Das Beste zum Schluss

Von Philipp Jakob
Kevin Durant (M.) feiert den Gewinn der Goldmedaille
© getty

Es war nicht immer einfach. Team USA lieferte nicht die besten Leistungen bei den Olympischen Spielen in Rio und musste sich einiges an Kritik anhören. Nach dem deutlichen Finalsieg gegen Serbien bleibt aber vor allem eins: Die Gewissheit der puren Dominanz im Welt-Basketball.

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Zum Glück haben wir Kevin Durant, wird sich Coach Mike Krzyzewski während des zweiten Viertels gegen die Serben gedacht haben. Ein paar Minuten zuvor brüllte der sichtlich unzufriedene 69-Jährige noch Anweisungen durch die Halle, inzwischen zierte aber sogar ein breites Grinsen das Gesicht von Coach K in dessen letztem Spiel als Head Coach des Team USA.

Nur wenige Meter neben ihm waren die Reservisten der US-Amerikaner aufgesprungen und feierten ausgelassen. Der Grund? Na klar, eine weitere unglaubliche Aktion von Durant. Knapp drei Minuten vor der Halbzeit bekam der 27-Jährige den Spalding am Perimeter, zog durch die Defense der Serben wie ein heißes Messer durch die Butter und vollendete seinen Drive mit einem monströsen Dunk.

Chancenlose Serben

Das Scoreboard zeigte anschließend einen 20-Punkte-Vorsprung für den haushohen Favoriten. Nach einem eher durchwachsenen Start ins Finale des Olympischen Basketball-Turniers war die Entscheidung um die Goldmedaille mehr oder weniger zu Gunsten von Team USA gefallen. Serbien hatte keine Chance.

Wie soll man auch den MVP der NBA-Saison 2014 verteidigen, wenn er nicht nur per Drive brandgefährlich ist, sondern auch noch einen Dreier nach dem anderen versenkt? Allein fünf Treffer von Downtown waren es im zweiten Viertel. Dazu kamen noch einige weitere sehenswerte Dunks. Am Ende hatte der Neu-Warrior 30 Zähler, 4 Assists sowie 3 Rebounds auf dem Konto bei einer Feldwurfquote von 52,6 Prozent (10/19 FG). Sein bestes Spiel in Rio 2016.

Die Antwort auf die Kritik

Das kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Wirklich überzeugend waren die Auftritte von Durant und Team USA bei diesen Olympischen Spielen selten - zumindest gemessen an den extrem hohen Erwartungen. Das Fehlen der absoluten Topstars wie LeBron James, Stephen Curry oder Russell Westbrook machte sich durchaus bemerkbar.

Der Ersatz musste sich Kritik aus der Heimat anhören und lieferte nicht immer dominante Leistungen ab. Bis zum Finale. Die Serben sahen nach dem recht ausgeglichenen ersten Viertel kein Land mehr und mussten sich dem besseren Team ergeben. Abgesehen vom überragenden Durant stellten vor allem die Reservisten um Paul George, DeMarcus Cousins und Jimmy Butler Serbien mit ihrer Länge, Athletik und Energie vor enorme Probleme.

Im Finale wurde das deutlich, was die Fans und Experten schon lange wussten, nur bisher noch nicht zu sehen bekamen: Team USA ist deutlich talentierter und schlicht und einfach besser als die Konkurrenz. Das war so und wird wahrscheinlich auch noch lange so bleiben. Für diese Feststellung gewinnt niemand einen Nobelpreis, doch besonders für Serbien dürfte es nach dem knappen Spiel gegen die Amerikaner in der Gruppenphase eine schmerzhafte Erfahrung gewesen sein.

Leistungen überzeugten nicht komplett

"Sie sind Superstars", sagte Stefan Markovic nach der Partie. "Wenn du sie so spielen lässt, wie sie es wollen, dann machen sie dich fertig." Im Kampf um die Goldmedaille zwängten die US-Amerikaner dem Gegner dank starker Defense und dem Transition-Game ihre Spielweise auf. Noch etwas, was zuvor nur gegen Argentinien wirklich gelungen war.

Im Rückblick auf das Serbien-Spiel in der Vorrunde zeigte sich Durant vergangene Woche durchaus enttäuscht: "Wir waren ziemlich sauer, als wir in die Kabine gegangen sind. Nicht weil wir jedes Team aus der Halle fegen wollten, sondern weil wir schlecht gespielt hatten.

Die pure Dominanz

Das galt auch für Durant. Im Finale bewies der 27-Jährige aber, dass er nicht zu stoppen ist. Trotz der Probleme, trotz der Kritik hat das Team USA das letzte Kapitel des Basketball-Turniers der Olympischen Spiele 2016 in Rio nach Belieben gestaltet und damit die pure Dominanz in der Basketball-Welt erneut unter Beweis gestellt.

Zum Beispiel mit dem 76. Sieg der US-amerikanischen Basketballnationalmannschaft in Folge. Bei Olympischen Spielen ist Team USA nun seit 25 Spielen ungeschlagen. Coach K ist zudem der erste Head Coach in der Geschichte, der drei Goldmedaillen gewinnen konnte. Carmelo Anthony stieg mit ebenfalls drei Goldmedaillen zum erfolgreichsten Basketballer bei Olympia auf.

"Das war ein besonderer Moment für mich", erklärte Melo unter Tränen. "Das ist das Ende für mich. Ich habe das Schlimmste und das Beste erlebt. Nach 2004 stehe ich nun hier, drei Goldmedaillen später." Und weiter: "Wir haben dafür gekämpft. Es war nicht immer schön."

Ein neues Dream Team?

Eine Frage aber bleibt nach den diesjährigen Spielen in Rio: Wie wird man dieses Team USA in Erinnerung behalten? Als das nächste Dream Team? Wohl eher nicht. Dafür fehlten die Superstars. Dafür fehlte die Begeisterung für die Mannschaft. Dafür fehlte die überragende Dominanz auf dem Parkett - nicht nur in einem Spiel, sondern über das komplette Turnier hinweg.

Offenbar reicht es also nicht, den Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele mit 30 Punkten Unterschied zu verprügeln, um als eines der besten Teams aller Zeiten in die Geschichte einzugehen. Kevin Durant und Co. wird das aber relativ egal sein.

Was für Team USA aktuell zählt, ist nicht das Vermächtnis der Mannschaft oder die Kritik der vergangenen Wochen. Einzig und allein die Goldmedaille, die um die Hälse von Durant, Anthony, Cousins und all den anderen hängt, ist von Bedeutung. Und sie hängt dort vollkommen zu Recht.

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