Sieg! Federer holt 3. Punkt

SID
Roger Federer holt den entscheidenden Punkt für die Schweiz
© getty

Als sich für Roger Federer nach 15 Jahren sein letzter ganz großer Tennis-Traum erfüllt hatte, ließ sich der Maestro bäuchlings in die rote Asche von Lille fallen. Kurz darauf dokumentierten die Tränen in seinen Augen, welche Bedeutung der erste Davis-Cup-Erfolg der Schweiz für Federer hat.

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"Das ist ein historischer Moment für unser Land. Es ist sehr bewegend, ich bin einfach happy für diese Mannschaft und die Jungs", sagte der Grand-Slam-Rekordgewinner nach seinem 6:4, 6:2, 6:2 gegen Richard Gasquet - das vorzeitige und entscheidende 3:1 im Final-Duell mit den gastgebenden Franzosen.

Auch sein Teamkapitän Severin Lüthi war nach der Premiere überglücklich: "Was Roger geleistet hat, war phänomenal. Es ist unglaublich, dass wir Geschichte geschrieben haben."

Nach dem verwandelten ersten Matchball nach 1:52 Stunden Spielzeit feierten die mit Kuhglocken ausgestatteten Schweizer Fans ihren Superstar im ausverkauften Stade Pierre Mauroy frenetisch mit "Hopp Schwyz"-Rufen. Die "hässlichste Salatschüssel der Welt" hatte Federer in seiner illustren Sammlung mit unter anderem 82 Turniersiegen noch gefehlt. Der 33-Jährige tat es damit endlich seinen Dauerrivalen Novak Djokovic (Serbien) und Rafael Nadal (Spanien) gleich, die beide schon den Davis Cup gewonnen haben.

Doppel legt Grundstein

Den Grundstein für den ersten Coup der Eidgenossen im bedeutendsten Mannschafts-Wettbewerb hatte der 17-malige Major-Sieger Federer tags zuvor an der Seite von Stan Wawrinka gelegt. Die Doppel-Olympiasieger von 2008 hatten die Gäste durch ein 6:3, 7:5, 6:4 gegen Julien Benneteau/Gasquet mit 2:1 in Führung gebracht.

Dabei hatte am ersten Tag zunächst Melbourne-Gewinner Wawrinka dafür gesorgt, dass die Titelmission der Schweiz nicht schon frühzeitig einen empfindlichen Dämpfer erhielt. Der 29-Jährige zeigte gegen die französische Nummer eins Jo-Wilfried Tsonga (6:1, 3:6, 6:3, 6:2) eine famose Vorstellung mit 61 direkten Gewinnschlägen, während Federer im Anschluss seine bislang höchste Pleite in seinem 15. Jahr im Davis Cup hinnehmen musste.

Dem siebenmaligen Wimbledonsieger war bei der überraschend glatten Niederlage gegen Gael Monfils (1:6, 4:6, 3:6) anzumerken, dass ihn seine Rückenprobleme noch behinderten. Wegen der Schmerzen hatte der Baseler eine Woche zuvor das Endspiel des ATP-Finals in London gegen Djokovic absagen müssen.

Der Schweizer Triumph im RE-LIVE

Schweizer Wand im Doppel

Doch bereits im Doppel zeigte sich Federer auf dem langsamen Sandplatz im umgebauten Fußball-Stadion des OSC Lille wie verwandelt. Zusammen mit "Stan-tastisch" Wawrinka bildete er am Netz die "Schweizer Wand".

Dabei hatte die Schweizer Titelmission in den vergangenen Tagen zunächst unter keinem guten Stern gestanden. Ein kolportierter Streit zwischen Federers Ehefrau Mirka und Wawrinka hatte Fragen zum Betriebsklima im Zwei-Mann-Team der Eidgenossen aufgeworfen. "Wir sind keine Feinde, wir sind Freunde", hatte Roger Federer aber beteuert.

Streit spielt keine Rolle

Seine Gattin soll Wawrinka im jüngsten Duell zwischen ihrem Mann und dem Westschweizer beim ATP-Finale mit den Worten "Cry Baby" aus der Box beleidigt haben. "Mirkagate" ließ die Wellen nicht nur in den eidgenössischen Medien hochschlagen. In der entscheidenden Phase hielten Federer und der in Lausanne geborene Wawrinka aber zusammen.

Die Franzosen indes, die im Viertelfinale die deutsche Mannschaft (3:2) besiegt hatten, verpassten ihren zehnten Titel - den ersten seit 2001. Dabei hatte Kapitän Arnaud Clement am Schlusstag alles auf eine Karte gesetzt und für den leicht angeschlagenen Tsonga (ATP-Nr. 12) den Weltranglisten-26. Gasquet nominiert. Dieser allerdings fand gegen den wie entfesselt aufspielenden Federer nie ein Mittel.

Dem FedExpress gelang früh im ersten Durchgang bereits das Break zum 2:1. Nach 44 Minuten verwandelte die Nummer zwei der Welt mit einem Vorhand-Winner seinen vierten Satzball. Auch danach nahm Federer Gasquet gleich wieder das Aufschlagspiel ab und ließ seinerseits keinen einzigen Breakball zu.

Die aktuelle ATP-Weltrangliste

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