Rutschendes Kleid beim Eiskunstlauf: Gabriella Papadakis' längster Kurztanz

SID
Gabriella Papadakis' längster Kurztanz.
© getty

Kostümpanne beim Eistanz: Ein gerissener Neckholder bei Europameisterin Gabriella Papadakis könnte für den Ausgang der Olympia-Entscheidung bedeutsam sein.

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Ed Sheerans Stimme hatte noch gar nicht eingesetzt, da spürte Gabriella Papadakis schon, dass ihr erster olympischer Kurztanz der gefühlt längste ihres Lebens werden würde.

Der Neckholder ihres grünglitzernden Kleides riss bereits nach wenigen Sekunden und zwang die Eistanz-Europameisterin zu einer schnellen und pragmatischen Entscheidung.

"Ich konnte nur noch einfach weitermachen und beten, dass alles gut geht", sagte die Französin später über ihr Missgeschick, dass sie als "schlimmsten Albtraum" titulierte. Denn schließlich geht es für die 22-Jährige und ihren Partner Guillaume Cizeron in Pyeongchang um nichts weniger als die Goldmedaille.

Eisiges Multitasking war vonnöten, um halbwegs unbeschadet aus der unschönen Zwangslage herauszukommen. Es gelang, mit Einschränkungen: Fotos mit der entblößten linken Brust der Eistänzerin fanden schnell den Weg ins Netz, dabei immerhin blieb es.

Weit wichtiger: Der Rückstand auf die Weltmeister Tessa Virtue und Scott Moir aus Kanada hielt sich mit 1,74 Punkten in Grenzen, eine sportliche Vorentscheidung fiel vor dem Finale nicht.

"Schwierg, konzentriert zu bleiben"

Und dennoch: Die Zuschauer in der Gangneung Ice Arena spürten, dass den Mitfavoriten ihre sonst übliche Leichtigkeit ein wenig abhanden gekommen war. Durchaus nachvollziehbar natürlich die Furcht, bei jeder Hebung, bei jedem Twizzle könne der dünne Fummel komplett abrutschen.

"In einer solchen Situation ist es natürlich schwierig, konzentriert zu bleiben. Ohne das Problem hätten wir besser laufen können", sagte Cizeron etwas genervt.

Nicht mit rutschenden Kostümen, sondern mit unchristlichen Startzeiten hatten die deutschen Meister Kavita Lorenz und Joti Polizoakis zu kämpfen. Dennoch reichte es zu Platz 17 und der Qualifikation für das Kürfinale.

Dabei begann der Tag um vier, der Bus in die Halle fuhr um fünf, das Abschlusstraining war um sechs. Um kurz nach zehn dann der Auftritt zu südamerikanischen Klängen. Schon außergewöhnlich für die Kufenkünstler, deren Entscheidungen üblicherweise in den späten Abendstunden fallen.

Zur US-Primetime aufs Eis

Das ist auch bei Olympia 2018 so, nur eben nicht in Pyeongchang, sondern an der US-Ostküste. Für die vielen Millionen Dollar, die NBC an die Herren der Ringe für die TV-Rechte bezahlt, ist auch eingepreist, dass die ersten Läufer pünktlich zur Primetime in New York und Boston das Eis der Gangneung Ice Arena betreten.

Und angesichts der Tatsache, dass die Winterspiele 2022 in Peking und damit in fast genau der gleichen Zeitzone stattfinden, werden die Eiskunstläufer wohl auch in China deutlich früher als gewohnt antreten müssen.

Für Martin Skotnicky, Heimtrainer von Lorenz/Polizoakis, indes ein durchaus lösbares Problem: "Das kann man üben, das kann man trainieren." Wie man hingegen mit einem rutschenden Kleid tanzt, eher nicht.

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