"Rödl ist eine echte Persönlichkeit"

Von Robert Arndt
Pascal Roller gehörte zu den beliebtesten Spielern in der BBL
© getty

Pascal Roller zählte zu den schillerndsten Persönlichkeiten der BBL. Im Interview mit SPOX blickt er auf die EuroBasket zurück und zeigt sich von Luka Doncic beeindruckt. Des Weiteren äußert er sich kritisch zu den neuen Termin-Fenstern der FIBA, spricht über den neuen Bundestrainer Henrik Rödl und erklärt, warum es so schwierig ist, Investoren für den Basketball zu gewinnen.

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SPOX: Herr Roller, in unserem letzten Interview haben wir noch die Spanier über den grünen Klee gelobt. Die Iberer haben dann aber krachend gegen die Slowenen verloren, die dann das Turnier gewonnen haben. Hat das Team mit dem modernsten Basketball die EuroBasket für sich entschieden?

Pascal Roller: Ich tue mich mit dem Begriff 'modern' ein wenig schwer, aber sie haben das Run'n'Gun auf eine neue Ebene gehoben und auch die entsprechenden Spieler im Kader. Es gibt sicher auch andere Länder, die ähnlich gespielt haben mit schnellem Spiel, vielen Freiheiten, viel Eins-gegen-Eins. Vor allem die baltischen Nationen haben das wieder gezeigt. Slowenien hat aber den richtigen Mix gefunden. Sie hatten dazu noch das nötige Selbstvertrauen, eine enorme Physis und eine Verteidigung, die stark auf Ballgewinne ausgelegt war. Da hat dann alles gepasst.

SPOX: Neben Goran Dragic, dem MVP, stand vor allem Luka Doncic im Fokus. Können Sie sich an einen 18-Jährigen in Europa erinnern, der auf diesem Niveau agiert hat?

Roller: Das war natürlich wahnsinnig beeindruckend, vor allem sein enormes Selbstvertrauen. Ich habe in meiner Zeit in Italien den jungen Danilo Gallinari erlebt und der war damals auch schon sehr weit. Ich glaube aber, dass Doncic ein kompletterer Spieler werden kann, Gallo wirkte aber auf mich in diesem Alter souveräner. Doncic überdreht manchmal noch ein wenig, weil er zu viel will. Das konnte man im Finale sehen. Dennoch ist er deutlich gefestigter als andere Talente, das ist offensichtlich. Das Potenzial ist riesig und ich bin gespannt, ob die Kurve seiner Entwicklung weiterhin so steil verläuft.

SPOX: Potenzial hat auch das deutsche Team bei der EuroBasket gezeigt. Chris Fleming ist nun Geschichte, Henrik Rödl wurde als neuer Bundestrainer vorgestellt. Kann er die positive Entwicklung fortführen und eine Konstante werden nach vier Bundestrainern in fünf Jahren?

Roller: Der Trainer ist natürlich eine ganz wichtige Komponente, aber eben auch die Spieler. Das spielt alles zusammen. Wenn ich auf den Sommer 2015 zurückblicke, frage ich mich: Warum haben Spieler heutzutage nicht mehr den Reiz oder das Verlangen, für die Nationalmannschaft zu spielen, wie wir es früher hatten? Natürlich waren die meisten Absagen begründet, aber wir hatten damals eher eine Gewichtung pro DBB. Wenn man dann weiß, wer der Trainer ist und mit wem man antritt, erleichtert das vielleicht auch die Entscheidung. Mit Henrik Rödl ist nun eine echte Persönlichkeit des deutschen Basketballs Bundestrainer, der auch als Spieler und Trainer alles erlebt hat und über Jahre als Coach bereits beim DBB gearbeitet hat. Ich denke, dass er alles hat, wenn es darum geht, ein Team zu führen. Ich würde mir deswegen wünschen, dass eine gewisse Konstanz auf diesem Posten eintritt.

