"Das wäre eine Katastrophe"

Ein Herz und eine Seele: Susanne Riesch (r.) mit ihrer Schwester Maria Höfl-Riesch
© getty
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SPOX: Sie mussten auf dem Weg zur Genesung zahlreiche Rückschläge wegstecken. Kam irgendwann der Gedanke ans Karriereende auf?

Riesch: Natürlich war das ein Thema, ich habe ans Karriereende gedacht. Es gab immer wieder Komplikationen, ich musste den Zeitpunkt meines Comebacks mehrmals nach hinten verschieben. Das war keine einfache Situation. Ich hatte zwischendurch Zweifel, ob ich jemals wieder so fit werde, um im Weltcup starten zu können. Aber ich habe mich durchgebissen, so mühsam es auch war - und das bereue ich keinesfalls. Wenn ich einfach aufgehört und nicht weiter gekämpft hätte, hätte ich es später womöglich irgendwann bereut.

SPOX: Wer hat Ihnen in dieser schwierigen Zeit beigestanden?

Riesch: Ich war unterwegs von Arzt zu Arzt und probierte viele Reha-Maßnahmen aus. Deshalb war ich so beschäftigt, dass nicht allzu viel Zeit zum Grübeln blieb. Meine Familie und meine Freunde halfen mir sehr und sprachen mir immer wieder Mut zu.

SPOX: Wie bekommt man den Gedanken aus dem Kopf, dass jederzeit wieder etwas passieren könnte?

Riesch: Wenn ich permanent daran denken würde, dass ich mich wieder verletzten könnte, wäre das eine Katastrophe. Derzeit denke ich eigentlich gar nicht daran. Aber das ist gar nicht so einfach. Wenn die Bedingungen nicht so gut sind, beispielsweise schlechte Sichtverhältnisse herrschen oder die Piste nicht optimal ist, fährt man unterbewusst ein wenig mit angezogener Handbremse. Das ist momentan noch ein bisschen mein Problem, aber das ist normal, und ich arbeite daran. Ich versuche, besonders die Tage zu nutzen, an denen das Wetter nicht sonderlich gut ist, um das herauszubekommen. Bei schönem Wetter kann schließlich jeder fahren. (lacht)

SPOX: Orientieren Sie sich dabei an Ihrem Vorbild Bode Miller? Auch der kam nach einer schweren Verletzung zurück.

Riesch: Stimmt. Bode finde ich als Skifahrer cool, er ist ein lockerer Typ. Aber als Vorbild würde ich ihn nicht mehr bezeichnen. Ich habe inzwischen meine eigene Geschichte als Skifahrerin. So ein richtiges Vorbild gibt es da eigentlich nicht mehr.

SPOX: Werfen wir einen Blick auf die anstehende Saison, die für Sie nach dem Auftakt in Sölden beginnt. Was erwarten Sie?

Riesch: Ich werde mein Bestes geben, dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt. Sollte es nicht erfolgreich sein, muss man sich am Ende der Saison mit den Trainern zusammensetzen und überlegen, wie es weiter geht. Aber daran denke ich derzeit nicht. Erst mal freue ich mich nur auf die neue Saison.

SPOX: Gibt es kein konkretes Ziel?

Riesch: Ich finde es ganz wichtig, sich ein konkretes Ziel zu setzen. Man muss vor Augen haben, wo man hin will. Das ist noch mal motivierender. Für mich ist das Ziel die WM in Vail/Beaver Creek im Februar 2015. Dafür muss ich im Weltcup einmal unter die Top 8 fahren oder zwei Mal unter die Top 15. Dieses Ziel habe ich mir zusammen mit den Trainern gesteckt, darauf arbeite ich hin.

SPOX: Wie sah die Vorbereitung aus?

Riesch: Wir waren die letzten Jahre im Sommer öfter in Neuseeland, diesmal waren wir in Zermatt. Die Trainingsverhältnisse waren in Neuseeland zuletzt nicht mehr optimal, bei uns in Europa dafür umso besser. Deshalb sind wir zu Hause geblieben. Danach waren wir auf unseren heimischen Gletschern. Mein Trainingsplan sieht vor, dass ich vier Tage die Woche auf Skiern stehe. Dazu kommen Konditionseinheiten und Regenerationsphasen.

SPOX: Was werden Sie kommende Saison außer dem Slalom machen?

Riesch: Ich werde mich erst mal ganz auf den Slalom konzentrieren. Wenn das gut funktioniert, fasse ich auch den Riesenslalom ins Auge. Im Training geht das ohnehin teilweise ineinander über.

SPOX: 2018 steigen die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Ist das noch ein Fernziel?

Riesch: Dieses Thema spielt momentan keine Rolle. Vom Alter her würde es zwar noch passen. Aber ich muss jetzt erst mal sehen, wie die Saison läuft und wie gut mein Knie mitmacht. Dann schaue ich weiter.

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