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"Habe eine Woche lang getrunken"

Timofey Mozgov gewann mit den Cavaliers im Juni die Championship
© getty

Mit den Cleveland Cavaliers gewann Timofey Mozgov die Championship, nun heuerte er für vier Jahre und 64 Millionen Dollar bei den Los Angeles Lakers an. Im Interview spricht der russische Center über den Führungsstil von LeBron James, Partynächte in Las Vegas, schwierige Trainingsbedingungen in Russland und die neue Herausforderung in L.A.

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SPOX: Herr Mozgov, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ersten NBA-Titel. Haben Sie persönlich überhaupt noch daran geglaubt, nachdem Sie in den Finals 3-1 gegen die Golden State Warriors hinten lagen?

Timofey Mozgov: Vielen Dank. Und ja, auch wenn mir das vermutlich niemand abnimmt, aber ich habe wirklich immer dran geglaubt. Das hat jeder von uns. Manche Menschen glauben an Gott, aber wir haben alle an diesen Titel geglaubt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Dieser Zusammenhalt, diese einzigartige Atmosphäre im Locker Room. Da war einfach kein Platz für Zweifel. Wir dachten nur ans nächste Spiel und an den nächsten Sieg. Und am Ende haben wir uns mit dieser Einstellung den Traum von Titel erfüllt.

SPOX: Können Sie uns einen Einblick geben, wie LeBron James das Team durch diese schwierige Situation geführt hat?

Mozgov: Er war unerschütterlich. Er hat immer wieder gesagt: 'Jungs, ich habe das schon einmal gemacht. Ich weiß, wie es geht. Ich werde euch führen.' Und das hat er getan. Wir sind ihm gefolgt und er hat unseren Fokus aufrecht erhalten.

SPOX: Wie lange haben Sie nach dem Erfolg gefeiert?

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Mozgov: Ich persönlich? Monate. (lacht) Nein, vielleicht nicht ganz. Wir sind direkt nach Las Vegas geflogen, haben die ganze Nacht Champagner getrunken und sind dann weiter nach Cleveland. Dort haben wir ein paar Stunden geschlafen und dann fingen wir wieder an zu trinken. Den ganzen Tag. Ich habe ungefähr eine Woche getrunken. Ich weiß, ich bin Sportler, aber es war etwas Besonderes. Ich habe mit all meinen Freunden gefeiert und Sie hätten die Leute in Cleveland sehen sollen. Die Championship Parade war unfassbar, aber danach ging es noch weiter. Die Menschen haben uns überall Drinks und Essen ausgegeben.

SPOX: Hat J.R. Smith sein Shirt wirklich verloren? Oder was ist die wahre Geschichte dahinter?

Mozgov: Ich weiß nicht, wo sein Shirt ist. (lacht) Ich habe gesehen, wie er es nach dem Spiel ausgezogen hat und danach hatte er einfach keins mehr an. Es war verrückt. Er ist eine Woche oben ohne rumgelaufen. Er hat vermutlich auch eine Woche durchgesoffen.

SPOX: Was bedeutet es Ihnen, gemeinsam mit Sasha Kaun der erste Russe zu sein, der einen NBA-Titel gewonnen hat?

Mozgov: Für mich persönlich ist der NBA-Titel das Größte. Dieses Ziel erreicht zu haben. Dabei geht es gar nicht darum, wo ich herkomme oder welche Nationalität ich habe. Aber für Russland bedeutet er sehr viel. Sasha und ich sind nun ein Teil der Geschichte des Landes. Das kann uns niemand nehmen. Im Moment realisiert man es vielleicht gar nicht so, aber in 15, 20 Jahren werde ich wahrscheinlich darauf zurückschauen und merken, wie viel es bedeutet.

SPOX: Wenn wir mal 15,20 Jahre zurückdenken, sind Sie mit drei Brüdern in St. Petersburg aufgewachsen. Wie kann man sich das damals vorstellen?

Mozgov: Uh, das war hart. Und ich war der Jüngste! Bis ich 14 Jahre alt war, haben mich meine Brüder immer verprügelt. Dann bin ich gewachsen und irgendwann war ich der größte von uns. Das ist irgendwie lustig: Je älter meine Brüder, desto kleiner sind sie.

SPOX: Und als Sie älter waren, haben Sie sich da an ihnen gerächt?

Mozgov: Nein, so bin ich nicht. Ich bin ein gutmütiger Mensch. Ich liebe sie, auch wenn sie mir damals den ein oder anderen Streich gespielt haben. (lacht) Aber das hatte ich ihnen längst vergeben.

SPOX: Nicht nur in der Familie war es manchmal schwierig, auch im Basketball. Wie konnten Sie noch trainieren, als Sie aus St. Petersburg weggezogen sind?

Mozgov: Als ich zehn Jahre alt war, sind wir in den Süden von Russland gegangen. Es war ein richtiges Kaff, nicht mal eine Kleinstadt. Dort habe ich einen Typen kennengelernt, er war Lehrer - also nicht einmal Coach- und hat hin und wieder Basketball an einer Schule unterrichtet. Dort bin ich regelmäßig hingegangen. Ansonsten haben wir draußen auf einem völlig heruntergekommenen Court gespielt.

SPOX: Ein Sprungbrett war das aber nicht gerade...

Mozgov: Wohl wahr. Damals dachte ich aber noch, dass es in Ordnung ist. Ich konnte immerhin für eine Schule spielen und hoffte auf ein Stipendium an einer russischen Universität. Damit hätte ich wenigstens einen Abschluss machen können. Doch der Lehrer sagte irgendwann zu mir: 'Hier wird dich nie jemand spielen sehen. Come on, du kannst viel mehr erreichen als das.' Also bin ich zurück nach St. Petersburg, um dort aufs Sport-Internat zu gehen. Dadurch hat sich einiges geändert.

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