Darts-Weltmeister Rob Cross im Interview: "Für einen zweiten Platz trete ich gar nicht erst an"

Rob Cross ist Darts-Weltmeister 2018.
© getty

Nach nur einem Jahr als Darts-Profi bei der PDC hat Rob Cross seinen kometenhaften Aufstieg mit dem WM-Titel im Ally Pally gekrönt. Im Finale besiegte Cross keinen Geringeren als die Darts-Legende Phil Taylor in deren letztem Match. Im Interview mit SPOX und DAZN spricht der 27-jährige Engländer über die die Vergleiche mit The Power, untermauert seine eigenen Ansprüche und nennt seine größte Schwäche.

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Außerdem erklärt der ehemalige Elektriker, wie sich sein Leben im letzten Jahr verändert hat und welche Ziele er nun bei der Premier League (alle Spieltage live auf DAZN) verfolgt.

SPOX/DAZN: Herr Cross, Anfang des Jahres wurden Sie Weltmeister. Wie lange hat es gedauert, bis Sie diesen Erfolg wirklich begriffen haben?

Rob Cross: Es war eine großartige Erfahrung und es war phänomenal. Im letzten Februar hätte niemand erwartet, dass ich das erreichen würde. Es waren belebte Wochen und jetzt bin ich wieder soweit, dass ich zurück an die Arbeit gehen kann. Ich habe davor nicht gewusst, wie beschäftigt ich sein werde. Ich dachte, dass ich dieses Jahr mit meiner Familie schön zehn Tage Urlaub mache - aber da habe ich mich echt getäuscht!

SPOX/DAZN: Inwiefern hat sich Ihr Leben in den ersten Wochen als Weltmeister geändert?

Cross: Um ehrlich zu sein, hat sich das Leben meiner Familie mehr geändert als meins. Ich hatte davor schon ein gutes Jahr und habe viel Geld verdient. Es ist toll, dass ich ihr das bieten kann, was ich will. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich beschäftigter bin und je beschäftigter ich bin, desto härter wird es für mich. Aber hoffentlich wird es gleichzeitig einfacher für meine Familie.

SPOX/DAZN: Wie haben Sie den WM-Titel gefeiert?

Cross: Wir haben einen Klub, in den ich normalerweise zum Trainieren gehe. Es waren viele Leute da und es war eine tolle Nacht. Abgesehen davon habe ich mich ausgeruht und versucht, Zeit für meine Familie zu finden. Zeit mit der Familie ist ohnehin knapp genug.

SPOX/DAZN: Hat sich durch den Titel Ihre Herangehensweise an den Sport geändert?

Cross: Verstehen Sie mich nicht falsch, ich fühle mich besser. Aber ich bin ein Spieler, der diszipliniert trainieren muss. Nur über Training bekommst du die Routine und nur dann fühlst du dich bei den Turnieren besser und so, als würdest du auch dort hingehören. Das ist das Einzige, was ich machen muss: Nicht nachlassen, sondern nach vorne schauen und härter am Spiel arbeiten.

SPOX/DAZN: Nach dem Finale haben Sie gesagt, dass Sie noch besser spielen können.

Cross: Ich habe das Gefühl, dass ich noch 20 bis 30 Prozent drauflegen kann. Letztes Jahr habe ich gut gespielt, aber es war noch nicht mein bestes Spiel. Logischerweise ist es schwierig, immer das Beste aus sich herauszuholen. Aber ich will zumindest ein B-Game erreichen, bei dem ich mit Leichtigkeit einen Average von 99 bis 100 spiele. Wenn ich das hinbekomme - und ich weiß, dass ich es kann - wird es schwierig, mich zu schlagen.

SPOX/DAZN: Woran müssen Sie noch am meisten arbeiten?

Cross: Es klingt vielleicht blöd, aber meine größte Schwäche ist die Erfahrung. Ich komme zur Premier League und habe sie noch nie gespielt. Das Publikum wird größer sein und man weiß nicht genau, was einen erwartet. Aber ich kenne das aus dem letzten Jahr, als ich alle Turniere zum ersten Mal bestritten habe.

SPOX/DAZN: Ihr großes Ziel haben Sie bereits klar formuliert: Sie wollen die Nummer eins der Welt werden.

Cross: Natürlich, das ist mein Anspruch. Sonst würde ich auch - wie bei jedem anderen Profisport - keinen Sinn darin sehen. Wenn man mit dem Ziel in den Sport geht, dass man die Nummer zehn der Welt werden will und damit dann glücklich ist, ist das okay, aber dann holst du nie das maximale Potenzial aus dir heraus. Und ich will mein Maximum, also will ich die Nummer eins sein. Es hat keinen Wert, mit Platz zwei zufrieden zu sein - das ist nicht gut genug.

SPOX/DAZN: Sie haben mit Phil Taylor den erfolgreichsten Spieler aller Zeiten in seinem letzten Match geschlagen. Danach wurden Sie von vielen Experten mit Taylor verglichen. Können Sie die Vergleiche nachvollziehen?

Cross: Vielleicht die Schonungslosigkeit. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren zu Hause saß und beobachtet habe, wie Phil alles dominiert hat. Die Art und Weise seiner Dominanz und er als Person waren gnadenlos, ihn hat nur der Sieg interessiert. Phil über die Jahre hinweg zu beobachten, hat mir im Finale wahrscheinlich geholfen. Um das zu bekommen, was man will, muss man so gnadenlos sein. Die Aggressivität war gut für die Weltmeisterschaft und ich muss aggressiver werden und härter spielen, das macht mich besser.

SPOX/DAZN: Denken Sie, dass Sie die Darts-Welt so dominieren können, wie Taylor es tat?

Cross: Nein, nicht in diesem Ausmaß. Ich traue mir zu, dass ich für eine kürzeren Zeitraum dominieren kann, aber ich glaube nicht, dass jemals jemand wieder so dominieren wird, wie er es getan hat. 16 Weltmeister-Titel oder 16 World Matchplays können nicht gebrochen werden. Es war phänomenal, wie Taylor dominiert hat und er hat sich das durch seine harte Arbeit und Disziplin verdient.

SPOX/DAZN: Nach ihrem WM-Sieg wurden Sie mit Lobeshymnen überschüttet. Wie haben Sie die Resonanz wahrgenommen?

Cross: Das war fantastisch. Das Einzige, was ich beanstande: Mir hat zwar jeder gesagt, dass ich den WM-Titel auf eine beeindruckende Art und Weise gewonnen habe, aber das klang so, als ob es das Ende wäre. Aber es ist der Anfang. Deshalb versuche ich, nicht zu sehr auf die positiven Kommentare zu hören. Denn wenn man davon ausgeht, Dinge von alleine gewinnen zu können und deshalb nicht mehr die nötige Zeit investiert, gewinnt man nichts mehr. Ich muss diszipliniert bleiben und weiter machen.

SPOX/DAZN: Sie haben in einem Interview gesagt, dass Sie Darts nicht als Person verändern wird. Was hilft Ihnen dabei, auf dem Boden zu bleiben?

Cross: So bin ich einfach: Ich bleibe ruhig und mache mir keine Gedanken. Da ist es auch egal, wie viele Zuschauer da sind, ich fürchte die Situation nicht, ich freue mich drauf - und hoffentlich spiele ich dann noch besser.

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