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MLB: St. Louis Cardinals 2018 - ist einfach nicht mehr drin?

Busch Stadium erlebt derzeit alles andere als rosige Zeiten in St. Louis.
© getty

Die St. Louis Cardinals sind drauf und dran, weitestgehend den Anschluss an die Konkurrenz in der National League Central zu verlieren. Nach dem Rauswurf von Manager Mike Matheny und zahlreichen Rückschlägen droht eine weitere Saison ohne Playoffs. SPOX analysiert die Lage in Missouri und wagt einen Ausblick in die nahe Zukunft.

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Nach einer "magischen" Vorstellung von Rookie-Starter Daniel Poncedeleon, wie es Interims-Manager Mike Shildt formulierte, gab Star-Reliever Jordan Hicks den ersten Hit der Reds im Spiel am Montagabend ab. Ein Inning später drehte Cincy auch noch das Spiel und gewann mit einem Walk-Off-RBI-Single von Dilson Herrera.

Was wie ein empfindlicher Tiefschlag anmutet, passt wie die Faust aufs Auge in dieser Saison für die St. Louis Cardinals. Großes Potenzial schlummert in der Truppe aus Missouri, doch abgerufen wird es eben zu selten. Und dabei hielt man sich doch eigentlich halbwegs über Wasser mit den zwei Siegen aus fünf Spielen in der Serie gegen die Chicago Cubs zum Start in die zweite Saisonhälfte.

Die Cardinals zählen seit jeher zu den begabtesten Teams in der National League. Immerhin gewannen sie bereits zwei Titel in diesem Jahrhundert und holten vier Pennants! Seit dem Jahr 2000 verpasste St. Louis nur sechs Mal die Playoffs, darunter jedoch nun schon zweimal in Serie mit guten Chancen, dass diese Durststrecke ein weiteres Jahr anhält. Drei Jahre in Serie ohne Postseason gab es in St. Louis zuletzt von 1997 bis 1999.

Seit der NLDS-Pleite gegen die Cubs 2015 warten die Cardinals nun auf eine Playoff-Teilnahme. Ein Sachverhalt, der den Verantwortlichen durchaus bewusst ist - und ihnen übel aufstößt. Das hatte dann auch zur Folge, dass sich die Cards noch vor dem All-Star-Break von Manager Mike Matheny trennten, der das Team nach dem letzten World-Series-Triumph 2011 noch vier Mal in die Postseason geführt hatte - drei Mal in Serie in die NLCS - 2013 gar in die World Series.

St. Louis Cardinals: Matheny hatte stets eine positive Bilanz

Mehr noch: Matheny kam stets auf eine positive Bilanz mit den Cardinals. Und auch am 14. Juli, dem Tag seiner Entlassung, waren die Cardinals ein Spiel über .500 (47-46) - nach drei Pleiten in Serie wohlgemerkt.

Die aktuelle sportliche Situation allein war allerdings auch nicht der einzige Grund für den Wechsel des Skippers. Vielmehr erscheint es eine Kumulation zahlreicher fragwürdiger Entscheidungen und Begebenheiten zu sein.

Vor kurzem etwa kam heraus, dass Matheny schon länger keine ernsthafte Unterredung mehr mit Outfielder Dexter Fowler, einer der Topverdiener des Teams (16, 5 Millionen Jahresgehalt), hatte. Ein Spieler, der bei Mannschaft und Fans durchaus beliebt ist.

Auf dem Platz stechen in erster Linie Mathenys Bullpen-Management und seine schiere Ignoranz gegenüber auf Analytik basierender Strategie heraus. Er hält nichts von defensiven Shifts und ist sogar einer derer, die selbige sogar verbieten wollen. Er hält wenig von Platoons oder Matchup-basierten Pitching-Wechseln.

Und er ließ mitunter seine Starter zulange pitchen, um ihnen die Möglichkeit auf persönliche Siege einzuräumen, anstatt einen Reliever zur rechten Zeit einzuwechseln. Auch war er nie gewillt, seine Top-Reliever auch mal früher als üblich zu bringen, wenn's brannte.

