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Los Angeles Dodgers: Cody Bellinger - mit kleinen Details zum Superstar

Cody Bellinger befindet sich auf MVP-Kurs in der National League.
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Nach einem durchwachsenen Vorjahr dominiert Cody Bellinger die MLB in allen Bereichen. Der Outfielder der Los Angeles Dodgers befindet sich auf MVP-Kurs und hat dies simplen Anpassungen im Winter zu verdanken. Am Sonntag (22.10 Uhr) könnt Ihr ihn im Duell mit den Philadelphia Phillies im LIVESTREAM FOR FREE auf SPOX bewundern.

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Im glorreichen Sommer von 2017 sorgte Rookie Cody Bellinger für Furore in der National League. Er war gewissermaßen das Äquivalent zu Aaron Judge in der American League und holte sich souverän den Titel des Rookies des Jahres in der NL.

2018 jedoch verlief für Bellinger, den neuen Star der Los Angeles Dodgers, alles andere als positiv.

In seiner ersten vollen Saison gingen seine Leistungen deutlich zurück, Bellinger verschlechterte sich scheinbar in allen Belangen und saß sogar in manchen Spielen zunächst auf der Bank - besonders schmerzhaft waren dabei seine Bank-Auftritte in den so wichtigen Spielen in den Playoffs und der World Series gegen gute Linkshänder.

Bellinger war zwar immer noch ein überdurchschnittlicher Spieler, jedoch keineswegs mehr der Superstar, den alle nach seiner Rookie-Saison erwartet hätten.

Springt man nun ins Jahr 2019, dann ist eben dieser zurück!

MLB im LIVESTREAM FOR FREE auf SPOX

DatumUhrzeitSpielÜbertragungKommentatoren
Sonntag, 2. Juni22.10 UhrLos Angeles Dodgers - Philadelphia PhilliesSPOX / DAZNGünter Zapf / Oliver Knaack

Bellinger befindet sich knapp zwei Monate nach Saisonstart auf MVP-Kurs, noch vor Titelverteidiger Christian Yelich oder Phillies-Topverdiener Bryce Harper. Bellinger führt die Liga in neun (!) Statistiken an, darunter Runs, RBI und OPS. Seine OPS+ liegt bei 222, das heißt, er schlägt 122 Prozent über dem Ligadurchschnitt.

Warum ist Cody Bellinger der Superstar?

Doch warum ist das so? Warum ist Bellinger nun wieder der Superstar, den die Dodgers im Vorjahr schmerzlich vermisst haben?

Letztlich kam es auf eine simple Anpassung an, die dazu führte, dass Bellinger, der schon in den Minor Leagues mit Strikeouts kämpfte und immer wieder an seiner Pitch-Auswahl arbeitete, den Ball besser sah.

Die Dodgers stellten Robert Van Scoyoc als neuen Hitting Coach ein und mit dessen Hilfe passte Bellinger über den Winter seinen Batting-Stand an. Er stand immer noch betont aufrecht - viele Hitter stehen dagegen mit leicht angewinkelten Knien in der Batter's Box -, doch deutlich relaxter.

Zudem neigte Bellinger dazu, den Schwung mit den Ellenbogen zu initiieren. Jetzt tut er dies mit den Händen, was ihm einen Tick mehr Zeit gibt, den Ball zu sehen. Das mag trivial klingen, doch wenn ein Pitch mit umgerechnet über 150 Kilometern pro Stunde auf einen zu gerauscht kommt, sieht man ihn eben auch nur für Bruchteile von Sekunden; jedes bisschen mehr Zeit ist also immens wertvoll.

Cody Bellinger sieht den Ball besser als im Vorjahr

Und diese gewonnene Zeit wiederum sorgte bei Bellinger dafür, dass er Pitches zum einen besser erkannte und zum anderen eben auch seltener auf Pitches außerhalb der Strikezone - dieser imaginäre Bereich, der so breit ist wie die Home Plate und in der Höhe von den Knien zur Mitte des Oberkörpers eines jeden Schlagmanns - geht. Solche Pitches sind dann keine Strikes, sondern Balls.

Nun ist es nicht so, dass Bellinger gravierend seltener auf Pitches und generell Balls schwingt. Seine sogenannte Chase-Rate - also der Prozentsatz an Schwüngen nach Pitches außerhalb der Strikezone - ist 2019 nur minimal niedriger als 2018 - um 0,9 Prozent. Was aber deutlich angestiegen ist, ist die Qualität seiner Schwünge.

