NHL

"Eishockey ist in Kanada Religion"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Left Wing Rick Nash erzielte in der vergangenen Saison in 78 Spielen 40 Tore und 39 Assists
© Getty

Rick Nash ist einer der Topstars der NHL. Der Left Wing der Columbus Blue Jackets kam 2002 als 18-Jähriger in die Liga und konnte sich auf Anhieb durchsetzen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In sechs Saisons für die Columbus Blue Jackets wurde er vier Mal für das All-Star-Game nominiert, 2007 gewann er mit Kanada Gold bei der Weltmeisterschaft in Russland und wurde zum MVP des Turniers gewählt. Im vergangenen Jahr erreichte er erstmals in seiner Karriere die Playoffs. Bei SPOX spricht Nash über die Serie gegen Detroit, Columbus' Ziele im kommenden Jahr und seine Hütte in der kanadischen Einöde.

SPOX: Die Blue Jackets haben 2009 erstmals in Ihrer Geschichte die Playoffs erreicht. Wie war's?

Rick Nash: Das hat schon Spaß gemacht. Nicht nur uns, auch unseren Fans. Auch wenn wir in der ersten Runde in vier Spielen gegen die Red Wings verloren haben, war es eine super Erfahrung.

SPOX: Was hat sich das Team für das kommende Jahr vorgenommen?

Nash: Wir wollen uns einfach gegenüber dem Vorjahr verbessern. Das bedeutet natürlich, dass wir wieder die Playoffs erreichen wollen. Und dort wollen wir dann für die eine oder andere Überraschung sorgen.

SPOX: Die meisten würden wohl erwarten, dass Pittsburgh und Detroit, die Finalteilnehmer der letzten Saison, auch in diesem Jahr vorne mitspielen.

Nash: Sicher, die Penguins und die Red Wings werden wieder sehr stark sein. Davon gehe ich auch aus.

SPOX: Trotzdem gibt es speziell in der NHL in fast jedem Jahr das eine oder andere Team, das alle überrascht. Wen haben Sie da auf dem Zettel?

Nash: Die große Sensation sehe ich im Moment noch nicht. Chicago wird sicher vorne mitspielen können. Und wir haben natürlich auch die Chance, für Furore zu sorgen (lacht).

SPOX: Die Jackets sind Columbus' einzige Mannschaft in den vier großen Ligen NHL, NFL, NBA und MLB. Was würde ein Erfolg des Klubs für diese Stadt bedeuten?

Nash: Man spürt ständig, wie wichtig wir für die Stadt sind. Die anderen Teams, wie etwa die Buckeyes (die Sport-Mannschaften der Ohio State University, Anm. d. Red.) oder die Clippers (Minor-League-Baseball-Team, Anm. d. Red.) bilden ja im Prinzip nur Spieler für andere Teams aus. Insofern ist es enorm wichtig für die Fans zu wissen, dass sie mit den Blue Jackets ein Team haben, dessen Spieler länger in Columbus bleiben werden. So ist natürlich eine ganz andere Identifikation möglich.

SPOX: Sie sind als Nummer-1-Pick im Draft 2002 nach Columbus gekommen. Haben Sie das damals eigentlich als Belastung empfunden?

Nash: Nein, ich fand's super. Es ist doch eine ziemliche Ehre, als Erster gewählt zu werden. Vor allem hatte Columbus extra getradet, um sich den ersten Pick zu sichern. Dadurch war der Druck sicherlich sehr stark, aber der Spaß umso größer.

SPOX: Während der Lockout-Saison 2004/2005 haben Sie dann in der Schweiz für Davos gespielt. Inwiefern hat diese Erfahrung Sie als damals 20-Jährigen geprägt?

Nash: Das war cool, weil ich mit einigen tollen Spielern zusammenspielen durfte, etwa Joe Thornton oder Niklas Hagman. Das hat mir damals richtig Spaß gemacht, für acht Monate in einem fremden Land zu leben. Im Grunde ist man völlig auf sich allein gestellt. So konnte ich sehr schnell reifen - als Spieler, aber sicher auch als Mensch.

SPOX: Die vergangene Saison war Ihre bisher beste Spielzeit. Woran haben Sie im Sommer gearbeitet, um trotzdem noch besser zu werden?

Nash: Woran man immer arbeiten sollte, sind die Basics, sprich das Skaten, Schießen und Passen. Die grundlegenden Sachen eben. Das hört nie auf. Man kann immer noch besser, noch kräftiger und noch schneller werden.

SPOX: Was machen Sie, wenn Sie mal nicht trainieren müssen oder kein Spiel haben?

Nash: Ich schaue mir gerne Filme an und hänge den ganzen Tag auf der Couch ab. Das ist eines meiner Hobbys. Ich freue mich immer, wenn Freunde zu Besuch kommen und wir gemeinsam einfach nur vor dem Fernseher hocken oder Videospiele spielen.

SPOX: Wenn man mit Kanadiern über Eishockey spricht, merkt man sofort, dass Ihnen die amerikanischen Klubs ein Dorn im Auge sind. Wie ist es für Sie, sozusagen im Land des Feindes spielen zu müssen?

Nash: (lacht) Man muss einfach verstehen, dass Eishockey in Kanada nicht einfach nur irgendein Sport ist: Eishockey ist Religion. In Ontario macht man als junger Kerl im Grunde nichts anderes als zur Schule zu gehen und Eishockey zu spielen. Am Wochenende spielt man auch. Und wenn man nicht spielt, guckt man es sich im Fernsehen an. Das ist so ähnlich wie Football in Ohio. Eishockey ist unser Sport, das ist uns Kanadiern sehr wichtig.

SPOX: Zum Glück ist Ohio ja ziemlich nahe an der kanadischen Grenze. Sind Sie noch oft daheim?

Nash: Ich fahre jedes Jahr für etwa zwei Monate nach Hause. Das ist einer der Gründe, warum ich mich in Columbus so wohl fühle: Es sind bloß sieben Stunden mit dem Auto in meine Heimat.

SPOX: Stimmt es eigentlich, dass Sie in Ontario eine einsame Hütte besitzen?

Nash: Ja, direkt an einem See. Da ist es schon ziemlich nett.

SPOX: Was machen Sie, wenn Sie dort sind?

Nash: Wir haben Boote, gehen zum Angeln oder chillen einfach nur. Es gibt nichts Besseres, als direkt am Wasser zu sein.

SPOX: Sie ziehen sich also nach einer langen Saison gerne mal für eine Weile zurück?

Nash: Ja, ich mag es, mal nur Freunde und Familie um mich zu haben. In der NHL muss man so viel reisen und so oft spielen, da ist es schön, wenn man mal etwas Abstand gewinnen kann.

Die Western Conference im SPOX-Check: The heat is on!