Mike Matheny: Tendenzen aus grauer Vorzeit

All das sind Manager-Tendenzen aus grauer Vorzeit, die schon länger für Irritationen gesorgt hatten, schließlich gelten - oder galten? - die Cardinals als eine der modernsten Organisationen der Major League Baseball. Jeff Luhnow, der heutige Architekt des Erfolgs der Houston Astros, wurde seinerzeit im Cardinals-System groß.

Wie immer in den letzten paar Jahren ging St. Louis mit einem formidablen Lineup in die Saison und auch Rotation und Bullpen machten einiges her. Fürs Outfield wurde Marcell Ozuna von den Miami Marlins losgeeist. Dafür gaben die Cards mit Pitching-Prospect Sandy Alcantara sogar einiges ab. Ansonsten gelang mit der Verpflichtung von Japan-Rückkehrer Miles Mikolas vielleicht das Schnäppchen des vergangenen Winters. Von der Stelle kam man jedoch nie so recht.

Eine Ursache dafür sind zweifelsohne die zahlreichen Verletzungen von Schlüsselspielern - All-Star-Catcher Yadier Molina etwa verpasste mehrere Wochen nach einem Foul-Tip in die Familienplanung, während Second Baseman Kolten Wong aktuell mit Knieproblemen raus ist. Schlimmer aber traf es die Pitching Rotation, aus der sich nun auch noch Carlos Martinez auf die DL verabschiedet hat. Ebenfalls dort anzutreffen sind Michael Wacha, Adam Wainwright und Alex Reyes, der die komplette restliche Saison verpassen wird.

Dennoch schlagen fünf von acht Stammspielern in dieser Saison über dem Ligaschnitt, dazu gleich drei weitere Ersatzspieler. In der Rotation wiederum pitcht nur einer der angestammten Starter unter Ligaschnitt, ebenso nur einer der besseren Reliever.

PositionSpielerOPS+
CatcherYadier Molina118
First BasemanJose Martinez125
Second BasemanKolton Wong81
Third BasemanMatt Carpenter163
ShortstopPaul DeJong102
Left FielderMarcell Ozuna86
Center FielderTommy Pham105
Right FielderDexter Fowler54

MLB: St. Louis Cardinals stehen, wo sie stehen sollten

Das Perplexe an dieser Saison ist jedoch, dass die Cardinals trotz dieser Qualität im Grunde da stehen, wo sie stehen sollten! Nach der pythagoräischen Sieg-Niederlagen-Erwartung - eine Wahrscheinlichkeits-Rechnung basierend auf erzielten und kassierten Runs - müssten die Cardinals bei 51-49 stehen, tatsächlich sind sie 51-50.

Das kann man nun so interpretieren, dass einfach nicht mehr drin sei. Oder man geht davon aus, dass einfach nicht mehr rausgeholt wurde. Ist Letzteres der Schluss, den das Front Office in St. Louis zieht, dann muss in erster Linie ein Manager mit neuen Ideen her. Wer das sein wird, steht derzeit noch in den Sternen und soll erst nach Saisonende entschieden werden.

Bis dahin hat Shildt das Sagen und darf freilich Werbung in eigener Sache machen. Weitere bislang genannte Kandidaten sind Ex-Spieler Carlos Beltran und Ex-Yankees-Manager Joe Girardi. Beide spielten zu aktiven Zeiten für die Cardinals und zumindest Girardi werden gute Kontakte zu General Manager John Mozeliak nachgesagt.

Girardi gilt zwar nicht als allzu großer Freund von Analytik im Baseball, freundete sich jedoch während seiner Zeit in der Bronx genügend damit an. Insofern wäre er immerhin ein Kandidat, der ins Anforderungsprofil passt.

St. Louis Cardinals für Zukunft gerüstet

Personell hingegen sind die Cards für die Zukunft gerüstet. Aus dem aktuellen Kader werden nur Wainwright, Greg Holland und Bud Norris Free Agents, wobei lediglich Norris ein sportlicher Verlust wäre. Die wahrscheinlichen Abgänge von Wainwright und Holland indes würden fast 34 Millionen Dollar an Jahresgehältern freischaufeln - nicht eben wenig auf einem durchaus gut besetzten Free-Agent-Markt 2018/19.

Die Vorzeige-Franchise St. Louis Cardinals mag sich aktuell in sportlicher Schieflage befinden, doch mit mehr oder minder großen Anpassungen sollte schon bald der Weg zurück in die Erfolgsspur gefunden werden. Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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