MLB

Changeups aus der Hölle

Padres-Legende Trevor Hoffman feiert seinen 50. Geburtstag
© getty

Die Closer-Legende Trevor Hoffman feiert ihren 50. Geburtstag. Wegen eines unglücklichen Badeausflugs an dem Strand vor San Diego nahm seine Karriere eine ungewöhnliche Wende. Dieser Tag bescherte ihm einen gefürchteten Pitch, der regelmäßig von den "Glocken aus der Hölle" eingeläutet wurde.

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"Heute kann ich über mein Schicksal nur lachen", sagte Trevor Hoffman gegenüber Bleacher Report rückblickend auf seine Karriere. Der Mann, der als Erster in der Geschichte des Baseballs über 600 Saves erreichte und damit einen absoluten Legendenstatus errang, klingt so, als ob er heute noch von einer viel größeren, ruhmreicheren Laufbahn träumt.

Hoffmans Werdegang wurde von einem Streik, zu dem sich die Profis inmitten der Saison des Jahres 1994 entschlossen hatten, maßgeblich beeinflusst. Vorschläge seitens der Klubbesitzer, einen Salary Cap einzuführen, hätten den Spielbetrieb nachhaltiger machen sollen, benachteiligten die Spieler aber aus deren Sicht zu stark. Da man sich trotz wochenlanger Verhandlungen nicht einigen konnte, boykottierten die Profis ab August sämtliche Spiele. Auch die Playoffs und die World Series wurden abgesagt.

Hoffmans Badeunfall mal zwei

Nur einen Tag, nachdem der Streik begonnen hatte, entschied sich Hoffman, Relief Pitcher der San Diego Padres, dazu, mit Freunden an der kalifornischen Küste in Del Mar ein wenig Zeit am Strand zu verbringen. "Es war einfach ein unglücklicher Tag", erzählt der siebenfache All-Star.

Bei einer Beachvolleyball-Partie warf sich Hoffman in den Sand, um ein kurzes Service zu baggern, fiel dabei aber unglücklich auf seine rechte Schulter, die zu schmerzen begann. Doch er ignorierte das kleine Zwicken im Gelenk zunächst, der schöne Sommertag sollte dadurch ja nicht getrübt werden. Er forderte sein Glück weiter heraus.

Kurze Zeit später warf er mit einem Kollegen im seichten Meereswasser ein paar Pässe mit einem Football. Als er erneut nach einem zu kurz geratenen Zuspiel hechtete, übersah er eine Sandbank, auf die er mit vollem Gewicht landete - erneut mit seiner rechten Schulter voraus.

"Ich habe mir die Schulter im Prinzip zwei Mal am gleichen Tag verletzt", erinnert sich Hoffman heute an den Badeausflug. "Am nächsten Tag konnte ich vor Schmerzen meinen rechten Arm nicht mehr heben, da das Gelenk so stark entzündet war." Die Verletzung hemmte Hoffman bis in den Winter hinein. "Ich hätte daran arbeiten sollen, ein besserer Spieler zu werden, stattdessen war ich damit beschäftigt, meine Schulter wieder in Ordnung zu bringen."

Football-Verbot für den kleinen Trevor

Hoffman war zum Zeitpunkt des Streiks 26 Jahre alt und hatte gerade seine erste volle Saison in den höchsten Ligen hinter sich. Dabei deutete schon in jungen Jahren wenig auf eine Sportlerkarriere hin. Seine linke Niere gab den Geist auf, als er sechs Wochen alt war, und musste entfernt werden. Die Ärzte entließen den jungen Patienten mit zwei Ratschlägen aus dem Krankenhaus: Viel Wasser trinken und - ironischerweise - absolutes Football-Verbot.

Der University of Arizona, wo er im Baseball-Team spielte, musste er sogar versprechen, dass er im Falle eines Treffers an der rechten Niere von einer Klage absehen würden. "Ich habe ihnen gesagt, dass ein Treffer unmöglich sei. Die rechte Seite ist bei mir jene, die dem Pitcher beim Schlagen abgewandt ist. Das haben sie mir dann auch abgekauft." Im Jahr 1989 wurde Hoffman dann von den Cincinnati Reds gedraftet, wo man ihn letzlich zum Pitcher umschulte.

