NBA

Legenden-Serie: Alex English - Just Smooth

Von Jan Zesewitz
Alex English erzielte ins einer Karriere über 25.000 Punkte
© getty
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Näher kam English nie an einen NBA-Titel heran, wohl auch ein Grund für die stiefmütterliche Behandlung durch die Medien. Doch Erfolglosigkeit kann nicht der einzige Grund sein. Charles Barkley gewann auch nie einen Ring und ist bis heute ein Medien-Star. Doch sein Spiel war spektakulär, Barkley war ein Kampfschwein, das trotz geringer Größe Unmengen an Rebounds sammelte, kraftvoll dunkte und vor allem nie um einen Spruch verlegen war.

English war genau das Gegenteil von Barkley. Sein Spiel war elegant, "smooth" und fand eher in der Mitteldistanz statt als über Ringniveau. "Ich bin nicht so auffällig, nicht so ungestüm. Ich bin zurückhaltend", sagt er selbst. "Mein Job ist es, meinen Job zu machen. Es gibt Leute, die sehen das nicht. Aber die passen nur nicht auf."

Unzählige Male flog sein Sprungwurf butterweich durchs Netz. Seine Spezialität war kein Dunk, sondern ein Runner. English dribbelte in der Mitte Richtung Zone und ließ den Ball am höchsten Punkt Richtung Korb fliegen. So konnte er auch über größere Verteidiger werfen und oft genug treffen. Unaufgeregt, smooth. Wie eine scharfe Rasierklinge, daher der Spitzname "The Blade".

Dazu war er mit einem hohen Basketball-IQ ausgestattet. Als Small Forward kommt er in acht Saisons auf mindestens vier Assists pro Spiel. Einen Distanzwurf brauchte es in seinem Spiel nicht, in seiner gesamten Karriere versuchte er nur 83 - bei über 20.000 Würfen insgesamt.

Diese Spielweise sorgt nicht dafür, dass man über Jahrzehnte bekannt bleibt. Scout Marty Blake sagte über English: "Was seinen Status untergräbt, ist, dass er nicht so auffällig ist wie die anderen großartigen Spieler. Sein Problem ist, dass er nicht viel Anerkennung erhält. Ich persönlich hatte mit 18 Hall of Famern zu tun und ich denke, dass Alex einer der ganz Großen ist."

An den Erfolg von 1985 konnten die Nuggets trotz English, der immer noch alljährlich zu den Topscorern der Liga zählte, und ihrer offensiven Spielweise nicht anknüpfen. Jedes Jahr ging es in die Playoffs und jedes Jahr war in einer der ersten beiden Runden Schluss.

English: Goodbye bei den Mavs und in Italien

1990 zeigte English mit 36 Jahren erste Alterserscheinungen. Die Verantwortlichen in Denver nahmen den Rückgang auf 18 Punkte pro Partie zum Anlass, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Eine Kränkung für den achtmaligen All-Star. "Ich dachte, ich könnte so abtreten wie Dan Issel und Julius Erving. Ich dachte, ich könnte noch einmal durch die Liga ziehen und "Goodbye" zu allen Menschen in den verschiedenen Städten sagen", sagte er damals enttäuscht. "Leider können nicht viele Spieler selbst entscheiden, wie ihre Karriere zu Ende geht."

Seine Abschluss-Tour durch die Hallen der Liga machte er also mit den Dallas Mavericks, sportlich leider seine größte Enttäuschung. Die Mavs gewannen nur 28 Spiele, dabei dachte English, dass er mit Rolando Blackman und Co. um den NBA-Titel mitspielen könnte. Nach einem Jahr in Italien hängte er die Sneaker an den Nagel. Passend, dass seine letzte Station Europa war, fernab des Rampenlichts der USA.

Im Moment seines Rücktritts war English der siebtbeste Scorer der NBA-Geschichte, einer von Wenigen, die über 25 000 Punkte in ihrer Karriere erzielten. Er verpasste nie mehr als vier Spiele in einer Saison und war Bestandteil eines der stärksten Offensiv-Teams in den 80er-Jahren.

Die Nuggets revanchierten sich kurz darauf. Mit einer großen Entschuldigung wurde sein Trikot mit der Rückennummer 2 unter die Hallendecke gehängt. Trotz seiner Zurückhaltung wurde das Regenbogentrikot mit seinem Namen in den 90ern zu einem der Verkaufsschlager der Retro-Jerseys.

"Damals war es härter"

1997 folgte die Aufnahme in die Hall of Fame. Und English blieb der Liga treu. Er wurde Präsident eines neu formierten Segments der Spieler-Entwicklung und war als Assistant Coach bei den Raptors und Kings tätig. Mit Blick auf 35 Jahre in der NBA kann er auch Vergleiche zwischen damals und heute ziehen: "Es ist eine andere Liga. Die Spieler heutzutage sind sicher talentiert, aber als ich aktiv war, war es härter. Heutzutage ist Handchecking verboten. Ich würde gerne von mir denken, dass ich jeden vor große Probleme gestellt habe, aber das ist nicht wahr. Es gab damals einige richtig gute Verteidiger."

Auch diese Gedanken verpackt er in einen sanften, unaufgeregten Tonfall - ganz smooth eben, wie auch sein Spiel. Das Rampenlicht, die Highlights und auch die großen Erfolge überließ er den anderen Großen seiner Zeit, Magic, Nique, MJ, Dr. J, Bird...English warf einfach nur den Ball in den Korb und zwischen 1981 und 1989 war niemand darin erfolgreicher als er.

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