Kein eSport im DOSB: Der Sport macht die Tür zu, die Szene brodelt

SID
Der DOSB bietet e-Sport weiterhin keine Heimat.
© getty

Der Deutsche Olympische Sportbund scheint dem eSport keinen Platz in seiner Familie einräumen zu wollen. Am Montag erzürnte die Absage des DOSB an die Szene die Gemüter.

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Berlin/Frankfurt. Harter Schlag für die eSport-Bewegung in Deutschland, die Szene kocht vor Wut: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will dem organisierten Videospiel-Wettkampf derzeit keine Heimat bieten. In einer Erklärung vom Montag teilte der DOSB mit, "dass eGaming in seiner Gesamtheit nicht den zentralen Aufnahmekriterien entspricht, die das Sport- und Verbändesystem unter dem Dach des DOSB konstituieren und prägen." Die Betroffenen quittierten dies mit Kopfschütteln.

"Monatelang hat sich der DOSB über eSport ausgetauscht und informiert, aber die Positionierung zeigt, dass es weiterhin kaum Verständnis über die eSport-Bewegung gibt", sagte Präsident Hans Jagnow vom eSport-Bund Deutschland (ESBD). Der Dachverband des deutschen Sports setzt sich in einer 25-köpfigen Arbeitsgruppe mit dem Thema eSport auseinander, um Empfehlungen "für den künftigen Umgang mit eSport zu erarbeiten".

eGaming für DOSB kein organisierter Sport

Da nach Meinung des DOSB der Begriff eSport "für eine außerordentlich breite Palette höchst unterschiedlicher virtueller Angebots- und Spielformen mit Wettkampfcharakter" stehe, unterteile er das derzeitige Angebot an Spieletiteln in "elektronische Sportartensimulationen" (FIFA19, NBA2K etc.) und alle anderen virtuellen Spiel- und Wettkampfformen, die er als "eGaming" zusammenfasst.

Letzteres entspreche jedoch "nicht den Kernbedeutungen, Handlungslogiken und dem Wertesystem, auf denen das Sport- und Verbändesystem unter dem Dach des DOSB aufgebaut ist". Weltweit populäre Spiele wie die Fantasy-Strategiespiele Dota2 und League of Legends, die einen globales Millionenpublikum unterhalten, finden im DOSB somit keinen Rückhalt. "In den virtuellen Sportarten sehen wir für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung. eGaming hingegen passt nicht zu dem, was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt", sagte die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker.

Zur Förderung der elektronischen Sportartensimulationen sieht der DOSB jene Verbände, die sich mit der jeweils im Spiel dargestellten Sportart befassen, in der Verantwortung. "Der DOSB empfiehlt, die im Bereich der virtuellen Sportarten aktiven Personen über die Sportarten zu melden", heißt es. Somit bestehe derzeit "keine Notwendigkeit für einen oder mehrere eigenständige eGaming/eSport-Verbände unter dem Dach des DOSB".

Die Sportart, wie sie die Szene versteht, wird es Stand jetzt in Deutschland nicht geben. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte derweil, der Verband werde klären, "inwieweit neue Entwicklungen unter das Dach von Sportdeutschland passen".

In ihrer Enttäuschung wendete sich der eSport nun an die Politik, da die Bundesregierung um Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) eine Anerkennung von eSport als Sportart vorsieht.

Konflikt zwischen Sport und Politk

"Die Bundesregierung sollte die im Koalitionsvertrag vereinbarte Anerkennung der Gemeinnützigkeit von eSport für die Entwicklung des Breitensports zeitnah umsetzen. Eine Zustimmung des DOSB ist dafür nicht notwendig", sagte Felix Falk, der Geschäftsführer von game, dem Verband der deutschen Games-Branche.

Beim Thema Gemeinnützigkeit reagiert auch der DOSB sensibel. Die Abgabenordnung zu ändern und mit eSport "einen Bereich aufzunehmen, der vor allem kommerziellen Verwertungsinteressen folgt", dafür sieht der Verband derzeit keinen Anlass.

"Diesen Versuch der politischen Einflussnahme des DOSB über den sportlichen Bereich hinaus halten wir für absolut unangemessen. Das ist respektlos gegenüber den vielen Menschen, die im eSport jeden Tag ehrenamtlich gesellschaftliche Arbeit leisten", sagte Jagnow. Am 28. November will sich der Sportausschuss des Bundestages zu eSport informieren. Es riecht nach ganz analogem Zoff.

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