"Oberste Liga": Freitag und Wellinger wecken Tournee-Träume

SID
Wellinger und Freitag dominieren den Skisprung-Weltcup
© getty

Die Vierschanzentournee kann kommen: Richard Freitag und Andreas Wellinger erleben kurz vor Weihnachten ein Wintermärchen. Die Konkurrenz staunt und ist ratlos.

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Ein Foto als Andenken musste nach dem denkwürdigen Doppelsieg noch sein. Also nahm Werner Schuster seine beiden Skisprung-Asse zur Seite: Links Richard Freitag im Gelben Trikot, rechts Andreas Wellinger, und mittendrin platzte der Bundestrainer beinahe vor Stolz. "Die zwei sind derzeit richtig stark. Ich bin heilfroh, dass ich sie habe", sagte Schuster nach der erneuten Machtdemonstration in Titisee-Neustadt.

Freitags Triumph vor Wellinger war der zweite Doppelsieg in Folge - ein Kunststück, das deutschen Skispringern zuletzt vor 27 Jahren gelungen war. Kein Wunder also, dass drei Wochen vor der Vierschanzentournee die Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawalds Grand Slam 2001/2002 immer größer werden. Zumindest Schuster kann damit gut leben. "Druck wäre sowieso da gewesen. Aus dieser Position ist das deutlich angenehmer", sagte der Erfolgscoach.

Freitag und Wellinger bremsen Euphorie

Freitag und Wellinger jubelten zwar ausgelassen vor den 5000 pitschnassen Zuschauern, allzu viel Euphorie ließen beide aber nicht zu. Gerade Freitag ist ein gebranntes Kind. "Ich bin schon einmal mit einem Sieg zur Tournee gefahren, und dann... Das ist einfach was anderes. Es kann ganz anders laufen als jetzt", sagte der 26-Jährige. Vor drei Jahren hatte der Sachse die Generalprobe in Engelberg gewonnen, bei der Tournee wurde er dann "nur" Sechster - sein bis heute bestes Ergebnis.

Freitags zwei Saisonsiege in fünf Springen sind dennoch die große Überraschung des bisherigen Olympiawinters. "In dieser Form konnte ich mit Richard nicht rechnen", sagte auch Schuster. 370 Weltcup-Punkte hat Freitag bereits gesammelt, fast so viele wie im gesamten letzten Jahr (507), hinzu kommen ein zweiter, vierter und sechster Rang. Und dann gibt es da noch Wellinger. "Es ist cool, voll in der obersten Liga mitzuspielen", sagte Schuster.

DSV-Adler machen Konkurrenten ratlos

Die Konkurrenz staunt derweil und ist ratlos. Der Norweger Daniel Andre Tande, in Titisee und auch im Gesamtweltcup Dritter, zollte Freitag und Wellinger Respekt: "Die zwei springen derzeit sehr gut. Sie machen es dem Rest von uns schwierig." Doppel-Weltmeister Stefan Kraft kündigte für die Tournee dennoch einen heißen Kampf an. "Wir werden uns wehren und beißen, damit wir ein schönes Duell haben", sagte der Österreicher.

Das erwartet bei allem Stolz auch Bundestrainer Schuster. Denn: "Es wird jetzt nicht Doppelsiege bis Mitte März geben. Und bis zur Tournee sind es noch drei Wochen", sagte der Coach. Insgesamt gebe es acht Siegspringer. "Kraft ist nach wie vor brandgefährlich, die polnische Mannschaft ist unglaublich stark, speziell auch Tande kommt mir sehr gut vor. Und wer weiß, wer da noch kommt", so Schuster.

Was also ist von den DSV-Adlern in diesem Winter mit Tournee, Olympia und Skiflug-WM noch zu erwarten? Richard Freitag hatte auf diese Frage am Sonntag eine denkbar einfache Antwort. "Definitiv noch ein paar Weltcup-Teilnahmen. Das steht mal fest", sagte er und grinste breit. Und wahrscheinlich noch viel, viel mehr.

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