UFC

Brutaler Schlagabtausch der Großmäuler

Von SPOX
Conor McGregor und Nate Diaz ließen ihren Worten gleich zweifach Taten folgen
© getty

In der Nacht auf den 27. August (ab 3 Uhr live auf DAZN) bekommt es Conor McGregor im größten Kampf seines Lebens mit Floyd Mayweather Jr. zu tun. Der Ire steht dabei aber nicht im Octagon, sondern in einem Boxring. Vor McGregors Ausflug in eine andere Welt wirft SPOX einen Blick zurück auf die Fehde - und die Schlachten - zwischen dem 29-Jährigen und seinem bislang härtesten Widersacher: Nate Diaz.

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Alles begann mit einem gebrochenen Knochen. Während die Vorbereitungen auf UFC 196 in der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas in die heiße Phase gingen, ereignete sich im Camp von Leichtgewichts-Champion Rafael dos Anjos ein Missgeschick mit Folgen.

Der Brasilianer brach sich im Training den Fuß und musste absagen, der Showdown mit Federgewichts-Weltmeister Conor McGregor fiel ins Wasser. Lediglich elf Tage vor dem Event in der Wüste Nevadas, das mit dem zweiten direkten Schlagabtausch zweier Champions nach dem Duell zwischen BJ Penn (Leichtgewicht) und Georges St.-Pierre (Weltergewicht) bei UFC 94 am 31. Januar 2009 UFC-Geschichte schreiben sollte, stand der Ire von einem Moment auf den anderen wieder einmal ohne Gegner da.

War es für McGregor durch seine Vergangenheit ein beinahe gewohntes Bild, brachte es den Mann an der Spitze der Promotion ordentlich ins Schwitzen. Ein Ersatz musste her.

Ein Fighter auf dem Silbertablett

Dana White zog alle Register, allerdings fing sich der UFC-Präsident vom erhofften Ersatzmann Jose Aldo eine klare Absage ein. Der Brasilianer, dem McGregor den Gürtel im Federgewicht abgenommen hatte, sah sich nicht in der Lage dazu, innerhalb der kurzen Zeitspanne eine angemessene Vorbereitung und somit Form aus dem Hut zu zaubern.

Auch Frankie Edgar musste aufgrund einer Verletzung die Chance auf ein Duell mit McGregor vorbeiziehen lassen. White musste kreativ werden - und erinnerte sich auf der Suche nach einem Gegner an die Worte eines Leichtgewichtlers aus den USA.

"Conor McGregor, du nimmst mir alles, wofür ich gearbeitet habe, Arschloch. Ich werde dir in den Arsch treten. Du willst wissen, was ein richtiger Kampf ist? Der Fight, der richtig Geld bringt, ist der gegen mich. Wenn du kämpfen willst, hier bin ich", hatte Nate Diaz, Sieger fünften Staffel von The Ultimate Fighter und im Leichtgewicht aktiv, nach seinem Erfolg über Michael Johnson im Post-Fight-Interview gegenüber Joe Rogan verlauten lassen.

Kein Titel, aber jede Menge Hass

Was bei vielen damals maximal ein Kopfschütteln ausgelöst haben mag, war für White ein Geschenk, auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert. Zwar stand bei UFC 196 kein Gürtel auf dem Spiel, weil der Kampf im Weltergewicht stattfand, allerdings prallten mit McGregor und Diaz zwei Persönlichkeiten aufeinander, die inner- und außerhalb des Octagons nicht gerade für eine zurückhaltende Gangart bekannt waren. Und wohl auch nie sein werden.

Entsprechend sahen die wenigen Tage bis zum Kampf aus. Von beiden Seiten hagelte es im Vorfeld verbale Tiefschläge, fußend auf diversen Nickligkeiten über Social Media, die bereits ausgetauscht worden waren, als Diaz als Aldo-Ersatz für UFC 189 im Gespräch war. Ihren Höhepunkt fanden die Spielchen schließlich im Rahmen einer 25-minütigen Pressekonferenz, bei der beide keinen Zweifel daran ließen, dass ein Titel nicht nötig sei.

Niederlage? Kein Beinbruch!

