Vom Schattenmann zum Hoffnungsträger

SID
Nico Walther (L) stand in der Vorsaison noch im Schatten von Francesco Friedrich (R), dieses Jahr startet er groß durch
© getty

Vom Schattenmann zum Hoffnungsträger: Nico Walther ist zu Beginn des Olympia-Winters weiterhin Deutschlands erfolgreichster Bob-Pilot. Eine Woche nach seinem Auftaktsieg im Zweier gewann der 27-Jährige in Park City überraschend auch das erste Weltcup-Rennen im Vierer.

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Noch in der vergangenen Saison war Walther nicht an die Leistungen der Weltmeister Johannes Lochner (Stuttgart) und Francesco Friedrich (Oberbärenburg) herangekommen - drei Monate vor den Winterspielen in Pyeongchang hat er nun beide zunächst überflügelt.

"Das war ein extrem enges Rennen, das gezeigt hat, was uns in diesem Winter erwartet", sagte Walther: "Die Klasse im Feld ist brutal." Lochner und Friedrich mussten sich im US-Bundesstaat Utah mit den Rängen vier und neun zufrieden geben, waren aber nicht abgeschlagen: Lochner hatte lediglich sieben Hundertstelsekunden Rückstand, Friedrich lag eineinhalb Zehntel zurück. Die Kanadier Justin Kripps (+0,03) und Chris Spring (+0,06) belegten die Ränge zwei und drei.

Damit bestätigen sich bislang die Erwartungen einer sehr engen Olympia-Saison. "Es gibt im Vierer mindestens zehn Leute, die um das Podium mitfahren", sagte Walther. Bundestrainer Rene Spies hatte schon vor dem Saisonstart "das härteste Olympia-Rennen" der Bobgeschichte angekündigt.

Walthers Erfolge geben Antworten auf die Materialfrage

Mit Blick auf die Winterspiele in Südkorea (9. bis 25. Februar 2018) geben Walthers Erfolge auch erste Antworten auf die Materialfrage: Walther setzt als einziger Pilot im deutschen Männerteam auf Schlitten des Stammherstellers FES, der in den vergangenen Jahren Probleme hatte. Friedrich und Lochner sind mit eingekauften Geräten der österreichischen Firma Wallner unterwegs. In diesem Winter scheint sich Walthers Treue zur staatlich unterstützten FES nun auszuzahlen.

Friedrich und Lochner, bei der Vierer-WM zeitgleich siegreich und im vergangenen Winter fast durchgehend mit klaren Vorteilen, warten dagegen weiterhin auf ihre ersten Podestplätze. Allerdings gelten in dieser Saison die drei Auftakt-Weltcups in Nordamerika noch als Testlauf, mit Schwierigkeiten war gerechnet worden. Die Feinjustierung soll bei den Europa-Rennen erfolgen.

"Johannes Lochner hatte hier in Park City lange in den Medaillenrängen gelegen, er hat noch fahrerische Reserven, die erschlossen werden müssen", sagte Spies: "Bei Friedrich war jeweils der Mittelsektor nicht gut genug, das muss er besser machen."

Auch das deutsche Frauen-Team überzeugt in Park City

Die deutschen Frauen, ebenfalls mit FES-Schlitten am Start, überzeugten in Park City. Stephanie Schneider (Oberbärenburg) verpasste als Vierte mit Anschieberin Lisa Buckwitz nur knapp das Podest. Schon in Lake Placid hatte sie mit Rang drei überrascht. Europameisterin Mariama Jamanka (Oberhof) wurde mit Erline Nolte Sechste, auch Weltcup-Debütantin Anna Köhler (Winterberg) landete mit Ann-Christin Strack als Achte in den Top 10. Der Sieg ging an US-Pilotin Jamie Greubel Poser vor Olympiasiegerin Kaillie Humphries (Kanada) und Elana Meyers Taylor (USA).

Am Samstag findet in Park City ein weiteres Viererbob-Rennen statt. Eine Woche zuvor hatte das Rennen der Königsdisziplin in Lake Placid aufgrund schwieriger Bahnbedingungen ausfallen müssen, stattdessen waren dort zwei Rennen im kleinen Schlitten ausgetragen worden.

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