"Musste siegen, um Windeln zu zahlen"

Gary Anderson gewann 2015 und 2016 die WM
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SPOX: Sie selbst treiben diese Entwicklung voran und engagieren sich im Nachwuchsbereich. Was genau machen Sie?

Anderson: Wir haben vor ein paar Jahren in Glasgow die "Gary Anderson Darts Academy" gegründet und die Kinder lieben es. Dort können sie ihre Schulpausen verbringen und nach der Schule ihre Freizeit genießen. Der Sport hilft ihnen dabei, sich zu konzentrieren und alles um sich herum auszublenden, außerdem verbessern sie sich in Mathe. Ich weiß zwar nicht, ob wir dort den nächsten Gary Anderson oder MVG finden, aber den Kindern macht es Spaß und das ist ein schönes Gefühl.

SPOX: Sie persönlich haben mit Darts nicht nur Spaß, sondern vor allem großen Erfolg. Sie sind Back-to-Back-Weltmeister und Titelverteidiger der Premier League. Sie gehören auf jeden Fall zum engen Favoritenkreis der Premier League...

Anderson: ...neben Spielern wie van Gerwen, Taylor, Adrian Lewis und vielen anderen. Die Dichte in der Spitze ist mittlerweile enorm. Ich werde einfach auf die Bühne gehen und mein Bestes versuchen. Ich will immer alle meine Titel verteidigen und natürlich auch weitere Trophäen gewinnen, aber der Konkurrenzkampf ist sehr hart. Ich schätze, dass ich die Premier League bei einem von zehn Versuchen gewinne. Es ist schwierig, die Chancen selbst einzuordnen, aber eins kann ich versprechen: Ich werde 199 Prozent dafür geben, um dieses Turnier nach 2011 und 2015 zum dritten Mal zu gewinnen.

SPOX: Als Darts-Profi reist man von Turnier zu Turnier und ist deshalb auf die Unterstützung durch Sponsoren angewiesen. Verändert das den Druck als Spieler?

Anderson: Ich persönlich hatte eigentlich nie Probleme damit, Sponsoren zu finden. Mit Rix, Unicorn und Arthur McKay arbeite ich beispielsweise schon ein paar Jahre zusammen und erst kürzlich ist Car Finance 24-7 dazu gekommen. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn ich ihr Vertrauen mit Erfolgen zurückzahlen kann. Aber besonders gerne gewinne ich für meine zahlreichen Fans, auf die ich sehr stolz bin. Meine Anhänger in ganz Europa und natürlich besonders in Schottland sind mir gegenüber loyal und haben mich zu jedem Zeitpunkt meiner Karriere unterstützt.

SPOX: Durch Ihre großen Erfolge steigt natürlich auch die Erwartungshaltung. Wie gehen Sie damit um?

Anderson: In meinem Umgang mit dem Druck hat sich im Vergleich zum Beginn meiner Karriere eigentlich nichts geändert. Ich sehe das ganz locker und spiele einfach Darts: Wenn ich gewinne, gewinne ich - wenn ich verliere, dann verliere ich halt. So funktioniert ein sportlicher Wettbewerb. Aber ich gewinne schon lieber. (lacht)

SPOX: In den letzten Jahren haben Sie viel gewonnen, aber zum Sport gehören auch Rückschläge. Sie mussten das 2012 erleben, als Sie für drei Turniere gesperrt wurden. Überhaupt fielen Ihre Leistungen nach privaten Schicksalsschlägen in dieser Zeit ab. Wie haben Sie sich aus dieser schwierigen Phase befreit?

Anderson: Ein wichtiger Faktor war, dass ich mit Rachel meinen dritten Sohn bekam. Durch die Geburt von Tai hat sich meine Sichtweise verändert. Plötzlich musste ich siegen, um die Windeln bezahlen zu können. Neben dem familiären Rückhalt hat es mir erleichtert, dass ich ein sehr gutes Team um mich herum hatte und immer noch habe, das mich immer unterstützt und Verständnis für mich aufbringt.

SPOX: Als einer der erfolgreichsten Darts-Spieler müssen Sie viele öffentliche Termine wahrnehmen und stehen im Fokus der Medien. Was machen Sie in Ihrer freien Zeit, um von diesem Rummel Abstand zu gewinnen?

Anderson: Ich verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie - Rachel und den drei Jungs. Außerdem reise ich oft nach Schottland und besuche dort meine Mutter und meinen Bruder. Diese Zeit tut mir immer gut. Ab und zu muss man einfach seine Füße zu Hause hochlegen und im eigenen Bett schlafen.

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