"Turn-Oma" Bui überrascht als EM-Fünfte

SID
Kim Bui überzeugte bei der Kunstturn-EM trotz ihres Alters
© getty

Erst während der Siegerehrung wurde Kim Bui die wahre Größe ihrer herausragenden Leistung bewusst. "Es fühlt sich witzig an, mit so vielen jungen Turnerinnen in einer Reihe zu stehen", sagte die 28-Jährige nach ihrem unerwarteten fünften Platz im Mehrkampf bei den Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca.

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Tapfer gekämpft hatte die "Seniorin", aber eine Medaille doch knapp verfehlt. Aber 19 Konkurrentinnen hinter sich zu lassen, einige von ihnen mehr als zehn Jahre jünger, zauberte ein Lächeln in Buis Gesicht.

Der Sieg ging in einer spannenden Entscheidung an Elissa Downie. Die Britin holte für ihr Land das erste Mehrkampf-Gold bei den Frauen überhaupt und setzte sich vor Zsofia Kovacs aus Ungarn und der Französin Melanie de Jesus dos Santos durch.

Die erfahrene Stuttgarterin Bui sprang mit ihrer exzellenten Leistung bravourös für Tabea Alt in die Bresche. Die nach der Qualifikation drittplatzierte Ludwigsburgerin, die nicht zu Unrecht auf Edelmetall spekuliert hatte, musste eine Stunde vor Wettkampfbeginn wegen Magen-Darm-Beschwerden absagen. Noch ist unklar, ob die 17 Jahre alte Weltcupsiegerin am Sonntag im Finale am Schwebebalken antreten kann.

Bundestrainerin Ulla Koch war voll des Lobes über ihre Aktivensprecherin, die sich auch von zwei Kreuzbandrissen in den vergangenen Jahren nicht hatte stoppen lassen. "'Kimmi' ist die Fünfte von Europa, das ist gigantisch. An ihr können sich viele Athletinnen ein Beispiel nehmen", sagte die Teamchefin.

Am Schwebebalken zeigte die für Alt kurzfristig nachgerückte WM-Dritte Pauline Schäfer ihre mit Abstand beste Leistung. Doch im Gesamtklassement reichte es nur für Rang 20 (50,998), nachdem die Chemnitzerin große Probleme am Stufenbarren und am Boden offenbarte, die die 20-Jährige hoffnungslos zurückwarfen.

Wernjajew verteidigt Titel

Bereits am Nachmittag hatte Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew seinen Titel im Mehrkampf erfolgreich verteidigt. Nach einem Sturz zum Auftakt am Boden startete der Ukrainer eine erfolgreiche Aufholjagd und siegte nach sechs Geräten mit 85,866 Punkten vor dem Russen Artur Dalalojan (85,498) und James Hall aus Großbritannien (84,664).

Die beiden deutschen Athleten hatten erwartungsgemäß mit der Medaillenvergabe nichts zu tun. Der deutsche Barren-Meister Lukas Dauser aus Unterhaching kam im Schlussklassement mit 82,199 Punkten auf den siebten Platz. Zehnter wurde mit 81,305 Zählern der 24 Jahre alte Berliner Philipp Herder.

"Zunächst einmal bin ich froh, dass ich ohne Sturz durchgekommen bin. Die ersten Sechs sind nicht so weit weg für mich, dass ich da aufgeben müsste", sagte Dauser. Teamkollege Herder ergänzte: "Mein Ziel war Top 10, das habe ich erreicht."

Dauser hat zweiten Anlauf

Einen zweiten Anlauf auf den Gewinn von Edelmetall kann Dauser, in diesem Jahr im Gesamtweltcup auf Rang zwei platziert, am Sonntag am Barren nehmen. An diesem Gerät hat sich auch der zweimalige Europameister Marcel Nguyen für das Finale qualifiziert.

"Wir kennen uns aus langjährigem gemeinsamen Training ganz genau", sagt Dauser zur Ausgangslage vor dem Duell mit dem sechs Jahre älteren Olympiazweiten von London. Goldfavorit im Sala Polivalenta ist naturgemäß Olympiasieger Wernjajew.

Die europäischen Titelkämpfe werden am Samstag (12.30 Uhr/MESZ) mit den ersten fünf von insgesamt zehn Gerätefinals fortgesetzt. Am Stufenbarren hat neben Bui auch ihre Stuttgarter Vereinskollegin Elisabeth Seitz, Olympia-Vierte am diesem Gerät, die Medaillenentscheidung erreicht.

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