"Werde als Trainer nur an Ergebnissen gemessen"

Mladen Drijencic ist seit 2015 Head Coach in Oldenburg
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Die EWE Baskets Oldenburg starten in die neue FIBA Champions League (live auf DAZN). Im Interview spricht Head Coach Mladen Drijencic über den neuen Wettbewerb, die hinterherhinkende Nationalmannschaft und über seine bewegte Vergangenheit als Flüchtling. Und: Warum ist Serbien eigentlich so erfolgreich?

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SPOX: Herr Drijencic, am 18. Oktober startet erstmals die Champions League der FIBA, bei der auch die Baskets vertreten sind. Was für ein Niveau erwarten Sie vom neuen Wettbewerb?

Mladen Drijencic: Ich denke, dass die Champions League in etwa die gleiche Qualität hat wie der Eurocup im letzten Jahr. In unserer Gruppe sind Teams, gegen die wir schon in der vergangenen Saison gespielt haben. Aber unter den besten Acht werden dann nicht die Vereine spielen, die in der Euroleague ausgeschieden sind, sondern Teams, die auch in der Champions League gestartet sind. Deshalb ist es ein sportlicherer Wettbewerb als der Eurocup.

SPOX: Welche Ziele haben Sie mit Ihrem Team?

Drijencic: Wir wollen erstmal schauen, dass wir in die zweite Runde kommen. Danach ist viel von der momentanen Form und von den Gegnern abhängig.

SPOX: Mit der Champions League, der Euroleague und dem Eurocup gibt es drei verschiedene Vereinswettbewerbe. Schadet das nicht der Attraktivität des europäischen Basketballs?

Drijencic: Das denke ich nicht. Denn die Fans unterstützen ihren Klub, egal in welchem Wettbewerb er antritt. Es ist nur schade für den Basketball, dass es in Europa kein einheitliches, konventionelles und sportlich gebundenes Konzept gibt. Das kann dem Sport schon schaden. Ich denke grundsätzlich, dass alles, was kommt, über sportliche Qualifikationen stattfinden sollte. FIBA und Euroleague sollten einen gemeinsamen Weg finden, um die Ziele der beiden Organisationen zu erfüllen.

SPOX: Anfangs hatte die FIBA Probleme, Vereine für die Champions League zu finden. Wann ist die Entscheidung in Oldenburg gefallen, daran teilzunehmen?

Drijencic: Wir haben mit den deutschen Klubs zusammengehalten. Es war lange Zeit eine gemeinsame Orientierung für die Klubs aus der BBL, in einem Wettbewerb zu spielen. Aber im letzten Moment kam die Spaltung. Für uns hat auch eine Rolle gespielt, dass wir international zuletzt ein Minus gemacht haben. Die FIBA bietet da ein Startgeld.

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SPOX: Mit Frantz Massenat, Maxime De Zeeuw und Dirk Mädrich haben Sie drei Neuzugänge in ihrem Kader. Was erwarten Sie von ihnen?

Drijencic: Frantz' Fähigkeit und sein Wille, den Weg langjährig mit uns zu gehen, beeindrucken uns. Er kann ein Spiel lesen und seine Mitspieler einsetzen. Und er kann von beiden Guard-Positionen aus punkten. Maxime kann als Stretch-Vierer agieren, ist aber auch im Lowpost gefährlich. Zudem kann auch er zwei Positionen spielen, was nach dem Abgang von Robin Smeulders wichtig war. Dirk Mädrich werden wir unter anderem als Stretch-Fünfer einsetzen - er zusammen mit Maxime auf dem Feld wird eine starke Kombination.

SPOX: Letzte Saison waren sie in der Hauptrunde sehr stark, sind dann aber etwas überraschend in der ersten Playoff-Runde gegen Ulm ausgeschieden.

Drijencic: Wir haben gelernt, dass durch ein schnelles Ausscheiden alles zuvor Erreichte vergessen wird. Zur Erinnerung: Wir haben eine historische Saison gespielt. Wir sind erstmals im Eurocup weiter gekommen. Wir hatten die beste Bilanz in der regulären Saison, die Oldenburg je hatte. Wir haben zwölf Spiele in Folge gewonnen, waren Monate ungeschlagen. Aber solche Erfolge sind nur die Basis für die Playoffs. Wir müssen lernen, mit welcher Emotionalität und Energie man spielen muss, um in den Playoffs zu bestehen. Dazu gehört dann auch, dass man all das in der Saison etwas besser dosiert, um eine bessere Psyche in der Postseason zu haben.

SPOX: Trotz des frühen Ausscheidens waren und sind Sie in Oldenburg unumstritten. Andernorts - zuletzt zum Beispiel in der NBA - werden Head Coaches sehr schnell entlassen. Finden Sie den allgemeinen Umgang mit Trainern manchmal unfair?

Drijencic: Da kann ich nur als Außenstehender drüber sprechen. Manchmal scheint es egal, wie sich eine Mannschaft auf dem Spielfeld präsentiert. Es kann passieren, dass ein Team mit Methoden, die vorher zum Sieg geführt haben, plötzlich verliert. Oder offene Würfe gehen nicht rein, all sowas, was man nicht kontrollieren kann. Doch das ist egal: Man wird als Trainer nur an Ergebnissen gemessen. Aber ich sage immer wieder: Das steht auch in der Job-Beschreibung. Dann muss man damit auch umgehen können.

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