging der verschmähte MVP-Kandidat ("Das wusste ich vor dem Spiel gar nicht") mit gutem Beispiel voran. Gerade in der Defense war James überall zu finden, half gut aus und gab ein paar Minuten gar den Center. Dabei stach eine Sequenz besonders heraus. Nachdem er zuvor von Al Horford geblockt wurde, rannte LeBron in vollem Tempo zurück und schickte den Leger von Bradley zurück an den Absender. Fast schon unnötig zu erwähnen: Nummer 23 scorte im darauffolgenden Ballbesitz.

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So besaß Cleveland einmal mehr einen Leader, der die Marschrichtung vorgab. Nahm sich der König in der Regular Season in der Verteidigung gerne mal eine Auszeit, ist nun in den Playoffs nichts mehr davon zu sehen. Genau wie sein Team: Es sieht danach aus, dass die Cavs tatsächlich den Schalter gefunden haben und wieder fokussiert am hinteren Ende des Feldes spielen - wie zuletzt in den Finals 2016 gegen die Warriors.

"Wir können unsere Defizite damit ausgleichen, dass wir viel miteinander kommunizieren, füreinander einspringen und uns für den anderen aufopfern", lobte James nach der Partie ausdrücklich den Einsatz seines Teams.

Thomas abgemeldet und verletzt

Vergessen scheinen Streitigkeiten über schlechte Abstimmung. Stattdessen präsentierte sich die Cavs wieder als Einheit, die aggressiv gegen den Ball spielt. Vor allem IT bekam das zu spüren. Mal sprangen die Cavs-Bigs sofort heraus, mal drängten sie ihn die Ecke und erzwangen Turnover. Bostons Star fand so keinen Rhythmus, blieb ohne Field Goal und verletzte sich zu allem Überfluss auch noch an der Hüfte.

So blieb die Celtics-Offense komplett zahnlos, warf im ersten Durchgang magere 27 Prozent aus dem Feld und leistete sich dazu noch 10 Turnover. Die Gastgeber waren völlig frustriert, Stevens und Thomas holten sich Technicals ab und das sonst so euphorische Publikum in Beantown begann bereits nach einer Viertelstunde zu buhen.

Das mag vielleicht nicht fair gewesen sein, doch unter dem Strich fehlten Boston erneut die Mittel. Auch in der Defense fanden die Kobolde keine Lösungen. "Sie haben uns über 48 Minuten den Arsch versohlt", konstatierte Jaylen Brown, der vor dem Spiel noch bekräftigte, keine Angst vor dem direkten Duell mit James zu haben.

Make him a Jumpshooter

In der Tat rieb er sich gegen den besten Spieler seiner Generation auf, doch dieser war einfach zu gut, wodurch der Rookie ihn nur durch Fouls stoppen konnte. Er sah dabei teilweise aber sogar noch besser aus als die ebenso überforderten Jae Crowder, Gerald Green oder Avery Bradley.

Boston switchte etwas weniger als vor zwei Tagen, kämpfte aber immer wieder mit Mismatches, speziell unter dem Korb gegen Tristan Thompson und Kevin Love, da Stevens zumeist auf nur einen klassischen Big Man setzte. Zudem fühlte es James an diesem denkwürdigen Abend. 17 Punkte markierte er im furiosen zweiten Viertel, dabei fielen drei Jumper am Stück, eine Disziplin, die ihm noch in Spiel 1 Probleme bereitet hatte (1/6 3FG).

Nicht so in dieser Partie. Insgesamt sechs seiner neun Sprungwürfe fielen ohne Ringberührung in den Korb. Jedes Mal, so schien es, stöhnte die komplette Arena. Das alte Motto 'Macht ihn zum Shooter!' hatte ausgesorgt. So öffneten sich Räume für die Kollegen und die Cavs feuerten in den ersten 36 Minuten 15 Dreier in den Korb.

Als die Sirene nach dem dritten Viertel ertönte, legten die Big Three bereits seit einigen Minuten die Füße hoch. Es war mal wieder Schonung angesagt für den Meister, dem nun aufgrund des drohenden Sweeps wieder acht Tage Pause winken.

Da hilft auch kein PG-13

Dass die Konzentration in Ohio schwinden wird, ist derweil unwahrscheinlich. Das stellte auch Kyrie Irving direkt nach dem Spiel klar: "Wir werden weiter fokussiert bleiben. Wir denken, dass alles möglich ist, wenn wir weiter so spielen." Er selbst hatte im Schatten von James, der sein achtes 30-Punkte-Spiel in Serie lieferte, leise 23 Zähler aufgelegt (8/11 FG).

Keine guten Aussichten also für die Celtics, die niedergeschlagen vom Court trotteten. "Wir haben nicht genug gemacht, um es wenigstens eng zu halten", stellte ein enttäuschter Stevens fest, um aber mit einer Prise Humor nachzuschieben: "Es ist nur eine Niederlage. Es werden zum Glück nicht die Punkte zusammengezählt."

Gelernt haben sie in Massachusetts sicher einiges. Der Graben zum Platzhirsch ist offensichtlich noch zu groß - und auch ein Trade für einen Star der Kategorie Jimmy Butler oder Paul George hätte die C's nicht zu einem ernsthaften Gegner Clevelands gemacht. Stattdessen muss die Devise sein, sich weiter auf die Zeit nach LeBron (falls diese je kommt) vorzubereiten.

Nun gilt es, den Schaden so gering wie möglich zu halten, nicht zuletzt weil Thomas sich wohl ernsthafter verletzt haben könnte. GM Danny Ainge bestätigte gegenüber ESPN, dass der Point Guard zeitnah untersucht wird. Dass diese Serie, mit oder ohne IT, noch einmal eng werden könnte, glauben wohl selbst eingefleischte Fans aus New England nicht mehr. Die Celtics hatten bisher in 96 Minuten noch nicht eine einzige Führung - das Ziel für Spiel 3 sollte wohl heißen, den Cavs zumindest mehr als sechs Minuten lang ein Basketballspiel zu liefern.

Das Playoff-Bracket im Überblick

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