MLB

"Wir liegen nicht zum ersten Mal zurück"

Yankees-Star Aaron Judge konnte das Ruder in Game 1 nicht herumreißen
© getty

Nach der Niederlage in Spiel 1 der ALCS bei den Houston Astros sind die New York Yankees am Samstagabend in Spiel 2 (ab 22 Uhr live auf DAZN) ganz besonders gefordert. Während die Astros in der zweiten Runde der MLB-Playoffs plötzlich mit Small Ball punkten, kommt die Power von Aaron Judge und Co. noch nicht zum Zuge. Immerhin in einem Punkt sind die Bronx Bombers im Vorteil.

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Houstons Left Fielder Marwin Gonzalez hatte seine Pressekonferenz nach dem 2:1 gegen die Yankees kaum begonnen, da wurde er auch schon im Eiltempo ins Krankenhaus kutschiert. Schließlich lag seine Frau Noel dort in den Wehen, das dritte Kind des Paares war auf dem Weg. Mögliche Namen für den Nachwuchs hatte er da schon im Gepäck.

"Ich überlege, ihn Jose Altuve oder Dallas Keuchel zu nennen."

Es wäre eine vielleicht etwas übertriebene Widmung an die beiden Teamkollegen, die in Spiel 1 der ALCS aber zugegebenermaßen überragten: Second Baseman Altuve lieferte drei Hits, stahl eine Base und erzielte den Run zum 1:0. Die Defense stimmte natürlich ebenfalls. Starting Pitcher Keuchel stellte die Homerun-Sammler der Gäste vor Rätsel, die weniger mit der Geschwindigkeit seiner Pitches als vielmehr mit deren Platzierung und Flugkurven zu kämpfen hatten. Sieben Innings, null Runs, zehn Strikeouts.

Wenn es nach Leistung gehen soll, könnte Gonzalez allerdings auch schlicht für Marwin Junior votieren. Schließlich hatte er selbst, die Astros-Allzweckwaffe, die fast überall eingesetzt werden kann, mit seinem sensationellen Wurf zur Home Plate das 1:2 im fünften Inning und damit eine mögliche Aufholjagd der Yankees verhindert. Vielleicht das wichtigste Play des gesamten Abends.

Was letzten Endes auch immer auf der Taufurkunde stehen wird: Vielleicht war es nicht die einzige Geburt an diesem Abend. Die Fans im ausverkauften Minute Maid Park in Houston könnten ebenfalls eine kleine Neu- beziehungsweise Wiedergeburt ihres Teams gesehen haben.

Spielen die Astros plötzlich Small Ball?

Schließlich waren es ganz neue Methoden, derer sich die Astros auf dem Weg zum Auftaktsieg in der Serie bedienten. Gefürchtet ist die Truppe von Manager A.J. Hinch nämlich vor allem für ihre Offense. Klar, Keuchel ist ein Ass, ebenso wie Justin Verlander, der am Samstag auf dem Mound stehen wird. Doch zur zweitbesten Bilanz der American League wurden die Astros vor allem durch ihre Offense katapultiert.

Stolze 896 Runs hatte der Gewinner der AL West in 162 Spielen aufgelegt. Das macht über 5,5 Runs pro Spiel - die beste Bilanz in der MLB seit ausgerechnet den Yankees in der Saison 2009. Und in der Division Series machte man damit direkt weiter, blitzte die Boston Red Sox mehrfach schon im ersten Inning und scorte am Ende insgesamt 24 Runs.

Davon war am Freitag nicht viel zu sehen. Sechs Hits, darunter kein einziger für Extra Bases, standen am Ende zu Buche. Gegen Masahiro Tanaka kam man in den ersten drei Innings überhaupt nicht zum Zug. Und mit magerem Run Support sah 2017 auch die Bilanz entsprechend schwach aus: In 57 Spielen scorte man drei oder weniger Runs, gewinnen konnte man davon gerade mal 18.

Doch diesmal klappte es auch mit Small Ball. Infield Single von Altuve im vierten Inning. Stolen Base. Und dann noch zwei RBI-Singles hinterher. Plötzlich stand es 2:0, eine knappe Führung, die Keuchel und der Bullpen ins Ziel retteten. Dabei ist es doch die Saison der Homeruns - und einen Homerun schlug dann auch noch Greg Bird für die Yankees im neunten Inning.

