NBA

Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Von Raman Rooprail
Otto Porter spielt seine beste Saison in seiner Karriere
© getty

Die Washington Wizards erlebten zu Saisonbeginn eine Berg- und Talfahrt. Doch im Dezember blühten die Wizards auf und befinden sich jetzt mitten im Kampf um die Playoffs. Infolge der Durant-Thematik über die letzten Jahre bildet der Status Quo in der Hauptstadt allerdings ein großes Fragezeichen. Um 20 Uhr ist Washington bei den Milwaukee Bucks zu Gast (im LIVESTREAM FOR FREE).

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"With the third Pick in the 2013 NBA Draft, the Washington Wizards select... Otto Porter Jr. of Georgetown University." Was für eine tolle Geschichte für den 23-Jährigen. Von Georgetown zu den Wizards - Porter benötigte keine große Umgewöhnung an eine neue Stadt und galt als sehr gute Ergänzung für den abwanderungswilligen Trevor Ariza, welcher sich in der kommenden Free Agency dann auch tatsächlich nach Houston verabschieden sollte.

Ein guter Schütze, der solide reboundet und viel Potenzial in der Defense besitzt? Das hört man in der NBA natürlich gerne und die Experten waren sich auch schnell einig, dass er der kompletteste Spieler des Drafts war.

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Porter könnte also den Wizards sofort weiterhelfen? So einfach ist es im Leben oftmals aber doch nicht. Er verletzte sich schon vor der Saison und kam in seiner Rookie-Saison auf lediglich 37 Einsätze und stand dabei durchschnittlich nur neun Minuten auf dem Court. Der damals 20-Jährige fasste in keinem Bereich des Spiels Fuß in der NBA.

In der Hauptstadt ließ man sich davon aber nicht beunruhigen und steigerte seine Spielanteile kontinuierlich von Jahr zu Jahr. Das zahlt sich heute aus. Porter befindet sich in seinem vierten Jahr und legt in nahezu allen statistisch relevanten Kategorien Career Highs auf. Er ist einer der Gründe, dass sich die Wizards nach schwachem Saisonstart im Aufwind befinden. Das weiß auch John Wall: "Otto spielt super für uns. Wenn Beal oder ich gedoppelt werden, bekommt er offene Würfe und verwandelt sie."

Goldener Dezember

Im Dezember gewannen die Wizards zwei Drittel ihrer Spiele und schnuppern nun sogar an den Playoff-Plätzen. Dabei hat man die letzten neun Heimspiele in Folge gewonnen und strotzt im Verizon Center nur so vor Selbstvertrauen. "Es ist überragend, einfach toll. Wir genießen die Unterstützung der Fans und brauchen ihre Energie", sagte Bradley Beal nach dem Heimerfolg gegen Milwaukee.

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Porter ist natürlich nicht alleine für die guten Leistungen verantwortlich. Im Verbund mit einem endlich fitten Beal und der Konstanz von Wall zeigt man, dass in dem Team mehr Potenzial steckt, als zunächst erwartet worden war.

Letzterer konnte sich in dieser Spielzeit nochmals steigern. Wall hat seinen Punkteschnitt auf fast 24 gehoben und verteilt seit nunmehr drei Jahren in Folge mindestens zehn Assists pro Spiel. Dabei fällt auf, dass er deutlich bessere Entscheidungen aus dem Dribbling trifft und am Korb effektiver abschließt als in den vergangenen Jahren (50 Prozent). Der 26-Jährige wurde sogar kürzlich zum Spieler des Monats Dezember in der Eastern Conference gewählt.

Der unermüdliche Pole

Auch Beal spielt in dieser Saison konstanter und hat erst vier Spiele verpasst. Der verletzungsanfällige Guard nimmt pro Partie so viele Würfe wie noch nie in seiner Karriere, schießt dabei aber starke 45 Prozent aus dem Feld und liegt mit 22 Zählern im Schnitt 5 Punkte über seinem Career High.

