Boxen - Tom Schwarz vor dem Kampf seines Lebens gegen Tyson Fury: Fallobst oder Weltstar?

SID
Tom Schwarz (r.) trifft in Las Vegas auf Tyson Fury.
© getty

Tom Schwarz lebt in Las Vegas seinen Traum. In der Nacht zu Sonntag fordert der noch weitgehend unbekannte Schwergewichtler aus Magdeburg im legendären MGM Grand Hotel Klitschko-Bezwinger Tyson Fury heraus.

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An den Fassaden der großen Hotels am Strip prangen die riesigen Konterfeis beider Kämpfer, immer mehr deutsche Boxfans strömen in die Stadt: Las Vegas bereitet sich auf den Fight zwischen Nobody Tom Schwarz und Ex-Champion Tyson Fury in der Nacht zu Sonntag (4.30 Uhr) vor. Alles andere als eine Niederlage des noch weitgehend unbekannten Magdeburgers Schwarz wäre eine Überraschung.

"Ein Kampf in Las Vegas gegen Tyson Fury ist wie ein Traum. Ich habe 24 Kämpfe gewonnen und werde auch meinen 25. Kampf gewinnen - gegen Tyson Fury", gab sich Schwarz beim letzten Pressetermin vor dem Kampf dennoch äußerst selbstbewusst. "Er hat nichts zu verlieren - das ist keine schlechte Ausgangsposition", sagte Kulttrainer Ulli Wegner dem SID.

Fallobst oder Weltstar - mit Tom Schwarz kann in der Nacht zu Sonntag im legendären MGM Grand Hotel alles passieren. Im Schwergewicht ist nichts unmöglich, ein Volltreffer, und Fury liegt am Boden. "Das haben wir erst kürzlich beim Überraschungssieg von John Ruiz gegen Anthony Joshua gesehen. Tom ist nicht chancenlos", meint sein Promoter Ulf Steinforth.

Sollte dem 1,97 m großen Schwarz gegen den neun Zentimeter größeren Fury der Lucky Punch tatsächlich gelingen, würden ihm alle Türen zur ganz großen Karriere offen stehen. "Ich würde erstmal heulen und dann drei Wochen nichts machen", verriet der frühere WBO-Jugendweltmeister im Interview mit dem SID, "natürlich mache ich weiter und habe dann gute Chancen auf einen WM-Kampf".

Fury: "Selbst meine Familie dachte, dass ich fertig bin"

Doch das will Tyson Fury mit aller Macht verhindern. Der Briten-Riese hat nach seinem überraschenden WM-Triumph über Wladimir Klitschko im November 2015 eine schwere Krise mit Drogen, Depressionen und Rücktrittserklärungen durchgemacht.

"Ich war unten und draußen. Selbst meine Familie hat geglaubt, dass ich verloren und fertig bin", erklärte der 30-Jährige und fügte an: "Ich will zeigen, dass es möglich ist zurückzukommen."

"Gipsy King" Fury gilt trotz seiner enormen Körperlänge technisch als einer der besten Schwergewichtsboxer und hat mit seinem Trashtalk bereits Wladimir Klitschko im Ring zermürbt.

Fury mit 27 Siegen in 28 Kämpfen

Der frühere Dreifach-Weltmeister hat 27 seiner 28 Kämpfe gewonnen, nur beim Remis gegen WBC-Champion Deontay Wilder im vergangenen Dezember ging er nicht als Sieger aus dem Ring. Der US-amerikanische TV-Sender ESPN weiß den Wert Furys zu schätzen und zahlt dem Ex-Champion 90 Millionen US Dollar für fünf Kämpfe.

Der erste dieser fünf Fights findet nun am Samstag im Spielerparadies statt, und Schwarz hat eine Menge Arbeit vor sich. Der Newcomer muss bei seinem ersten Auftritt auf so großer Bühne seine Nervosität in den Griff bekommen und wird boxerisch von Beginn an gefordert sein.

"Er muss sofort da sein", sagte Ex-Profi Axel Schulz, der 1995 mit der umstrittenen Punktniederlage gegen Altstar George Foreman sein eigenes Las-Vegas-Erlebnis hatte. "Alles als ein K.o. in den ersten Runden könnte am Ende zu einem Erfolg für Tom werden."

Schwarz als klarer Außenseiter gegen Fury

Der gebürtige Hallenser Schwarz ist klarer 1:17-Außenseiter, kriegt gerade mal eine Börse von 800.000 Euro. Es war schon eine Überraschung, als sein Promoter Steinforth vom Magdeburger SES-Stall den Megafight im März überhaupt verkünden konnte.

"Wir trauen Tom einen großen Kampf zu, seine Karriere fängt jetzt erst an", sagte Steinforth, der seit Tagen vor Ort ist und sich besonders über die vielen deutschen Boxfans im Spielerparadies freut.

Zwar hat Schwarz alle seine bisherigen 24 Profikämpfe gewonnen, doch Gegner mit großen Namen waren nicht dabei. Einen besonderen Punch hat der Modefan (Lieblingsmarke Gucci) und frühere Lebensgefährte von DSDS-Sternchen Annemarie Eilfeld nicht - aber Fury auch nicht. Schwarz ist überzeugt: "Jetzt kommt meine Zeit."

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