"Ich kann unsterblich werden"

Usain Bolt ist Olympiasieger über 100 Meter
© getty

Usain Bolt hat bei den Olympischen Spielen in Rio erneut die Goldmedaille über 100 Meter gewonnen. Die Freude war groß, nur eine zu kurze Pause sorgte für etwas Missmut. Dennoch: Der jamaikanische Superstar hat am Zuckerhut noch wesentlich mehr vor.

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Alles war wie immer, wirkte fast schon routiniert. Usain Bolt drehte mit dem Maskottchen unterm Arm eine Ehrenrunde im Estadio Olimpico Joao Havelange. Er lief immer wieder zu seinen jamaikanischen Fans, ließ sich feiern, umarmen, über den Kopf streicheln, ließ Selfies mit sich schießen, kehrte dann auf die Bahn zurück und setzte zu seiner altbekannten Siegerpose an.

Der 29-Jährige hatte sich soeben als erster Mensch überhaupt zum dritten Mal in Serie die Goldmedaille bei Olympischen Spielen über die 100 Meter gesichert. Er ließ sich dabei mit 9,81 Sekunden für seine Verhältnisse relativ viel Zeit, hatte die Konkurrenz aber im Griff, wie er kurz vor dem Zieleinlauf demonstrierte, als er sich mit der Faust auf die Brust klopfte.

"Es war brillant. Ich war nicht so schnell, aber ich bin so glücklich, dass ich gewonnen habe. Ich habe ja gesagt, dass ich es schaffen werde", so Bolt: "Jemand hat gesagt, ich kann unsterblich werden. Ich brauche noch zwei Goldmedaillen, dann kann ich es unterschreiben: Unsterblich."

Was der Blitz aus Sherwood Content meinte: Er kann nach Peking 2008 und London 2012 zum dritten Mal in Serie Gold über 100 Meter, 200 Meter und 4x100 Meter holen. Bisher feierte er in sieben Wettkämpfen bei Spielen sieben Siege. Nur 16 Olympioniken gewannen in der gesamten Olympia-Geschichte überhaupt mindestens sieben Goldmedaillen.

"Mein Start war nicht so gut"

Bolts Rivale Justin Gatlin (9,89 Sekunden) aus den USA, der schon beim Einmarsch ins Stadion aufgrund seiner Doping-Vergangenheit ausgepfiffen wurde, musste sich zum neunten Mal im elften 100-Meter-Duell mit Bolt geschlagen geben und holte Silber. Bronze ging an Andre De Grasse aus Kanada (9,91 Sekunden).

Es muss ein bisschen bitter für die beiden gewesen sein, wie wenig sich die Anwesenden für sie interessierte. Beim Gang durch die Mixed Zone zog Bolt ganz im Gegensatz zu dem Duo eine unglaubliche Traube an Reportern hinter sich her. Bei der anschließenden Pressekonferenz gingen fast alle Fragen an ihn.

Eine davon richtete sich nach seinem Start, der mal wieder nicht besonders schnell war. "Mein Start war nicht so gut", räumte der amtierende Weltrekordler (9,58 Sekunden) ein: "Es war ein hartes Rennen, aber ich war sehr fokussiert und bin zuversichtlich geblieben. Ich wusste: Wenn ich erstmal ins Laufen komme, dann läuft es auch."

Nach 80 Metern ist alles klar

Nach 80 Metern war klar, dass Bolt das Rennen gewinnen würde. Der elfmalige Weltmeister blinzelte im Endspurt sogar nach links oben auf die Anzeigetafel. So blieb er einmal mehr der Sieger in einem großen 100-Meter-Finale - so wie eben immer.

Nur einmal ging Bolt aus einem bedeutenden Rennen über die kurze Sprint-Distanz nicht mit Gold hervor. Das war bei der WM 2011 im südkoreanischen Daegu, als er nach einem Fehlstart disqualifiziert wurde.

Ob er aufgrund der hinter ihm liegenden Seuchensaison mit den vielen Verletzungen nicht besondere Genugtuung verspüre, wollte jemand wissen. "Nein", antwortete Bolt: "Ich habe nie an mir gezweifelt. Außerdem war ich in dieser Saison besser drauf als in der davor."

Probleme gab es im Vorfeld allerdings genug: Die jamaikanischen Trials musste er wegen einer Muskelverletzung abbrechen, Bolt kam zunächst überhaupt nicht in die Gänge. Doch dann meldete er sich nach einem Besuch bei seinem Lieblingsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zurück. In London rannte er Ende Juli 19,89 Sekunden über 200 m und deutete seine ansteigende Form an.

Kurze Pause ärgert Bolt

Natürlich wurde auch noch über die Zeit, mit der Bolt seinen Sieg in Rio eingefahren hatte, weiter diskutiert.

"Es war nicht möglich, schneller zu laufen. Die Regenrationsphase war sehr kurz. Keine Ahnung, wer das entschieden hat. Aber es war lächerlich", moserte der bestbezahlte Sportler in der Geschichte der Leichtathletik.

Tatsächlich war die Pause zwischen seinem Halbfinale, das er in 9,86 Sekunden mit bis dato Saisonbestleistung ins Ziel brachte, und dem Endlauf extrem kurz. Bolt durfte nur etwas mehr als eine Stunde ausruhen, üblicherweise erhalten die Sprinter rund doppelt so viel Zeit.

Auf Alis Spuren

Vorbei und vergessen, was zählt ist Gold. "Ich war hier, um einen Job zu erledigen. Genau das habe ich gemacht", sagte Bolt.

Er denkt ohnehin in größeren Dimensionen. Vor wenigen Tagen hatte er erklärt: "Ich will eine Legende werden. Ich will für die Leichtathletik das sein, was Muhammad Ali fürs Boxen ist. Die Menschen sollen mit Ehrfurcht von mir sprechen."

Usain Bolt, der ein Karriereende im kommenden Jahr in Betracht zieht, ist mit seinem Triumph von Rio diesem großen Ziel erneut ein Stückchen näher gekommen.

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