DAZN: Was halten Sie von der Person David Haye?
Bellew: Ich respektiere ihn als Boxer, aber ich kann ihn als Person nicht leiden. Er ist arrogant. Er ist widerlich, weil er denkt, er sei besser als andere Leute. Ich habe gesehen, wie er Fans Autogramme verwehrt und Leute respektlos behandelt.
Tony Bellew über die Faszination des Boxsports
DAZN: Warum begeistert es so viele Menschen, wenn zwei Schwergewichtsboxer in den Ring steigen?
Bellew: Die Leute wollen Blut und Knockouts sehen. Das ist der Grund, warum Anthony Joshua zurzeit der Megastar ist: Er liefert fast immer Knockouts. Man muss nicht das Maul aufreißen, sondern vor allem Knockouts liefern. Beides können nur ganz wenige. Der letzte, der Knockouts liefern und auch gut reden konnte, war Naseem Hamed. Ich kann reden, aber ich kann keine Knockouts garantieren. Anthony Joshua mit meinem Mundwerk wäre der größte Star der Welt.
DAZN: Ist die Art des Boxens ein Grund, warum jemand wie Wladimir Klitschko vielleicht nicht ganz so geliebt wurde?
Bellew: Der Grund, warum die Leute Klitschko oder auch Lennox Lewis nicht so populär fanden, ist, weil sie keinen Knockout garantiert haben, zu wenig Risiken eingegangen sind. Im Kampf gegen Parker hat Joshua gezeigt, dass er das auch kann.
DAZN: Auch Ihr erster Kampf gegen Haye rief im Vorfeld viel Begeisterung hervor.
Bellew: Beim letzten Kampf kamen die Menschen, um zu sehen, wie David Haye mich ausknockt. Die meisten wollten mich bewusstlos sehen. Das hat Haye vor dem Kampf versprochen. Kaum jemand hat gedacht, dass ich gewinnen könnte.
Tony Bellew: Die letzten fünf Kämpfe
Datum | Gegner | Ergebnis |
4. März 2017 | David Haye | Sieg durch TKO in Runde 11 |
15. Oktober 2016 | BJ Flores | Sieg durch KO in Runde 3 |
29. Mai 2016 | Ilunga Makabu | Sieg durch KO in Runde 3 |
12. Dezember 2015 | Mateusz Masternak | Sieg nach Punkten |
5. September 2015 | Arturs Kulikauskis | Sieg durch TKO in Runde 5 |
Tony Bellew über die Rolle der Medien
DAZN: Warum ist Boxen derzeit so beliebt?
Bellew: Die Medien spielen eine große Rolle. Das ist vor allem in den USA eine Stärke. Die Medien dort handeln um einiges besser als hier. Das sieht man vor allem an der UFC und Conor McGregor. Er ist so schnell gewachsen, so etwas habe ich noch nie gesehen. Ein Negativbeispiel wäre da Deontay Wilder: Ich kann es nicht mal in Worte fassen, wie schwach er technisch ist, aber er ist immer noch ein Champion. Es kann nicht sein, dass man durch New York geht und auf die Frage, wer Deontay Wilder ist, die Antwort bekommt, er könnte ein NFL-Spieler sein. Wilder hat einen extrem schlechten Promoter. Es geht nicht nur um einen selbst, sondern auch um das Team, das einen unterstützt. Joshua hat ein gutes Team, Wilder nicht.
DAZN: Der britische Boxsport erlebt derzeit einen Boom.
Bellew: Anthony Joshua ist der Grund dafür. Natürlich hat auch Tyson Fury einen guten Job gemacht. Aber als er Wladimir Klitschko entthront hat, hat das hier niemanden interessiert. Er war ein paar Tage in den Medien und das war's. Joshua hingegen ist das weltweite Gesicht des Boxens. Er ist der größte Athlet im britischen Sport. Jetzt bedeutet der Schwergewichtstitel wieder etwas. Er ist nicht mehr in Deutschland verschwunden, wo es keinen richtig interessiert. Anthony Joshua ist der Mike Tyson von 2018; nur ohne die Kontroversen. Keine Handschellen, keine verrückte Frauen, keine Skandale. Ich habe meinen Kindern gesagt: schaut zu ihm auf und nicht zu mir.