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MLB - Kai Gronauer im Interview: "Kepler muss einer der besten Hitter werden"

Kai Gronauer spielte einst im Minor-League-System der New York Mets
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SPOX: Wo Sie schon die Pitcher ansprechen. Derzeit herrscht rund um die MLB die Diskussion, die Geschwindigkeit des Spiels zu erhöhen. Ein Mittel dafür wäre eine Pitch Clock, ähnlich einer Shot Clock im Basketball. Was halten Sie von dieser Idee?

Gronauer: Das finde ich unsinnig. Man hat jetzt schon den Videobeweis und es gibt diverse andere Speed-Up-Rules im Baseball. Man kann einfach ein Spiel, das keine Zeitbegrenzung hat, nicht von dreieinhalb auf eineinhalb Stunden herunterschrauben. Natürlich gibt es vereinzelt auch kurze Spiele - und sehr lange. Jetzt auch noch eine Zeitbegrenzung für den Pitcher einzuführen, ist übertrieben. Mir hat man mal gesagt, dass der Pitcher den Spielfluss kontrolliert. Und ein Pitcher ist einer der wichtigsten Spieler auf dem Platz, denn solange er den Ball nicht wirft, passiert auch nichts. Und weil er eben eine so hohe Verantwortung hat, wäre es in meinen Augen auch unsinnig, wenn man ihn dazu zwingt, sein eigenes Tempo nicht gehen zu dürfen. Beim Fußball gibt es 90 Minuten. Aber man spielt ja nicht 90 Minuten lang nur Vollgas nach vorne, sondern hat mal eine Drangperiode, aber auch wieder Phasen, in denen man das Tempo rausnimmt. Und genauso ist es bei einem Pitcher auch, um sich wohlzufühlen. Ich glaube, dass mit einer Pitch Clock dem Spiel nicht wirklich geholfen ist.

SPOX: Eine weitere Maßnahme soll sein, Trips des Catchers auf den Mound zu limitieren. Was mich interessiert: Wie effektiv sind solche Besuche beim Pitcher wirklich? Was sagt man da als Catcher?

Gronauer: Mound-Trips können verschiedene Gründe haben. Wenn ich einfach nur als Catcher rausgehe, dann kann es sein, dass ich nur den nächsten Schlagmann besprechen möchte oder wie sich die Situation darstellt. Es kann darum gehen, ein Missverständnis bei den Zeichen auszuräumen. Oder ich muss dem Pitcher in den Hintern treten, weil der ein bisschen härter arbeiten müsste. Wenn der Pitching Coach dazu stößt, kann es ähnlich sein. Aber er hat einen anderen Blickwinkel und sieht auch mal was Mechanisches. Ein Catcher kann so etwas theoretisch auch sehen, aber der sieht den Pitcher eben nur von vorne. Der Catcher darf so oft er will auf den Mound gehen, aber es wäre auch blöd, wenn er das nicht mehr dürfte. Stellen Sie sich vor, Pitcher oder Catcher hätten die Zeichen vergessen. Das wäre dann eine unschöne Situation.

SPOX: Kann ich mir vorstellen. Nun haben wir so viel über Ihre frühere Rolle als Catcher gesprochen. Dann werden wir doch mal konkret. Wer ist für Sie der beste Catcher der MLB?

Gronauer: Defensiv oder offensiv? Oder insgesamt?

SPOX: Insgesamt.

Gronauer: Lassen Sie uns das mal durchgehen ... Ich bin ja ein Riesenfan von Yadier Molina (St. Louis Cardinals, Anm. d. Red.). Er hat defensiv einfach neue Standards gesetzt mit seiner Art zu catchen. Ein ganz toller Catcher in meinen Augen. Wenn man beides betrachtet, ist es im Moment Gary Sanchez (New York Yankees, Anm. d. Red.). Der catcht auch ganz gut. Wenn jemand schlagen kann als Catcher, dann denkt man normalerweise, dass er vielleicht nicht der beste Catcher ist - so wie früher Mike Piazza. Dabei musst du als Catcher in erster Linie defensiv für die Mannschaft da sein. Es gibt aber auch ein paar andere junge Catcher, wie Roberto Perez von den Indians, gegen den ich noch gespielt habe in den Minors. Der ist ein richtig guter Catcher, der sowohl defensiv als auch offensiv überzeugt. Yasmani Grandal von den Dodgers hat sich gut gemacht. Zudem darf man Buster Posey von den San Francisco Giants nie vergessen, auch wenn er dieses Jahr eine schlechte Mannschaft um sich hat. Wenn ich mich aber festlegen müsste, dann wäre es defensiv auf jeden Fall Molina und offensiv Sanchez.

SPOX: Bei Gary Sanchez gab es vor kurzem die Diskussion, dass er zu viele Wild Pitches und Passed Balls zugelassen hat. Ist das ein großes Problem, kann man es leicht beheben? Oder wäre es auf lange Sicht besser, ihn etwa an die erste Base zu stellen?

Gronauer: Wenn es wirklich nicht klappen sollte, und wenn er auch offensiv zu stark ist, dann gäbe es Defensivspezialisten. Zur Not findet man eine andere Position für ihn. Man will ja nicht, dass er sich die Knie und Beine kaputt macht, wenn er einer der besten Schlagmänner der Liga ist. In dem Fall würde man später eine andere Position für ihn finden.

SPOX: Und wie sieht es andersrum aus? Wenn einer Defensivspezialist ist?

Gronauer: Dann wird es schwerer nach ganz oben zu kommen. Das war bei mir nicht anders. Jeder Scout, mit dem ich gesprochen habe, sagte: "Auf jeden Fall Major-League-ready, aber beim Hitting fehlt es halt noch ein bisschen." Da sind dann eben andere in die MLB gekommen, die ohne Ende hauen konnten, auch wenn sie meist keine richtige Position hatten. Im Moment ist es bei Sanchez wahrscheinlich so, dass er, solange er so viele Homeruns schlägt wie jetzt, auch mal ein paar Bälle durchlassen kann. Auf lange Sicht muss er aber entweder aufhören, Bälle durchzulassen, um weiter zu catchen. Wenn das nicht funktioniert, findet man eben eine neue Position für ihn. Aber das wissen die Yankees besser als ich. (lacht)

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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