Gary Anderson vor der Darts-WM im Interview: "Taylor hat mich eine Menge Geld gekostet"

Gary Anderson geht als Mitfavorit in die Darts-WM
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SPOX: Sie haben in dieser Saison Ihre Teilnahme am World Grand Prix in Dublin wegen der Geburt Ihrer Tochter abgesagt. Bei dem Turnier war kein einziger Engländer im Halbfinale. Sehen Sie das als Folge der Entwicklung, dass Darts in Europa und in der ganzen Welt populärer wird?

Anderson: Ich habe das Turnier ehrlich gesagt nicht verfolgt. Ich habe nur mitbekommen, dass Daryl Gurney es gewonnen hat. Ich schaue nie Darts, wenn ich zu Hause bin. Dort bin ich Privatmensch. Und in dem Fall hatte ich sowieso Besseres zu tun. (grinst) Es war schon ein ungewöhnlicher Turnierverlauf. Michael van Gerwen hat gegen John Henderson verloren und auch ein paar andere große Namen waren sehr früh ausgeschieden. Es ist ein wirklich schwieriges Turnier, denn niemand spielt regelmäßig im Double-Start-Modus. Und wenn dann auch noch die kurze Distanz dazu kommt, können kleinere Namen auch mal eine Überraschung schaffen. Das war in Dublin in diesem Jahr der Fall und das macht das Turnier aus. Aber Sie können das auf jeden Fall auch mit der breiter werdenden Spitze erklären.

SPOX: Mit der WM im Ally Pally steht nun das große Highlight des Darts-Jahres an. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, Ihren dritten WM-Titel zu gewinnen?

Anderson: Ich bin auch mit dem letzten Jahr sehr zufrieden. Ich war nun dreimal in Folge im Finale. Wenn ich das erneut schaffe, dann klopfe ich mir selbst auf die Schulter, denn das ist alles andere als selbstverständlich. Ich habe definitiv immer noch die Qualität. Es hängt aber immer von vielen Faktoren ab: wie die letzten Trainingswochen laufen, wie man ins Turnier kommt, ob zu Hause alles in Ordnung ist und man sich deswegen optimal auf den Sport konzentrieren kann.

SPOX: Was macht die WM für Sie aus?

Anderson: Es ist die Weltmeisterschaft. Diese Tage sind es, auf die jeder Spieler hinarbeitet, dieses Turnier ist es, auf das die ganze Welt blickt. Es gibt viele Turniere im Jahr, bei denen du startest und dir denkst: "Ob ich gewinne oder ob ich verliere, ist nicht so wichtig." Aber bei der WM denkt niemand so. Jeder will das Turnier gewinnen.

SPOX: In diesem Jahr ist die WM noch ein bisschen spezieller als sowieso schon...

Anderson: Es ist Phil Taylors letzte WM.

SPOX: Genau. Wie fühlt es sich für Sie an, dass er nach dem Turnier seine Karriere beenden wird?

Anderson: Ich bin froh. Taylor hat mich eine Menge Geld gekostet. (lacht) Nein, es ist wirklich ein riesiger Einschnitt. Phil war ein absoluter Diamant für diesen Sport. Ohne Phil wäre Darts nichts, durch ihn ist der Sport auf der ganzen Welt durch die Decke gegangen. Youngsters haben eine Zukunft im Darts - nur wegen Phil Taylor. Deswegen verdanken wir alle ihm sehr viel.

SPOX: Würden Sie bei seiner letzten WM gerne gegen ihn spielen?

Anderson: Ich würde es lieben, ein letztes Mal im Ally Pally gegen ihn zu spielen.

SPOX: Aber wäre das nicht seltsam?

Anderson: Nein, ich denke nicht. Wir werden immer noch Exhibitions gemeinsam spielen. Es ist nicht so, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Wenn wir in der WM aufeinander treffen und es vielleicht sogar hitzig wird, könnten wir eine Woche später woanders zusammen arbeiten und eine gute Zeit miteinander haben. Aber logischerweise wird es seltsam sein, ihn im nächsten Jahr bei den TV-Turnieren nicht auf der Bühne zu sehen.

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