Bellinger kommt in diesem Jahr auf eine "Hard Hit Rate" - der Prozentsatz an Hits, bei denen der Ball mit mindestens 95 Meilen pro Stunde (Exit Velocity) geschlagen wird - von 51,9 Prozent. Das ist ein Wert unter den Top-5-Spielern der Liga. Gleiches gilt für seine durchschnittliche Exit Velocity von 92,5 Meilen pro Stunde.

Ebenfalls interessant ist, dass, wenn er dann doch mal nach einem Pitch außerhalb der Strikezone schwingt, er nun sehr viel häufiger auch Kontakt herstellt. Lag seine Kontakt-Quote bei solchen Pitches 2018 noch bei 61,1 Prozent, ist sie nun auf 75,4 Prozent angestiegen. Das unterstreicht, dass seine immer noch vorhandene Aggressivität an der Platte mittlerweile gerechtfertigter ist als in seinen bisherigen MLB-Jahren.

Strikeouts und Walks sind bei Cody Bellinger sehr selten.
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Strikeouts und Walks sind bei Cody Bellinger sehr selten.

MLB 2019: Weniger Strikeouts für Cody Bellinger

Letzteres wird auch dadurch belegt, dass er seine Strikeout-Quote von 23,9 Prozent im Vorjahr auf ganze 13,8 Prozent gesenkt hat. Er kassiert also nur noch in etwas mehr als einem von zehn Fällen an der Platte ein Strikeout, was das deutlich unproduktivste Out im Baseball - für einen Hitter - ist. Man bringt den Ball nicht ins Spiel und hilft damit auch keinem Mitspieler, der vielleicht eine Base vorrücken könnte.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt eines längeren und besseren Blicks auf den Ball: Seine Walk-Rate - vier Pitches außerhalb der Strikezone (Balls) ergeben einen Walk, der den Schlagmann automatisch zur ersten Base vorrücken lässt - stieg von 10,9 Prozent auf 14,3 Prozent an. Das mag kein wahnsinnig berühmter Wert sein, er bestätigt aber die generell größere Ruhe Bellingers an der Platte.

Die Details führen letztlich dazu, dass Bellinger derzeit der Topspieler der Liga - nicht nur der National League - ist. Keiner ist offensiv dieser Tage gefährlicher. Das zeigt auch FanGraphs' exklusive Offensivstatistik "Weighted Runs Created Plus" (wRC+), in der er mit 218 deutlich vor der Konkurrenz liegt, 118 Prozent über Ligadurchschnitt.

Und dann wäre da noch die allumfassende Statistik Wins above Replacement (WAR), die den Wert eines Spielers für den Erfolg seines Teams bemisst. Bellinger führt die Liga mit 4,4 an. Mike Trout, der beste Spieler im Baseball, kommt "nur" auf 3,3, was immer noch gut genug ist für Platz 2.

Cody Bellinger glänzt auch in der Defense

Was Bellinger dieser Tage so besonders macht, ist aber keineswegs nur seine Offense. Auch defensiv ist er eine Bank. In dieser Saison hauptsächlich im Right Field, nachdem er in den Vorjahren fröhlich zwischen allen Outfield-Positionen sowie der ersten Base gependelt war.

Er schlägt Homeruns wie am Fließband und doch kann man Highlight-Videos nur mit seinen Defensiv-Taten füllen. Sein Arm sorgte schon für den einen oder anderen frustrierten Base Runner. Er führt die Liga derzeit mit 15 "Defensive Runs Saved" an und liegt bei der Statistik UZR/150 - UZR steht für Ultimate Zone Rating - nur hinter Twins-Outfield-Guru Byron Buxton.

Bellinger repräsentiert dieser Tage den perfekten Baseballspieler - einen echten Five-Tool-Player. Die klassischen fünf "Tools" einen Baseballers sind Power (20 Homeruns), die Fähigkeit für einen hohen Schlagdurchschnitt zu schlagen (.393), Speed (7 Stolen Bases), Defensive und ein starker Arm. Bei Bellinger kann man einen Haken hinter all diese Boxen setzen.

Bellinger schwimmt mit einigen seiner Eigenschaften gegen den Strom. Er schlägt zwar Homeruns, kassiert aber kaum Strikeouts. Und er nimmt nicht wahnsinnig viele Walks. Die berühmten "Three True Outcomes" eines At-Bats bedient er also nur bedingt. Auch ist sein Schlagdurchschnitt viel zu hoch für einen, der heutzutage so viele Homeruns schlägt, was natürlich äußerst positiv ist.

Bellinger steht nun auf dem vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens. Eine weitere Versetzung auf die Bank in wichtigen Spielen erscheint somit heute undenkbar.

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