Auch im Octagon ging es am 5. März 2016 von der ersten Sekunde an richtig zur Sache. McGregor erwischte einen guten Start in den Kampf und konnte vor allem mit seiner Linken immer wieder Treffer am Kopf seines Widersachers verbuchen. Ein schneller Cut bei Diaz, der in der Folge stark über dem rechten Auge blutete, war die Konsequenz.

Am Rande einer vorzeitigen Niederlage war der Außenseiter aber zu keinem Zeitpunkt. Ganz im Gegenteil.

Der 30-Jährige besann sich auf seine physischen Vorteile und brachte mit einer linken Geraden The Notorious ins Wanken. Diaz setzte nach, drückte seinen Gegner an den Käfig und sorgte mit der Linken für weitere Treffer. McGregor, dem unter dem Druck nur der Versuch eines Takedowns blieb, fand sich kurze Zeit später in einem Aufgabegriff des erfahrenen US-Amerikaners wieder, nachdem er unter anderem aufgrund eines Guillotine-Ansatzes seinen Rücken preisgeben musste.

Die Aussichtslosigkeit im Rear-Naked Choke seines Kontrahenten brachte McGregor schließlich nach 4:12 Minuten der zweiten Runde zur Aufgabe. Der Sieg brachte Diaz nicht nur die Performance of the Night ein, sondern auch den Bonus für den Fight of the Night. (Den Sieg von Diaz gegen McGregor gibt es in voller Länge auf DAZN zu sehen!)

Äußerlich zeigte sich McGregor im Anschluss gefasst: "Solche Dinge passieren. Ich werde daraus lernen, ich werde daran wachsen. Ich nehme es wie ein Mann", hatte der Ire nach seiner überraschenden Niederlage noch im Octagon erklärt.

Für jeden, der ihn kennt, gab es dennoch keine Zweifel, dass es zwangsläufig zu einem Rückkampf kommen würde.

Rückkampf auf Umwegen

Was auf dem Papier nach einem einfachen Deal aussah, war es allerdings nicht.

Eigentlich sollte das zweite Duell bereits bei UFC 200 stattfinden, jedoch kam es zwischen McGregor und der UFC zu Unstimmigkeiten aufgrund ausgelassener Promotion-Termine, die sogar eine weitere Zusammenarbeit in Frage stellten. White entfernte daraufhin McGregor von der Fight Card, Diaz ereilte das gleiche Schicksal. Dem Interesse an einem erneuten Schlagabtausch tat dieser Rückschlag allerdings keinen Abbruch. Auch die Spielchen via Social Media zwischen beiden Kämpfern gingen munter weiter.

Nach mehreren Terminen zwischen McGregor und White gelang es dem UFC-Boss den Fight für UFC 202 zu fixieren und so mehrere Rekorde der Promotion in die Wege zu leiten.

Die Börse in Höhe von 3 Millionen US-Dollar, die McGregor für das zweite Aufeinandertreffen kassierte, sprengte alle bisherigen UFC-Grenzen. Zuvor hatte Brock Lesnar mit 500.000 US-Dollar den Höchstwert für sich beanspruchen können. Auch die 1,65 Millionen verkauften Pay-per-Views stellten einen neue Bestmarke auf, wenngleich diese den alten Rekord von 1,6 Millionen nur knapp übertrumpfen konnte.

Alles wieder auf null

Im Octagon selbst lieferte McGregor die passende Antwort, musste dafür aber sein ganzes Können abrufen. Vor gut 15.000 Zuschauern in der T-Mobile Arena werteten die Punktrichter Derek Cleary und Jeff Mullen eine epische Schlacht auf hohem Niveau letztlich mit 48:47 für McGregor, während Glenn Trowbridge ein 47:47 auf dem Zettel stehen hatte. (Die blutige Rache McGregors gibt es in voller Länge auf DAZN!)

Diaz, der schon in den ersten beiden Runden einiges einstecken und den Kampf blutüberströmt absolvieren musste, kam in Runde drei furios zurück, am Ende triumphierte aber sein Gegenüber, der sich für ein kurzes Statement nicht zu schade war: "Surprise, surprise, motherfucker! The king is back", tönte es aus dem Mund des Mannes, der schon lange zum Aushängeschild der UFC avanciert war - und nun die Boxwelt erobern will.

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