Biathleten fordern IBU-Reaktion

SID
Richard McLaren hat umfassendes Doping aufgedeckt
© getty

Dopingsperren von bis zu acht Jahren, knallharte Strafen für Sünder und ihre Verbände: Mehr als 170 Biathleten verschiedener Nationen haben den Weltverband IBU nach den schweren Dopinganschuldigungen gegen Russland in einem gemeinsamen Brief zu konsequentem Handeln aufgefordert. Der Druck auf die Funktionäre steigt weiter.

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"Wir als Athleten wünschen uns, dass es eher möglich ist, Athleten bei einem positiven Dopingfall härter zu bestrafen als jetzt. Auch die betreffenden Nationen selbst sollen drastischer bestraft werden", sagte der ehemalige Doppel-Weltmeister Erik Lesser am Rande des Weltcups in Ruhpolding.

Der Brief wurde in den vergangenen Tagen von den Sportlern im bayerischen Ruhpolding unterzeichnet und anschließend an die IBU übergeben. "Wir stellen uns vor, dass bei einem ganz klaren Dopingverstoß die Höchststrafe bei einer Sperre von acht Jahren liegen sollte", sagte der 28-jährige Lesser. Außerdem sollten betroffene Nationen nach positiven Dopingfällen einen Teil ihrer Startplätze verlieren und finanziell generell härter bestraft werden.

"Es gibt natürlich die großen Nationen, da nenne ich bewusst Russland zuerst, da spielt Geld nicht unbedingt eine Rolle. Wenn du denen sagst, überweis' mal 100.000 Euro, dann sagen die: Wollt ihr nicht 300.000 haben? Das ist denen wurscht", sagte Lesser.

Die nationalen Verbände stehen hinter den Sportlern und ihren klaren Forderungen im Kampf gegen Manipulationen. Der tschechische Verbandpräsident Jiri Hamza sagte dem nationalen Fernsehsender CT: "Wir denken, dass es Zeit für ein resolutes Handeln der IBU ist. Athleten, die vermutlich gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben, sollten zumindest temporär gesperrt werden."

Doping-Pressekonferenz steht bevor

Nachdem Chefermittler Richard McLaren in seinem Bericht festgestellt hatte, dass zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland 31 Biathleten gehören, hatte die IBU zunächst zwei Sportler vorläufig gesperrt und von weiteren Untersuchungen gegen die 29 anderen gesprochen. Zudem wird der Weltcup in dieser Saison nicht wie geplant im russischen Tjumen Station machen.

Der IBU-Vorstand hat für den kommenden Samstag (21. Januar) im italienischen Antholz eine außerordentliche Sitzung zu diesem Thema einberufen. Dabei sollen weitere Entscheidungen getroffen und die Ergebnisse anschließend bei einer Pressekonferenz veröffentlicht werden.

Wie die IBU am Freitag informierte, werden auch die Teams und Athleten eine Einladung zu dieser Pressekonferenz erhalten, um einen offenen Dialog fortzuführen. "Ich hoffe nicht, dass es nur eine PK ist, aus der man rausgeht und sagt: Das habe ich alles schon gewusst", betonte Lesser: "Es geht für uns darum, den Willen der IBU zu sehen, etwas zu ändern. Es geht nicht nur darum, Athleten zu bestrafen."

Von Kollektivstrafen hält Lesser nichts, und Strafen sollten generell erst ausgesprochen werden, wenn es Beweise für Dopingvergehen gebe. Unter anderem hatte zuletzt Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade (Frankreich) ein hartes Durchgreifen gefordert und sogar mit einem Athleten-Boykott gedroht. Bereits in der vergangenen Woche hatten sich die Sportler in Oberhof getroffen, um weitere Schritte zu beraten.

"Ich erwarte grundsätzlich noch gar nichts. Ich warte die Pressekonferenz ab, bei der ich auch selbst vor Ort sein werde. Ich höre mir an, was die IBU zu sagen hat, und wenn ich damit nicht zufrieden bin, werde ich das auch sagen", sagte Fourcade dem SID: "Wenn wir Athleten danach zufrieden sind, ist das umso besser, und alles ist perfekt."

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