"Meine Eltern sind Kummer gewöhnt"

Danny MacAskill ist ein herausragender Bike-Trial-Profi
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SPOX: Wie bereiten Sie sich auf neue Stunts mental vor?

MacAskill: Oh Mann, da sprechen Sie etwas an. Das ist die ganz harte Komponente. Generell sollte ein neuer Trick oder Stunt nur gemacht werden, wenn man dafür bereit ist. Kopf, Geist und Körper müssen dafür bereit sein, sonst kracht es. Für ein neues Video habe ich einen Sprung vielleicht 400 Mal machen müssen. Da komme ich dann an den Punkt, wo ich kurz davor bin, nicht mehr daran zu glauben. Wenn es dann doch noch klappt - etwas Besseres gibt es nicht.

SPOX: Das ist schon alles? Sie haben doch bestimmt ein Geheimnis.

MacAskill: Grundsätzlich ist es so einfach. Man muss bereit sein. Was mir hilft, ist die Musik. Ich höre während des Fahrens fast immer Musik. Sie entspannt mich, hilft mir mich zu fokussieren und an mich zu glauben.

SPOX: Dennoch geht manchmal etwas schief. Was waren denn Ihre bislang schlimmsten Verletzungen?

MacAskill: Erst einmal muss man wissen: Verletzungen gehören zu diesem Geschäft dazu.

SPOX: Das glaube ich Ihnen sofort.

MacAskill: Balance ist das Stichwort. Wenn etwas schiefgeht, musst du rechtzeitig abspringen, dann kann man sich in den meisten Fällen vor schlimmeren Verletzungen schützen. Ich habe mir bereits beide Füße gebrochen, mir diverse Knochenbrüche zugezogen, Operationen an den Knien und dem Lendenwirbelbereich hinter mir - und viele kleine Sachen. Einmal habe ich mir bei einem eigentlich relativ leichten Trick das Rad in den Rücken gehauen. Probleme am Rücken machen einem ja auch im Alltag am meisten zu schaffen. Das war am Ende viel schlimmer als die Knochenbrüche.

SPOX: Einige Ihrer Freunde und Kollegen hat es schlimmer erwischt. Ihr guter Freund und Manager, der ehemalige Mountainbikeprofi Tarek Rasouli, sitzt mittlerweile querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Zugunsten der Forschung laufen Sie am 7. Mai erneut bei "Wings vor Life" mit, in den ehemaligen Schuhen ihres Freundes. Sicherlich ein emotionaler Moment für Sie.

MacAskill: Es ist unglaublich traurig, dass das Freunden passiert und ich bin immens beeindruckt, wie Tarek und andere mit Lebensfreude, Motivation und Einstellung jetzt ihr Leben meistern. Events wie "Wings for Life" sind wichtig, um zu helfen, aber sich auch vor Augen zu führen, diesen Sport mit dem richtigen Bewusstsein auszuüben. Ganz zu schweigen davon, dass der Lauf hart wird. Ich bestreite mein restliches Leben ja eigentlich nur auf dem Rad. Darauf freuen sich Tarek & Co. besonders.

SPOX: Einer Ihrer Hauptsponsoren ist Red Bull, ohne das Engagement wären Ihre Leistungen zweifelsfrei nicht möglich. Aber der Konzern stand in der Vergangenheit wegen einiger tödlich verunglückten Sportler in der Kritik. Was denken Sie darüber?

MacAskill: In Extremsportarten ist immer ein gewisses Restrisiko dabei. Gerade, wenn es um Stunts von hohen Gebäuden geht. Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Aber meine Sponsoren unterstützen mich in dem größtmöglichen Umfang auch beim Thema Sicherheit. Klar ist aber auch: Alle Ideen, Tricks und Umsetzungen stammen von mir und meinem Team und nicht von meinem Sponsor. Letztlich trage ich das Risiko. Und niemand setzt mich da unter Druck. Es muss immer die Entscheidung des Sportlers sein.

SPOX: Gibt es spezielle Hindernisse, die Sie auf jeden Fall noch bewältigen müssen. Vielleicht sogar verrückte Dinge, wie die Christus-Statue in Rio de Janeiro?

MacAskill: Puh. (überlegt lange) So eine richtige Liste für spezielle Hindernisse gibt es nicht. Vieles entwickelt sich aus den einzelnen Drehs. Da kommen die neuen Ideen von ganz alleine. Asien, im speziellen Japan und Tokio, ist aber auf jeden Fall ein Ziel, das wir angehen wollen.

SPOX: Mit Ihrem Status erhalten Sie Möglichkeiten, an Orten zu fahren, an denen das normalerweise verboten ist. Mussten Sie dafür auch mal das Gesetz brechen? Wie reagieren eigentlich Hausbesitzer, wenn sie auf ihren Dächern cruisen?

MacAskill: (schmunzelt) Für einen Dreh auf Gran Canaria mussten wir gefühlt schon Tage vorher wie die Sternsinger von Tür zu Tür gehen und um Genehmigung bitten, was, wenn es ums Filmen geht, die meisten immer ganz gerne mitmachen. Und was die Gesetzestreue angeht, formuliere ich es mal so: Ich hatte durchaus eine Beziehung zur heimischen Polizei, vor allem als ich aufgewachsen bin. (lacht)

SPOX: Jetzt sind wir gespannt.

MacAskill: Die Polizei hatte wohl irgendwann einen einzelnen Beamten auf mich angesetzt, wenn ich mal wieder dabei war, ein Gebäude zu erkunden oder es für meine neuen Tricks zu benutzen. Also musste ich mich nicht nur darauf konzentrieren, sondern auch ein bisschen das Katz- und Maus-Spiel beachten. Aber über die Jahre ist die Wertschätzung durch die Polizei gestiegen. Das bilde ich mir zumindest ein.

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