Carlos Correa: "Wir können mit einem Run Unterschied gewinnen"

Doch der Sieg, der ging an die Astros. Damit schraubte man die Bilanz gegen die Pinstripes in dieser Saison auf 6-2 hoch. Und hat statistisch gesehen nun eine 64,5-prozentige Chance auf das Erreichen der World Series.

Im Klubhaus wurde anschließend betont, dass man sich durchaus auch in knappen Angelegenheiten zurechtfinden würde. "Wir haben eine unserer Qualitäten gezeigt", sagte Shortstop Carlos Correa. "Wir müssen nicht unbedingt acht Runs pro Spiel erzielen. Wir können immer noch Spiele mit nur einem Run Unterschied gewinnen."

Right Fielder Josh Reddick sah es ähnlich: "Wir können die wichtigen Spiele gewinnen, ob wir nun weit vorn sind, spät im Spiel deutlich zurückliegen, oder auch nur mit einem oder zwei Runs vorne liegen. Dieses Team deckt alle Facetten ab."

Defense wins Championships und so.

Yankees trauern Chancen nach

Die Yankees ärgerten sich ihrerseits natürlich umso mehr über die knappe Niederlage. Ein verunglückter Wurf von Gonzalez, hier und da vielleicht noch ein Hit gegen Keuchel, und schon hätte man die Playoff-Siegesserie ausgebaut und den favorisierten Astros ein Ei ins Nest gelegt. "Ich hatte bei ein paar Pitches Glück", gab Keuchel nach der Partie zu. "Wir waren die ganze Zeit über im Spiel. Und wir sind noch in dieser Serie", betonte Bird.

Für Manager Joe Girardi gibt es dabei aber noch einiges zu tun. Aaron Judge steht nach sieben Spielen in dieser Postseason erst bei vier Hits, dafür aber schon bei 17 Strikeouts. Gerade seine gefürchtete Power scheint sich verabschiedet zu haben. Ähnlich sieht es beim Designated Hitter aus: Die Akteure, die bislang auf der rein offensiven Position eingesetzt wurden, stehen noch komplett ohne Hit da. So reicht dann auch ein wackerer Auftritt von Masahiro Tanaka nicht aus.

Justin Verlander soll Houston das 2-0 bescheren

In Spiel 2 wird es nicht einfacher: Mit Luis Severino schickt man zwar den bestmöglichen Starter in den eigenen Reihen auf den Mound, einen jungen Fireballer, der sich nach dem Gegurke im Wild Card Game gegen die Indians rehabilitierte. Doch Houston hat ebenfalls ein Ass im Ärmel: Justin Verlander wird den Ball bekommen.

Es ist schon der 18. Postseason-Start des 34-Jährigen, der auf der Radar Gun immer noch die hohen 90er anvisieren kann. Zweimal wurde er gegen die Red Sox eingesetzt, zweimal trug er den Sieg davon. "Wenn man sich seine Leistungen für uns anschaut, dann ist er einer der heißesten Pitcher auf diesem Planeten", lobte Hinch den Freund von Supermodel Kate Upton. "Und auch hinter den Kulissen ist er jemand, der den Unterschied macht."

Fünf Tage nach seinem Stint als Reliever in Spiel vier gegen Boston dürfte Verlander komplett ausgeruht sein, es zeichnet sich also ein potenziell erneut sehr enges Spiel ab. Die Ausgangssituation der Yankees hat sich dennoch in einem Punkt stark verbessert: Nach 37 Pitches am Freitag muss Houston womöglich auf Closer Ken Giles verzichten. Umgekehrt hat Girardi aber alle Bullpen-Asse zur Verfügung: Geht sein Team in Führung, könnten Robertson, Chapman und Co. das Spiel enorm verkürzen.

Aaron Judge ist weiter optimistisch

Und überhaupt: Rückstände ist man beim MLB-Rekordchampion ja gewohnt, nachdem man gegen die vermeintlich haushoch überlegenen Indians einen 0-2-Rückstand doch noch drehen konnte. "Wir haben schon das ganze Jahr gezeigt, dass wir das draufhaben", sagte Judge. "Wir liegen nicht zum ersten Mal in einer Serie zurück. An unserer Einstellung hat sich nichts geändert."

Kein Wunder, dass Altuve - für ihn ist Judge übrigens der MVP - von einem Vorteil nichts wissen will. Und seine drei Hits von Game 1 bereits abgehakt hat: "[Am Samstag] hatte ich noch keinen Hit. Da stehe ich bei Null."

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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