Vom Fastball zum Changeup

Zum Ende des Spielerstreiks im Frühjahr 1995 sah sich Hoffman mit der nächsten Herausforderung konfrontiert: Statt der für ihn üblichen Geschwindigkeit von 95 Meilen pro Stunde brachte Hoffman seinen Fastball nach der Schulterverletzung gerade einmal auf 90. Ein kleiner Unterschied, der auf dem hohen Niveau der MLB die Streichung aus dem Kader bedeuten konnte.

Doch Hoffman hatte Glück im Unglück: Da die Padres sich in dieser Saison in einem Rebuild befanden, hatte der "billige" Hoffman trotz Defiziten seinen Platz im Bullpen sicher. Ein weiterer Reliever, Doug Bechtler, gab in dieser Saison sein Debüt, und nahm die Rolle des Pitchers für das achte Inning ein.

Die beiden wurden Catch-Partner vor den Spielen der Padres und Hoffman nutzte eines dieser Warmups, um seinen Changeup-Pitch, an dem er seit der Verletzung intensiver arbeitete, zu testen. Diese Wurftechnik ähnelt der eines Fastballs sehr, allerdings hat ein Changeup in der Regel bewusst weniger Tempo, um so für Verwirrung bei den Hittern zu sorgen.

Hoffman schaffte es, den Ball so zu werfen, dass Bochtler massive Probleme hatte, ihn zu lesen: "Er warf plötzlich einen Pitch, der mir durch die Beine rutschte." Bochtler wollte einen Glückstreffer ausschließen, und bat um einen weiteren. "Den Zweiten habe ich gerade Mal ein bisschen mit dem Rand des Handschuhs erwischt."

Spätestens da war Hoffman klar, dass er aus der Not eine Tugend gemacht hatte. Er perfektionierte den Changeup wie kein anderer, und stieg somit zum besten Closer der Szene auf. Hoffman erzielte in jener verkürzten Saison 31 Saves, in der Saison 1998 schaffte er mit 53 so viele wie kein anderer Spieler in der MLB und verhalf den Padres in die World Series.

In jener Saison stellte er mit 41 Saves in Folge auch einen Rekord ein. Die San Diego Padres würdigten die Leistungen des gefürchteten Relievers mit einem speziellen Einlauf: Sie spielten ab diesem Tag jedes Mal "Hell's Bells" der Rockband AC/DC, wenn Hoffman aus dem Bullpen des Jack Murphy Stadiums joggte.

Baseball Hall of Fame blieb bislang verwehrt

Die ehemalige Nummer 51 der Padres, die in San Diego mittlerweile nicht mehr vergeben wird, war aufgrund seiner Leistungen bereits zwei Mal Kandidat für die Baseball Hall of Fame. Um in diese aufgenommen zu werden, muss ein Spieler von drei Vierteln der Komiteemitglieder vorgeschlagen werden. Im Jahr 2016 stand Hoffman aber nur bei 67 Prozent auf dem Zettel, im vergangenen Januar waren es 74 Prozent.

Doch von Enttäuschung bei Hoffman keine Spur: "So knapp nicht aufgenommen zu werden, ist zwar schade, aber ich danke allen, die für mich gestimmt haben. Die anderen haben es sich definitiv verdient, in die Hall of Fame zu kommen." Diese Empathie ist eine Eigenschaft, die Hoffmans Familie ihm mitgegeben hatte.

Eine Anekdote aus Kindeszeiten erzählt Hoffman, der sich abseits der Ballparks häufig für karitative Zwecke einsetzte, noch heute gern. Sein um 14 Jahre älterer Bruder Greg fragte den kleinen Trevor einst, wie sein erstes Litte League Game gelaufen sei. Trevor berichtete: "Ich war 2-4, schaffte ein Double, ein RBI, ganz okay." Doch Greg war enttäuscht. "Das war das letzte Mal, dass du mir erzählst, wie du gespielt hast. Es geht immer darum, wie das Team gespielt hat!" Ein Satz, den Trevor nie vergaß.

Genauso wie jenen Sommertag im August 1994. "Ich habe mittlerweile sogar ein Haus, keine 100 Meter entfernt von dem Ort, an dem es passiert ist." Jener Ort, dem Trevor Hoffman wohl seine Karriere als einer der erfolgreichsten Reliever aller Zeiten zu verdanken hat. "Ich habe mittlerweile sogar ein Volleyballnetz aufgespannt."

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