Slowenien deklassiert Titelverteidiger Spanien

Von Robert Arndt
Luka Doncic schrammte nur knapp an einem Triple-Double vorbei
© fiba.com

Die Sensation ist perfekt! Titelverteidiger Spanien ist im Halbfinale ausgeschieden. Gegen furiose Slowenen unterlag das Team um die Gasol-Brüder mit 72:92. Luka Doncic kratzte dabei mit einer starken Vorstellung an einem Triple-Double.

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Was für eine grandiose Vorstellung von Slowenien! Angeführt vom starken Luka Doncic (11 Punkte, 12 Rebounds, 8 Assists) wurde der Abo-Europameister teilweise vorgeführt. Nachdem das Team von Igor Kokoskov bisher im Turnier nur 33 Prozent von der Dreierlinie getroffen hatte, klappte diesmal fast alles. 56 Prozent der Dreier fielen (14/25) - zu viel für die Spanier.

Topscorer Sloweniens waren Anthony Randolph und Goran Dragic (dazu 6 Rebounds und 5 Assists) mit 15 Punkten, Klemen Prepelic kam auf 13 Zähler. Dazu trafen gleich sieben Spieler mindestens einmal von Downtown.

Das Gegenteil war beim Titelverteidiger der Fall. Für die sonst so treffsicheren Spanier lief wenig zusammen, die Dreierquote von 26 Prozent sprach Bände (7/27 3FG). Bester Punktesammler war einmal mehr Pau Gasol mit 16 Punkten, der aber auch schon bessere Spiele gemacht hat. Ricky Rubio steuerte 13 Zähler bei.

Spanien muss nun ins Spiel um Platz drei. Verlieren sie auch dieses Spiel, bleiben die Iberer erstmals seit 1999 ohne Edelmetall bei einer Europameisterschaft. Slowenien spielt dagegen am Sonntag um 20.30 Uhr um den ersten Titel ihrer Geschichte. Der Gegner wird am Freitagabend um 20.30 Uhr zwischen Russland und Serbien ermittelt.

Spanien vs. Slowenien: Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Tip-Off: Keine Veränderungen im Vergleich zum Deutschland-Spiel bei den Spaniern. Im Backcourt begannen Ricky Rubio und Juan Carlos Navarro. Neben den Gasol-Brüdern spielte zudem Fernando San Emeterio. Bei den Slowenen starteten Goran Dragic, Jaka Blazic, Luka Doncic, Anthony Randolph und Gasper Vidmar.

1. Viertel: Nervöser Beginn beider Mannschaften mit einigen Fehlwürfen. Der Weg zum Korb wurde jeweils gut verstellt, lediglich Jumper wurden zugelassen. Die Spanier waren noch eiskalt, während Slowenien drei der ersten vier Distanzwürfe traf. Bei Doncic klappte es mit dem Wurf auch noch nicht, dafür verteilte er einige Assists. Mit der Schlusssirene haute Dragic dann noch einen ganz wilden Dreier mit Foul raus. Der Bonusfreiwurf ging zwar daneben, doch Slowenien führte mit 25:19.

2. Viertel: Der Dreierregen der Slowenen setzte sich fort, wieder war es Dragic, der von draußen traf. Ohne die Gasols fingen sich die Spanier aber und arbeiteten sich wieder heran. Slowenien brachte wieder die erste Garde und verteidigte die Führung. Doncic traf nun auch seine Dreier und die Mannen in blau fingen wieder Feuer. Allerdings holte sich Center Vidmar noch vor der Pause sein drittes Foul ab. Spanien kam nochmal ein wenig ran. 49:45 Slowenien.

3. Viertel: Die ersten vier Punkte gehörten wieder den Slowenen. Das Team von Sergio Scariolio traf weiter auch die offenen Würfe nicht. Fast vier Minuten brachte der Favorit keine Punkte auf die Tafel. Der Vorsprung wurde zweistellig. Die spanische Offensive war nurmehr Stückwerk. Auf der anderen Seite spielte sich Slowenien in einen Rausch. Die zu Großteilen von Slowenen bevölkerte Halle kochte - spätestens als Randolph hart verteidigt aus der Ecke den Dreier mit dem Buzzer netzte. 73:57 Slowenien.

4. Viertel: Es ging mit der gleichen Frequenz weiter. Klemen Prepelic schweißte einen vom Parkplatz rein. Danach bäumte sich Spanien ein wenig auf und verkürzte auf 14 Zähler, doch die Slowenen verteidigten weiter aufopferungsvoll. Dragic' dritter Dreier brach dann sechs Minuten vor dem Ende endgültig die Moral der Spanier. Es entwickelte sich ein Schaulaufen,ein Siegeszug der Slowenen und der Abgesang des Titelverteidigers. Slowenien gewann mit 92:72.

Spanien vs. Slowenien: Der Boxscore.

Der Star des Spiels

Luka Doncic. Der 18-Jährige zeigte erneut, warum sich sämtliche Scouts der NBA die Finger nach ihm lecken. Absolut abgezockt lief er das Pick'n'Roll und fand auch unter höchstem Druck die Lücken, um seine Bigs zu bedienen. Auch seine Dreier aus dem Dribbling waren eine Augenweide. Für ihn fanden die Spanier keine Mittel. Nach der Pause zwar mit weniger Offensivaktionen und ohne Fortune im Abschluss, aber auch in der Defensive stets aktiv.

Der Flop des Spiels

Marc Gasol. Nach seiner Gala gegen Deutschland weitestgehend kalt gestellt. Der Center der Memphis Grizzlies war trotz seiner 12 Punkte kaum ein Faktor in der Offense und fiel stattdessen durch Offensivfouls auf. Auch defensiv mit wenig Einfluss, da er Randolph immer wieder hinter die Dreierlinie folgen musste.

Spanien vs. Slowenien: Das fiel auf

  • Wie gegen das DBB-Team agierten die Iberer zunächst schläfrig. Die Slowenen spritzten in die Laufwege und kamen so ins Laufen. Auch unter dem Korb hielt der Außenseiter dagegen und überraschte die großen Spanier ein ums andere Mal. Dazu flutschte es von draußen. Sechs der acht Würfe im ersten Viertel saßen, während der Titelverteidiger zwar auch siebenmal draufhielt, aber immer verfehlte.
  • Randolph stellte den Favoriten vor große Probleme. Der Forward verteidigte stark gegen die Gasols im Post. Dazu hatte er seine spinnenartigen Arme immer wieder dazwischen. Zudem zog er die weniger mobilen Verteidiger der Spanier nach draußen und schuf so Platz für die Drives von Dragic und Doncic. Seine drei verwandelten Dreier aus teils unmöglichen Positionen waren dazu das Sahnehäubchen.

  • Spanien steigerte sich in der Folge. Rubio und Rodriguez waren nun aufmerksamer und brachten die Kugel sicherer Richtung Korb. Dort spielte der Europameister seine Größenvorteile aus. Gasol wurde warm und hielt die Spanier im Spiel (12 Punkte zur Pause), die weiter kein Mittel gegen den Dreier der Slowenen hatten.

  • Nach dem Wechsel reagierte Sloweniens Coach Igor Kokoskov und ließ konsequent doppeln, wenn der Ball in den Post zu den Gasols wanderte. Dies funktionierte, weil von draußen bei den Spaniern nichts fallen wollte. Fast 87 Punkte pro Spiel hatten die Spanier aufgelegt, diesmal kriegten sie gleich mehrfach keinen Wurf in 24 Sekunden in Richtung Korb. Entsprechend frustriert zeigte sich das Star-Ensemble in der Schlussphase.

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