Deutsche Abfahrer unter Wert geschlagen - Josef Ferstl auf Platz 14

SID
Josef Ferstl in Gröden
© getty

Die deutschen Abfahrer werden in einem für Gröden typischen Rennen unter Wert geschlagen. Aksel Lund Svindal gelingt ein überragender Lauf - die große Überraschung ist ein gewisser Manuel Schmid.

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Die Stimme von Josef Ferstl klang noch ein wenig kratzig, der Abend war ziemlich lang gewesen. "Ich bin echt spät ins Bett gekommen, ich habe erst um zwölf gepennt, normal geh ich so um zehn, halb elf schlafen", sagte der junge Mann, der am Freitag Ski-Geschichte geschrieben hatte mit seinem sensationellen Weltcup-Sieg beim Super-G im Grödnertal.

Am Samstag belegte Ferstl Rang 14 in der Abfahrt, und ebenso wie seine Mannschaftskollegen wurde er dabei ein wenig unter Wert geschlagen.

Es war ein Rennen, wie es typisch sein kann für Gröden, wenn es kalt ist und die Sonne scheint: Wer früh vorne ist, kann später weit hinten sein - und diesmal erging es den Deutschen so.

Thomas Dreßen (Mittenwald) etwa fuhr mit Startnummer acht auf Rang eins, nach Ende des Rennens war er 13., einen Rang hinter Andreas Sander (Ennepetal), einen Rang vor Ferstl. Auf Rang 16, und das war die riesengroße Überraschung aus deutscher Sicht, landete mit Startnummer 43 der Allgäuer Manuel Schmid (Fischen) - in seinem ersten Weltcup-Rennen.

Die Deutschen durften auch noch auf bessere Platzierungen hoffen, als mit Startnummer 13 Aksel Lund Svindal kam: Der Norweger fuhr auf der Saslong in einer eigenen Liga, er lag am Ende gewaltige 0,59 Sekunden vor Landsmann Kjetil Jansrud (Startnummer 17) und 0,83 Sekunden vor Max Franz aus Österreich (Startnummer 20). Zwischen dieses Trio und die Deutschen schoben sich aber auch noch Starter wie Gilles Roulin aus der Schweiz (4./Startnummer 32), Romed Baumann aus Österreich (6./30) oder Bryce Bennett aus den USA (11./24).

"Ein Gröden-Rennen halt"

"Ein Gröden-Rennen halt", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, der deshalb alles andere als unzufrieden war mit seinen Abfahrern. "Wir waren nicht schlecht dabei, das ist schon okay", sagte er, "man muss die Füße am Boden lassen." Die "Jungs" seien schließlich "cool gefahren" und insgesamt, das war Maier wichtig, stimme die Richtung der Mannschaft, die im Sommer 2014 ja schon kurz vor der Auflösung gestanden hatte: "Man sieht: Wir haben die Berührung zur absoluten Weltspitze gefunden. Dann muss man das Ding auch ein bisschen langsam wachsen lassen."

Einer, der schnell wächst, ist Thomas Dreßen. Drei Wochen zuvor bereits sensationeller Dritter in Beaver Creek/USA, hatte er sich tatsächlich mehr erhofft, als er im Ziel war. "

Zwölfter Platz ist jetzt auch nicht Scheiße, da müssen wir auf dem Boden bleiben", sagte er - die Enttäuschung, dass er trotz einer prima Fahrt wegen der besonderen Verhältnisse in Gröden nicht weiter vorne landete, war dennoch nicht zu übersehen. Schließlich tröstete aber auch er sich mit der korrekten Erkenntnis: "Ich habe das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht, deshalb bin ich zufrieden."

Immerhin ging es in einem packenden Rennen auf der Saslong auch denkbar knapp zu. Den viertplatzierten Roulin trennten gerade mal 0,60 Sekunden von Manuel Schmid auf Rang 16. Und Schmid, der sich noch im September in Chile den Schienbeinkopf gebrochen und den Meniskus im linken Knie lädiert hatte, fehlte nur eine Zehntelsekunde, um die halbe deutsche Norm für einen Start bei den Olympischen Spielen einzufahren. "Aber sich als Ziel Olympia vorzunehmen, sehe ich nicht als sinnvoll, das kommt von alleine, wenn das Skifahren passt", sagte er.

Aber derzeit passt viel bei den Deutschen. Dreßen, Sander und Ferstl sind bereits qualifiziert für Pyeongchang, ein vierter deutscher Abfahrer in Südkorea wäre ein weiterer Beweis dafür, wie bemerkenswert der Aufschwung der Speed-Sparte ist. Und noch ist Luft nach oben.

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