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B(e)reit wie nie

LeBron James legte in Spiel 5 insgesamt 35 Punkte auf
© getty

Mit dem dritten überdeutlichen Sieg in Boston zementieren die Cleveland Cavaliers nicht nur ihre Vormachtstellung im Osten, sondern senden auch ein deutliches Zeichen in Richtung Westküste. Die Cavs scheinen absolut gewappnet für die Finals und überzeugen einmal mehr in einem entscheidenden Spiel. Das gilt allen voran für LeBron James.

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Es gab Momente in der Karriere von LeBron James, da wurde er dafür kritisiert, in entscheidenden Spielen regelmäßig zu versagen. Jene Momente, die in seiner Finals-Niederlage gegen die Mavs 2011 gipfelten, sind insgesamt gar nicht allzu lange her. Doch spätestens mit dem unfassbaren Comeback in den NBA Finals 2016 sollten eigentlich alle Kritiker verstummt sein.

Dennoch gab es sie wieder, diese vereinzelten Stimmen, die darauf ansprachen, dass sich der selbsternannte King in den wichtigen Spielen manchmal verstecken würde, dass ihm die Nerven flattern würden, nachdem er in Spiel 3 gegen die Celtics ein erstes Zeichen von Schwäche in den diesjährigen Playoffs zeigte und in der ersten Hälfte von Spiel 4 schwer strauchelte.

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Jene Stimmen dürften mal wieder verstummt sein. Zum x-ten Mal wurde sie gestopft durch eine überragende Leistung von James in einem entscheidenden Spiel. Seit er zu den Cavaliers zurückgekehrt ist, hat Cleveland nur ein einziges Closeout-Game verloren.

Es scheint, als sei das generell nie klein gewesene Selbstvertrauen von LeBron nun auch in den entscheidenden Spielen so breit wie noch nie zuvor. Seine Körpersprache in Spiel 5 vermittelte von Beginn an puren Willen, verunsicherte die Celtics und riss die eigenen Mitspieler mit.

James' Post-Up von der Dreierlinie

Spätestens als James Mitte des ersten Viertels den deutlich schmächtigeren und kleineren Terry Rozier schon auf Höhe der Dreierlinie aufpostete, den Guard mit drei Dribblings unter den Korb schob, als sei dieser eine Feder, und dort schließlich per Slam Dunk punktete, wussten die Celtics, dass es dem Cavs-Superstar sehr ernst war. Zurück nach Cleveland wollte er die Serie nicht mehr bringen.

Es blieb nicht bei dieser einen Szene. Beinahe in jedem zweiten Spielzug offenbarte der amtierende Champion, zumeist in Person von James, seine Dominanz. Die Celtics wirkten nicht wie das beste Team der Eastern Conference, sondern eher wie ein durchaus legitimer Kandidat auf den ersten Pick im Draft. Machtlos sahen sie eine Serie wegschwimmen, welche für die Kelten schon von Beginn an unerreichbar schien.

Es gab in der Geschichte der NBA wohl nur sehr wenige Entscheidungsspiele in Conference Finals, die derart früh entschieden waren und die derart klar dominiert wurden. Dabei stand der Sieg der Cavs eigentlich schon nach einem unfassbaren ersten Viertel fest, indem die Gäste mit 43 Punkten den eigenen Franchiserekord pulverisierten. Anders als in Game 3 hielt Cleveland aber die Konzentration hoch und ließ die Gastgeber nicht einmal an ein Comeback denken.

Spiel 4 als Schlüsselerlebnis für Cavs

Auch wenn es aufgrund des letztlich deutlichen 4:1 in der Serie sowie insgesamt drei Blowout-Siegen letztendlich so wirkt, als hätten die Cavs lediglich einen lockeren Aufgalopp für die Finals hingelegt, waren die Kräfteverhältnisse in den Conference Finals nicht immer so klar verteilt.

Als die Celtics zur Halbzeit in Spiel 4 mit zehn Punkten Vorsprung auch den zweiten Sieg aus Cleveland zu entführen drohten, stand diese Serie kurz vor dem Ausgleich. Stattdessen zogen sich die Cavs dank des überragenden Kyrie Irving aus dem Sumpf und nehmen nach dem höchst dominanten letzten Sieg etliche positive Schlüsse mit in die Finals.