Markieff Morris und Marcin Gortat ergänzen die Starting Five. Morris hat sich nach dem großen Theater mit den Phoenix Suns gut in Washington eingelebt und spielt wieder soliden Basketball. Gortat ist bei den Zauberern der Dauerbrenner. Der Pole läuft seit vier Jahren für die Hauptstädter auf und verpasste in dieser Zeitspanne lediglich acht Spiele. Er spult auf beiden Seiten des Feldes Abend für Abend sein Programm ab.

Auswärtsphobie

Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille. In gegnerischen Hallen lässt man alle positiven Aspekte der Heimauftritte vermissen - die Wizards konnten auswärts erst drei von 15 Spielen für sich entscheiden. Der größte Unterschied lässt sich dabei an der Dreierquote ausmachen: Zu Hause stellt man mit 40 Prozent getroffenen Würfen von Downtown einen Wert in den Top fünf der Liga, auswärts hingegen sinkt die Quote auf 29 Prozent und damit den letzten Platz.

Nach der jüngsten Pleite gegen die Dallas Mavericks platzte Coach Scott Brooks der Kragen: "Sie haben einfach härter gearbeitet als wir. Unsere Jungs haben gehofft, die Mavs würden ihre Würfe nicht treffen, aber wir haben nichts dagegen getan", sagte er gegenüber der Washington Post. Auch Beal hatte den Grund für die schlechten Auswärtsleistungen schnell ausgemacht. "Wir bekommen einfach keine Stops hin. Mit diesen Schwächen in der Defense schießen wir uns selbst in den Fuß."

Auch die Produktion der Bank liegt gemeinsam mit der der Minnesota Timberwolves abgeschlagen im Tabellenkeller. Kein Spieler legt über 7 Punkte pro Spiel auf und der im Sommer geholte Ian Mahinmi konnte erst ein Saisonspiel bestreiten. Die mangelnde Qualität der Ersatzspieler hat zufolge, dass die Starter alle über 30 Minuten pro Spiel auf dem Feld stehen müssen.

Nur Minnesotas Tom Thibodeau lässt seine Stars noch länger auf dem Parkett. Dadurch ist das Verletzungsrisiko über eine ganze Saison enorm hoch - angesichts der Krankenakte von Beal alles andere als ideal.

Alternativen für die Bank gesucht

Nachdem man sich jahrelang auf Kevin Durant als Lösung aller Probleme versteift hatte, bekommen die Wizards nun die Quittung. Es wurde über zwei Jahre verpasst, namhafte Verpflichtungen zu tätigen, da man die finanzielle Flexibilität für Durant wahren wollte. Das führte dazu, dass man ein Team, das nur knapp an den Conference Finals scheiterte, nicht weiterentwickelt hat. Spätestens nachdem KD Washington nicht einmal ein Meeting im Sommer gönnte, ist den Verantwortlichen ihr Versäumnis wohl auch klar.

Dennoch haben sich die Wizards ihre Zukunft keineswegs zerstört. Man muss sich in der Hauptstadt nach ernsthaften Alternativen für die Bank umsehen. Der eine oder andere Veteran, der sich nicht zu schade ist, sich auch in der Defense aufzureiben, könnte die Lage schon entscheidend verändern. Mit Scott Brooks hat man einen erfahrenen Coach, wenn es darum geht, talentierte Mannschaften weiterzuentwickeln. Der Kern ist mit Wall, Beal und Porter eben bereits vorhanden.

Es muss nur eben endlich auch mal auswärts gewonnen werden. Am Sonntagabend (20 Uhr im LIVESTREAM) steigt schon das vierte Aufeinandertreffen mit den Bucks in dieser Saison. Die beiden Heimspiele konnte das Team von Brooks für sich entscheiden, in Milwaukee hagelte es allerdings eine Blowout-Niederlage.

Die starken Leistungen im letzten Monat sind nur dann etwas Wert, wenn man jetzt auch auswärts in die Spur finden kann. Gegen inkonstante Bucks wollen die Washington Wizards endlich ihre zwei Gesichter ablegen. Otto Porter könnte bei diesem Schritt der berühmte X-Faktor werden.

Otto Porter im Steckbrief

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