NBA

Gotta trust the process

Kann einer der anderen Rookies Joel Embiid (r.) die Trophäe noch streitig machen?
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Jaylen Brown: Mit Brown als No.3-Pick haben die Celtics im Sommer 2016 für einige überraschte Gesichter gesorgt - doch es sieht mehr und mehr danach aus, als hätten sie womöglich die absolut richtige Entscheidung getroffen. Brown hat sich von Monat zu Monat gesteigert und bekam über die letzten 13 Spiele mehr als 25 Minuten im Schnitt - und das bei einem der besten Teams der Liga.

Seine Chancen auf den Award sind dennoch sehr gering. "Es ist schwer, statistisch mit Jungs mitzuhalten, die für nichts spielen und deswegen in 35 Minuten pro Spiel jeden Wurf nehmen können", sagte Isaiah Thomas kürzlich. "Aber für ihn ist es langfristig besser, ein wichtiger Teil eines guten Teams zu sein." Und das ist richtig.

Seit dem All-Star Break liefert Brown 12,4 Punkte, 55 Prozent Wurfquote (47,4 Prozent 3FG) und 5,1 Rebounds im Schnitt - defensiv überzeugt er schon die ganze Saison über. Wenn er sich so weiterentwickelt, wird Brown eventuell schon nächste Saison den Job von Jae Crowder in der Starting Five übernehmen - traden werden ihn die Celtics nicht mehr.

Brandon Ingram: Der Hype in seiner College-Saison - und vor allem die Vergleiche mit Kevin Durant - haben dem No.2-Pick nicht unbedingt gut getan. Abgesehen von seiner Statur hat Ingram relativ wenig mit KD gemein - und selbst Durant war als Rookie nicht so ein Hänfling wie der Hoffnungsträger der Lakers. 8,2 Punkte bei 37,3 Prozent aus dem Feld zeigen deutlich, dass er noch nicht in der NBA angekommen ist.

Das ist beim zweitjüngsten Spieler der Liga allerdings auch kein Wunder - und Ingram zeigt durchaus auch positive Ansätze. Sein Passspiel ist für einen Forward sehr gut, seine On-Ball-Defense wohl schon jetzt die beste bei den Lakers - gut, das ist auch keine Auszeichnung. Mit wachsender Rolle zeigte er als Starter zuletzt auch bessere Leistungen und lieferte seit dem All-Star Break 11,4 Punkte im Schnitt, mehrere spektakuläre Dunks inklusive.

Ingram dürfte so oder so ein produktiver Spieler in der Liga werden. Ob er ein Star werden kann, hängt fast komplett von seinem Wurf ab. Die aktuell 30,1 Prozent von der Dreierlinie sind in jedem Fall noch mehr als ausbaufähig.

Buddy Hield: Man könnte behaupten, dass die Rookie-Saison des No.6-Picks nicht ideal verläuft. Andererseits spielt er seit kurzem für ein Team, das in ihm gleichzeitig einen besseren Spieler als DeMarcus Cousins und den neuen Stephen Curry sieht.

Und siehe da: Seit seinem Trade zu den Kings spielt Hield richtig ordentlich (13,2 Punkte, 52,8 Prozent FG, 48 Prozent 3FG)! Für den ROTY-Award kommt dieser Sprung natürlich zu spät, über die Saison gesehen sind Hields Zahlen weiterhin nicht beeindruckend.

Aber Hields sechs Spiele in Sacramento haben zumindest angedeutet, dass der 23-Jährige auch auf NBA-Ebene ein effektiver Scorer werden könnte - selbst wenn er sonst nicht wahnsinnig viel macht. Das muss er nun bestätigen, bevor Vivek Ranadive ihn mitsamt mehreren Firstroundpicks für Nik Stauskas nach Philadelphia tradet.

Yogi Ferrell: Ein ungedrafteter Point Guard, der nur 26 Spiele absolviert hat und zwischenzeitlich mehrere Monate in der D-League verbracht hat, im ROTY-Rennen? Klar, warum nicht? In diesem Jahr zumindest ist dies möglich. Und wenn man Yogis Stats aus seinen 16 Einsätzen für Dallas heranzieht, hätte er tatsächlich recht gute Karten.

12,2 Punkte und 4,9 Assists legt Ferrell im Mavs-Jersey auf, kombiniert mit starken 39,1 Prozent von der Dreierlinie. Seine Leistungen, darunter ein 32-Punkte-Spiel gegen Portland, waren so überzeugend, dass Dallas ihn zum Starter gemacht und ihm die Chance gegeben hat, sich als Point Guard der Zukunft zu empfehlen.

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Kann er dies langfristig bei einem guten Team sein? Vermutlich nicht - eine Rolle als qualifizierter Backup scheint wahrscheinlicher. Aber eins ist sicher: Ferrells Aufstieg vom 10-Tages-Hustler zum Starting Point Guard ist eine der schönsten Geschichten dieser Saison.

Fazit: Komplett entschieden ist es noch nicht, zumal im restlichen Saisonverlauf ja noch etwas passieren kann - aber Stand jetzt ist Embiid dennoch der große Favorit auf den Award. Es existiert keine Mindestanforderung für absolvierte Spiele und da seine Nummern dermaßen herausstechen, wäre seine Wahl auch vertretbar.

Wenngleich man die Angst wohl nie loswerden wird - im Endeffekt hat Embiid in seinen drei NBA-Jahren deutlich weniger Spiele absolviert als Greg Oden. Die NBA-Gemeinde klopft im Kollektiv auf Holz.

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Dennoch wäre es zu früh, den Rest des Jahrgangs zu verteufeln oder als einen der schlechtesten überhaupt abzustempeln. Klar, es gibt nicht die sofort dominanten Spieler a la Karl Towns oder Kristaps Porzingis im Vorjahr - aber es gibt genug Rookies mit Potenzial. Brown, Ingram, Saric und vielleicht Murray haben Star-Potenzial, Spieler wie Brogdon, Ferrell oder auch Paul Zipser sollten zumindest als Rollenspieler eine lange Karriere vor sich haben.

Bei Kris Dunn, Hield, Dragan Bender, Thon Maker, Jakob Pöltl und einigen anderen weiß man es hingegen einfach noch nicht - aber auch das ist nicht ungewöhnlich. Nicht jeder Lottery-Pick kann sofort einschlagen, gleichzeitig ist aber auch nicht jeder, der sich in seiner Rookie-Saison schwer tut, automatisch ein Bust. Manchmal muss man eben einfach dem Prozess vertrauen.

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