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Anders als die Warriors haben die Cavs in diesen Playoffs bereits eine Niederlage hinnehmen müssen und sahen sich in Spiel 4 einer erhöhten Drucksituation ausgesetzt, die sie mit Bravour meisterten. Anders als die Warriors haben die Cavs durch das Celtics-Comeback in Spiel 3 schon zu spüren bekommen, was passiert, wenn man die Zügel schleifen lässt. Erlebnisse, welche den Champ gut für die Finals vorbereitet hat. Solche Situationen dürften dort ungleich häufiger vorkommen.

Auch die leichten Schwächephasen von James in der Serie hatten gute Seiten. Kevin Love meldete sich in den beiden ersten Spielen endgültig in den Playoffs an, Irving legte sein Meisterstück in Spiel 4 hin. Wer gesehen hat, wie spielend leicht Uncle Drew nun auch im entscheidenden fünften Spiel hart verteidigte Dreier und surreale Korbleger verwandelte, der dürfte sicher sein, dass diese Celtics-Serie auch die zwei anderen Drittel von Clevelands Big Three in Top-Form ausgespuckt hat.

Ein historischer Rekord und unfassbare Zahlen

Das Selbstbewusstsein scheint also auch bei den Co-Stars breit zu sein. Gleiches gilt für die Bankspieler. Deron Williams schenkte Boston lockere 14 Punkte ein, wobei er fünf seiner sechs Wurfversuche verwandelte, Kyle Korver und Richard Jefferson zeigten sich im letzten Spiel der Conference Finals ebenfalls zielsicher. Bei den Rollenspielern scheint es zu stimmen.

Vor allem aber stimmt es bei LeBron James, der seine bislang schon unglaublichen Playoffs, in denen er durchschnittlich 32,3 Punkte, 6,9 Assists und 8 Rebounds bei einer abnormen Wurfquote von 55,4 Prozent aufgelegt hat, in Spiel 5 endgültig krönen konnte, als er mit einem Dreier an Michael Jordan vorbeizog und sich zum besten Playoff-Scorer der Geschichte aufschwang.

Dass James direkt im Anschluss gleich noch zwei weitere eng verteidigte Dreier durch die Reuse jagte und nun 44 Prozent seiner Dreier in diesen Playoffs verwandelt hat, ist ein weiteres Zeichen für die breite Brust des bei der MVP-Wahl übergangenen 32-Jährigen.

James meinte im Anschluss an seine Rekordvorstellung: "Für mich ist das Größte an dieser Leistung, dass ich dabei mir selbst treu geblieben bin. Ich muss auch nicht punkten, um Einfluss zu nehmen. Meine Denkweise ist immer die: Wenn ich gerade nicht score, wie kann ich trotzdem das Spiel beeinflussen?"

"Mehr Zeit, uns voll auf die Warriors zu konzentrieren"

Dass er ein Match auf vielfältige Art beeinflussen kann, ist keine Neuheit mehr und offenbarte sich auch in Spiel 5, indem James mit Sicherheit ein Triple-Double aufgelegt hätte, wenn er nicht im kompletten letzten Viertel draußen gesessen hätte. Auch wenn James mit seinen 32 Jahren so spielt, als wäre er nie gealtert, ist für die Cavs jeder Tag Pause wertvoll. Head Coach Tyronn Lue stellte fest: "Im letzten Jahr ging alles so schnell für uns. In diesem Jahr haben wir etwas mehr Zeit und können uns voll auf die Warriors konzentrieren. Ich fange damit schon heute Abend an."

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Insgesamt scheint der Champion also optimal vorbereitet zu sein. Das Team ist bereit, das Selbstvertrauen breit. Die Serie gegen die Celtics, die insgesamt nicht zu lange dauerte, in der aber Drucksituationen zu lösen waren, lieferte das perfekte Warm-Up für hoffentlich legendäre Finals.

Für die Celtics bleibt nach der komplett chancenlosen Niederlage in Spiel 5 der Blick auf eine größere Zukunft. Daher betonte Brad Stevens auch: "Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir uns teuer verkauft haben. Dieser Schmerz nach der Niederlage gehört zu dem Weg, auf dem wir uns befinden."

Cleveland ist auf diesem Weg schon ein paar Schritte weiter. Für die Cavs geht es nun um die Suche nach Perfektion. Die beschreibt Irving: "Wenn wir so selbstlos sind, dass wir über nichts anderes als die Größe unseres Teams nachdenken, dann sind wir etwas ganz Besonderes."

Das Playoff-Bracket im Überblick

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