UFC

Tony Ferguson in der UFC: Die Schildkröte im Rattenrennen

Tony Ferguson hat sich im Leichtgewicht der UFC einen Namen gemacht.
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Tony Ferguson war in der UFC lange ein Synonym für harte und vor allem spektakuläre Kämpfe. Nun steht die Karriere des ehemaligen Interims-Champions im Leichtgewicht auf Messers Schneide. Unter anderem drückt Conor McGregor die Daumen.

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Warum würde man gerne eine Schildkröte sein, wenn die Gegner in einem Rennen allesamt Ratten sind? Wir wissen es nicht. Wie wir überhaupt aktuell nur sehr wenig wissen. Was wir wissen: Tony Ferguson geht es nicht gut. Gar nicht gut. Die Ehefrau des 35-Jährigen erwirkte kürzlich eine einstweilige Verfügung gegen ihn.

Ferguson hatte, diese Neuigkeit machte in den Medien natürlich schnell die Runde, mehrere Tage am Stück nicht geschlafen. Er begann damit, im eigenen Haus zu randalieren und wollte Wände aufreißen, weil er dahinter jemanden vermutete. Er bespritzte seine Frau vermehrt mit Weihwasser und sprach davon, einen Chip im Bein zu haben.

Es muss mehrere vergleichbare Vorfälle gegeben haben, bis Cristina Ferguson zum Hörer griff und die Polizei einschaltete. Gewalttätig sei er gegenüber ihr oder dem Kind nie geworden, verdeutlichte sie. Sie wolle mit der Verfügung lediglich erreichen, dass ihr Ehemann endlich die Hilfe bekommt und annimmt, die er braucht.

UFC-Star Tony Ferguson begann Therapie

Wenige Tage später teilte Ferguson auf seinen Social-Accounts erste Neuigkeiten: Die Therapie hat begonnen, der ehemalige Interims-Champion im Leichtgewicht der UFC wird seine psychischen Probleme bekämpfen und hoffentlich eines Tages seine Rückkehr ins Octagon feiern.

Aber was hat es nun mit der Schildkröte und den Ratten auf sich? Tatsächlich gibt es dafür keine Lösung - mal abgesehen davon, dass Ferguson eben diese Schildkröte im Rattenrennen gerne wäre. Eine Ninja-Schildkröte immerhin, fügte er im Gespräch mit einigen Journalisten an. Das ist Tony Ferguson pur.

In der UFC hat sich der US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln einen Namen mit derart sinnlosen und wirren Aussagen gemacht. Ferguson haut einfach raus, was ihm gerade durch den Kopf geht. Nicht umsonst hat das das Internet darin bekräftigt, aus dem Fighter ein Meme zu machen.

Tony Ferguson steht in der UFC für einen alternativen Kampfstil.
© getty
Tony Ferguson steht in der UFC für einen alternativen Kampfstil.

"Tony Ferguson is the type of guy..."

"Tony Ferguson ist die Art von Kerl, die...", ist ein ganz klassischer Witz auf Twitter, Instagram oder Reddit. Eine Auswahl gefällig?

  • "Tony Ferguson ist die Art von Kerl, der sich am Urinal direkt neben dich stellt, dir in die Augen guckt und dabei eine motivierende Rede hält."
  • "Tony Ferguson ist die Art von Kerl, die den Rand vom Sandwich abschneiden und dann das Sandwich wegwerfen, um den Rand zu essen."
  • "Tony Ferguson ist die Art von Kerl, die sich in einem leeren Bus neben dich setzen."

Tony Ferguson ist vor allem aber die Art von Kerl, die Spektakel versprechen, wenn sie ins Octagon steigen. Gerade weil die MMA immer mehr Geld und Ruhm versprechen, sind die Kämpfe inzwischen oft sehr taktisch geprägt und völlig aberwitzige Angriffe den effektiveren und risikoärmeren Techniken gewichen.

El Cucuy, so der Spitzname Fergusons in Bezug auf den mexikanischen Boogeyman, ist das völlig egal. "Er haut raus, was ihm durch den Kopf geht", gilt auch im Kampf. Das kann auch mal völliger Blödsinn sein, ist aber ohne Frage überraschend, spektakulär und bisher auch überdurchschnittlich oft von Erfolg geprägt.

Tony Ferguson hat einen besonderen Kampfstil

Der Kampf zwischen Anthony Pettis und Ferguson bei UFC 229 ist ein gutes Beispiel. Ferguson verpasste mehrere Gelegenheiten für einen Takedown oder einen schweren Treffer und versuchte sich an unpopulären Techniken. Der Lohn: Ein TKO-Sieg nach zwei Runden und die x-te Auszeichnung als "Fight of the Night".

Nach elf Siegen in Folge sollte es für Ferguson zuletzt endlich wieder Richtung Titel gehen. Mit Khabib Nurmagomedov ist der aktuelle Champion im Leichtgewicht gesperrt, Conor McGregor hat andere Pläne. Statt Ferguson wird nun Max Holloway einen Gewichtsklasse aufsteigen und Dustin Poirier um den Interimsgürtel fordern.

Wieder keine Chance für Ferguson, dieses Mal aus persönlichen Gründen. Dabei hätte sich "El Cucuy" seine Chance mehr als verdient. Mehrere Male bewarb er sich bei der UFC, bis er endlich mal ran durfte. Nie ging er anschließend einem Kampf aus dem Weg, ganze vier Mal scheiterte eine Ansetzung gegen Khabib an Verletzungen. Noch fehlt die Krönung einer großen Karriere.

Conor McGregor drückt Tony Ferguson die Daumen

Umso mehr mag man nun hoffen, dass Ferguson seine Probleme in den Griff bekommt. Die UFC kann einen Kämpfer wie ihn gut gebrauchen. "Wenn es rückwärts geht, kann es auch wieder vorwärts gehen, Tony", schrieb McGregor im Februar auf Twitter. Damals war noch unklar warum - inzwischen ist das Geheimnis gelüftet.

McNuggets, so nannte Ferguson den Iren einmal, legte inzwischen nach: "Tony Ferguson ist die Art von Kerl, die selbst wenn alle Stricke reißen, eine Möglichkeit findet, stärker zurück zu kommen. Let's go Tony!!" Die ersten Schritte dazu sind bereits getan. Es erforderte großen Mut von Fergusons Ehefrau, die Therapie anzustoßen, muss sie doch um das mediale Echo gewusst haben.

Psychische Schwierigkeiten sind im Sport noch immer ein Tabu-Thema. Während Verletzungen Alltag sind, werden mentale Probleme oft heruntergespielt. Gut, dass sich Ferguson noch nie darum geschert hat, was andere von ihm denken. Oder wie er sagen würde: "Ich bin niemals am Ende. Du wirst am Ende sein."

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