NBA

"Kareem, MJ, dann schon Dirks Flamingo"

Marcus Camby (l.) musste in seiner Karriere etliche Male gegen Dirk Nowitzki verteidigen
© getty
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SPOX: Obwohl Ewing danach nur noch eine Saison bei den Knicks spielte, waren Sie 2002 auch schon wieder weg - haben Sie rückblickend eine Erklärung dafür?

Camby: Die NBA ist ein Geschäft, so einfach ist das. Es kommt sehr selten vor, dass jemand seine ganze Karriere beim gleichen Team verbringt, wie etwa Tim Duncan. Damit musste ich mich abfinden. Je schneller man das schafft, desto glücklicher ist man auch in seiner Karriere.

SPOX: Hatten Sie dennoch mal einen Trade, bei dem Sie dachten: 'Oh Gott, da will ich aber nicht hin'?

Camby: Nicht nur einmal. (lacht) Das ist aber die ganz normale erste Reaktion, ich dachte am Anfang immer, dass ich auf keinen Fall meine jetzige Situation verlassen wollte. Auch der Trade von Toronto nach New York hat mir am Anfang wirklich wehgetan. Aber auf den zweiten Blick habe ich dann auch gesehen, dass ich eben von einem Expansion-Team zu einer etablierten Franchise geschickt wurde. Die meisten Deals haben immer auch etwas Positives, aber diese Perspektive muss man sich erst erarbeiten.

SPOX: Wie schwer ist es denn, sich immer wieder in einem neuen Arbeitsumfeld zurechtzufinden? Gerade als jemand, der als Anker der Verteidigung ja viel kommunizieren muss?

Camby: Der Basketball-Part ist an der ganzen Geschichte eigentlich der leichteste. Gerade im späteren Verlauf meiner Karriere wusste ich ja, wofür ich geholt wurde und hatte entsprechende Erfahrungen bereits gesammelt. Viel schwieriger ist das, was sonst noch passiert, gerade dann, wenn man eine Familie hat. Es ist keine schöne Erfahrung, wenn man seine Kinder immer wieder aus ihrem Umfeld reißen muss und sie sich alle paar Jahre neu zurechtfinden müssen. Das war viel härter als der sportliche Teil.

SPOX: Ihre längste Station war Denver, wo sie in sechs Saisons unter anderem für George Karl spielten. Mit "Furious George" hat der Coach nun ein kontroverses Buch herausgebracht, in dem er etliche seiner ehemaligen Spieler ziemlich harsch kritisiert. Was halten Sie davon?

Camby: Man kann dem Mann nicht verbieten, ein Buch zu schreiben. Aber es wäre schon nett, wenn er sich dabei wenigstens an die Fakten halten würde. Was er beispielsweise über Carmelo Anthony geschrieben hat, dass er keine Defense gespielt habe, war meiner Meinung nach kompletter Mist und nur dazu gedacht, um Kontroversen zu schaffen. Natürlich war Melo als Nummer-eins-Option nicht gleichzeitig der Defensiv-Stopper, aber dafür hat man ja ein Team! Und seinen Teil hat er immer erledigt. Karl hat einfach ziemlich über die Stränge geschlagen, wofür er sich mittlerweile ja auch ein bisschen entschuldigt hat. Aber im Endeffekt war das Ganze natürlich nur eine recht gute Verkaufsstrategie. (lacht)

SPOX: Sie sind mittlerweile seit drei Jahren im Ruhestand. Was steht bei Ihnen derzeit an? Verfassen Sie auch bereits ein kontroverses Buch?

Camby: Nein, nein, momentan reicht mein Geld noch. (lacht) Ich verbringe momentan vor allem Zeit mit meinen Kindern und hole ein bisschen das nach, was ich als NBA-Spieler verpasst habe. Ich habe Ballettstunden, Elternabende und so weiter ja über die Jahre allesamt nicht besuchen können, so etwas geht heute. Und nebenher bin ich als Geschäftsmann tätig.

SPOX: Was für Geschäfte sind das beispielsweise?

Camby: Ich habe ein wenig mit Immobilien zu tun, eine Landschaftsgärtnerei und mehrere Barbershops. Ich bin also beschäftigt. Ich würde es aber auch nicht anders haben wollen.

SPOX: Eine Rückkehr als Coach steht also eher nicht zur Debatte?

Camby: So würde ich das nicht sagen. In den letzten Jahren haben sich schon einige NBA-Teams und Colleges bei mir gemeldet, aber ich bin bisher einfach noch nicht bereit für eine Rückkehr. Es gibt momentan andere Aufgaben. Meine Töchter kommen jetzt ins Highschool-Alter, also muss ich sie jetzt gegen die ganzen Jungs verteidigen! (lacht)

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