Reaktionen zum Russland-Ausschluss des IOC: "Nichts als vorsätzliche Hintertürpolitik"

SID
Russland wurde von den Olympischen Winterspielen 2018 ausgeschlossen
© getty

Die Entscheidung des IOC, Russland von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang auszuschließen, schlägt hohe Wellen in der Sportwelt. Das Feedback fällt flächendeckend positiv aus. Ines Geipel aber, die Vorsitzende des Dopingopfer Hilfeverein, sieht das anders. Sie fordert weitaus drakonischere Strafen.

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Thomas Bach (IOC-Präsident): "Der Bericht von Samuel Schmid stellt einen noch nie dagewesenen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele fest. Die IOC Exekutive hat nun entsprechende Sanktionen verhängt. Gleichzeitig will die Exekutive saubere Athleten schützen. Diese Entscheidung soll den Abschluss eines tragischen Doping-Kapitels bringen und der Katalysator für einen neuen, härteren Dopingkampf sein."

Alfons Hörmann (Präsident Deutscher Olympischer Sportbund): "Das ist ein guter Tag für den Weltsport und ein guter Tag für den deutschen Sport. Es ist eine sehr ausgewogene Entscheidung. Auf der einen Seite drakonische Strafen für die Strippenzieher, auf der anderen Seite die Wahrung der Rechte der hoffentlich sauberen individuellen Athleten. Wir können nur hoffen, dass nun eine sehr präzise Kontrolle folgt. Der heutige Tag wird ein historischer sein. Mit den Beschlüssen ist Thomas Bach in die Grenzbereiche vorgestoßen, was möglich ist. Es bleibt die Frage, wie man mit diesem Thema im Rahmen einer Fußball-Weltmeisterschaft umgeht, es bleibt die Frage, wie man mit den Akteuren umgeht. Für mich ist schwer vorstellbar, dass einer, der auf olympischem Boden nicht mehr willkommen ist, eine prägende und entscheidende Rolle bei der Fußball-Weltmeisterschaft spielt. Das wäre ein verhängnisvolles Signal des Fußballs gegenüber dem Weltsport."

Jim Walden (Anwalt des Whistleblowers Grigorij Rodtschenkow): "Die heutige Entscheidung des IOC sendet eine mächtige Botschaft, dass es staatlich gesponserten Betrug durch irgendeine Nation nicht toleriert. Wie die Welt sehen konnte, hat Dr. Rodtschenkow glaubwürdige und unwiderlegbare Beweise für das russische staatsunterstützte Dopingsystem geliefert, das letztlich vom damaligen Sportminister Witali Mutko und anderen hochrangigen Personen der Regierung überwacht und finanziert wurde."

Andrea Gotzmann (Vorstandsvorsitzende Nationale Anti Doping Agentur): "Die Entscheidung ist ein klares Signal für den sauberen Sport. Das IOC hat umfangreiche Maßnahmen erarbeitet. Die Entscheidung stellt einen Wendepunkt mit einer deutlichen Aussage des IOC für faire Wettbewerbe dar: Doping wird nicht toleriert. Von Zufriedenheit kann man aber nicht sprechen. Es ist traurig, dass eine solche Entscheidung notwendig war. Wir müssen unsere Arbeit nun noch weiter intensivieren für die Chancengleichheit aller Athletinnen und Athleten."

Hee-Bum Lee (Chef des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang): "Es ist unserer Meinung nach die zweitbeste Alternative, wenn auch nicht die beste, dass russische Athleten zumindest in Einzelfällen an den Spielen teilnehmen können. Wir wussten nicht, dass die Bestrafung so hart sein würde."

Travis Tygert (Vorsitzender der US-Anti-Doping-Agentur): "Heute hat das IOC auf die gehört, die es am meisten betrifft - und die sauberen Athleten haben einen bedeutenden Sieg errungen. Während es ein trauriger Tag durch den Schaden ist, den die Werte der Spiele genommen haben, berücksichtigt die heutige Entscheidung die Macht der sauberen Athleten und die Prinzipien des Fair Play."

Scott Blackmun (Präsident des nationalen olympischen Komitees der USA): "Das IOC hat eine starke und prinzipientreue Entscheidung getroffen. Es gab keine perfekten Optionen, aber diese Entscheidung macht es unwahrscheinlicher, dass so etwas jemals wieder passiert. Nun ist es an der Zeit, in Richtung Pyeongchang zu blicken."

Silke Kassner (DOSB-Athletenkommission): "Wir finden den Ausschluss Russlands und die drakonische Bestrafung des IOC vollkommen richtig. Russland hat systematisch betrogen, aber wenn Athleten nachweisen können, dass sie sich in den vergangenen Monaten und Jahren aus dem System herausbewegt haben und die Entscheidung über ein Startrecht transparent und nachvollziehbar getroffen wird, dann sollen diese Sportler in Pyeongchang auch unbedingt starten."

Michael Ilgner (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe): "So wie wir es auf den ersten Blick verstehen, ist die Entscheidung ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn noch deutlichere Maßnahmen vorstellbar waren. Nun müssen weitere Schritte folgen, um die internationalen Anti-Dopingbestimmungen auch flächendeckend durchzusetzen und verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Es muss erkennbar bleiben, dass das IOC aktiv für seine Werte kämpft. Für saubere Athleten kann so die Hoffnung wieder steigen, sich in Pyeongchang mit fairen Konkurrenten zu messen."

Ines Geipel (Vorsitzende des Dopingopfer Hilfeverein): "Putin und die Russen sind längst zu wichtig für den olympischen Sport, als dass bei allem Betrug eine konsequente Entscheidung drin gewesen wäre. Aber die Entscheidung stinkt und ist nichts anderes als vorsätzliche Hintertürpolitik. Die Logik des neutralen Deals wird die Russen befrieden, aber die olympische Bewegung einmal mehr zum Variete machen. Ein peinliches Spiel. Olympia als Etikettenschwindel par excellence."

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