SPOX: Fraglich ist aber, mit welchem Team der DBB in das Quali-Turnier für die WM 2019 im November geht. Ist es nicht ärgerlich, dass wir so viele Spieler in der NBA haben, die dann aber alle nicht zur Nationalmannschaft kommen können?

Roller: Ich sehe das auch sehr kritisch. Allerdings muss man auch abwarten, was passiert. Es ist denkbar ungünstig, dass die Parteien, die FIBA, die NBA, die EuroLeague und die nationalen Verbände es nicht schaffen, sich an einen Tisch zu setzen. Es gibt so viele Stakeholder in dieser Sache, aber keine Einigung. Die Fronten scheinen extrem verhärtet zu sein, wenn selbst die EuroLeague ihre Spieler nicht abstellen möchte, weil ihre Liga dann läuft. Es ist einfach traurig, Dinge festzulegen, ohne überhaupt über Konsequenzen und mögliche Lösungen nachgedacht zu haben.

SPOX: Haben Sie denn einen Lösungsvorschlag parat? Eigentlich bleibt fast nur der Sommer, wo Spieler auf ihren Urlaub verzichten müssen.

Roller: Das würde ich so gar nicht sagen. Einfach Andere vor vollendete Tatsachen zu stellen und nicht mit anderen Stakeholdern zu sprechen, ist offensichtlich ein schlechter Weg. Die FIBA hat versucht, ihre Macht auszuspielen und versucht, ein Kräfteverhältnis herzustellen, was es so gar nicht gibt. Es scheint zwar sehr weit weg, aber vielleicht kann die NBA auch mit eingebunden werden. Die EuroLeague und die nationalen Ligen sind aber natürlich die wahrscheinlichsten Gesprächspartner. Aber vielleicht wird auch mal die NBA oder EuroLeague für eine Woche unterbrochen, sei es Mitte Januar oder rund um das All-Star-Spiel. Dann kann die FIBA das Zeitfenster nutzen und selbst im Vordergrund zu stehen. Dennoch muss klar gesagt werden, dass dies aus Sicht eines Außenstehenden katastrophal aussieht.

SPOX: Sie selbst arbeiten für ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Das hat auf den ersten Blick wenig mit Sport zu tun.

Roller: Es ist ein klarer, bewusster Schritt aus dem Sport. Nach fünf spannenden Jahren mit dem Schwerpunkt auf das Thema Sportmarketing - sei es agenturseitig oder als Geschäftsführer bei den Hamburg Towers - wollte ich mich etwas breiter aufstellen. Auch wenn im Tagesgeschäft Tätigkeiten in der klassischen Unternehmenskommunikation überwiegen, gibt es doch noch einen Link zum Sport: Mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe betreue ich ein Projekt, bei dem wir als PwC Partner sind.

SPOX: Vermissen Sie denn gar nicht ihr früheres Leben im Sport?

Roller: Ich merke schon, dass ich dem Sport noch verbunden bin, aber ich vermisse den Basketball auf eine andere Art und Weise. Ich bin durchaus zufrieden, aber der Sport bleibt ein Teil von mir, sei es, dass ich ihn konsumiere oder mit Leuten aus dem Bereich in Kontakt bleibe. Ich habe aber im Moment andere Prioritäten in meinem Leben.

SPOX: Glauben Sie dennoch, dass Sie eines Tages wieder in den Basketball zurückkehren? An Angeboten hat es, wie man hört, nicht gemangelt.

Roller: Ein letztes konkretes Angebot von einem BBL-Klub habe ich vergangenen Sommer bekommen, das auch sehr attraktiv war, aber für mich zu einem falschen Zeitpunkt kam. Da spielte natürlich die Familie eine große Rolle, aber auch, dass ich erst eine feste Stelle angenommen hatte. Es war sicherlich reizvoll und attraktiv, aber ich wollte eine andere Richtung einschlagen.

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